Membranoproliferative Glomerulonephritis – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die membranoproliferative Glomerulonephritis (MPGN) ist eine chronische Nierenerkrankung, die durch die Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli (Nierenkörperchen) charakterisiert ist. Diese Ablagerungen führen zu einer Verdickung der Basalmembran und zu einer proliferativen Reaktion des Mesangiums (Bindegewebe der Nierenkörperchen), was zu einer gestörten Nierenfunktion führt. Die genaue Pathogenese der MPGN ist noch nicht vollständig geklärt, doch die Krankheit wird in zwei Haupttypen unterteilt: Typ I und Typ II. Man unterscheidet zudem zwischen einer primären und sekundären Form der Erkrankung.

Typ 1: Subendotheliale Ablagerungen

Der Typ I der MPGN ist durch die Ablagerung von Immunkomplexen im subendothelialen Raum (zwischen dem Endothel und der glomerulären Basalmembran) gekennzeichnet. Diese Ablagerungen aktivieren das Komplementsystem, das zu einer Schädigung der Glomeruli führt.

Pathophysiologische Mechanismen

  • Immunkomplexablagerung: Bei Typ I MPGN lagern sich Immunkomplexe (Komplexe aus Antikörpern und Antigenen) im subendothelialen Raum ab. Diese Ablagerungen aktivieren das Komplementsystem, insbesondere den klassischen Weg, was zu einer Entzündungsreaktion und Schädigung der glomerulären Basalmembran führt.
  • Proliferation des Mesangiums (Vermehrung von Zellen im Bindegewebe der Nierenkörperchen): Die Aktivierung des Komplementsystems führt zu einer Proliferation der Mesangiumzellen und zu einer Verdickung der glomerulären Basalmembran. Dies beeinträchtigt die Filtrationsfunktion der Nieren und führt zur Schädigung der Glomeruli.

Klinische Manifestationen

  • Proteinurie (vermehrter Eiweißverlust über den Urin) und Hämaturie (Blut im Urin) sind häufige Symptome von Typ I MPGN.
  • Verschlechterung der Nierenfunktion: In fortgeschrittenen Stadien kann die glomeruläre Schädigung zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen.

Typ 2: Intramembranöse Ablagerungen

Der Typ II der MPGN, auch als dichte Ablagerungskrankheit bekannt, ist durch intramembranöse Ablagerungen (Ablagerungen innerhalb der glomerulären Basalmembran) gekennzeichnet. Dieser Typ ist seltener und ebenfalls mit einer Komplementaktivierung assoziiert.

Pathophysiologische Mechanismen

  • Intramembranöse Ablagerungen: Bei Typ II MPGN lagern sich dichte Immunkomplexe oder komplementäre Faktoren innerhalb der glomerulären Basalmembran ab. Diese Ablagerungen sind typischerweise kompakt und führen zu einer ausgeprägten Verdickung der Basalmembran.
  • Alternative Komplementaktivierung: Typ II MPGN ist in der Regel mit einer Aktivierung des alternativen Komplementwegs verbunden, was zu einer unkontrollierten Aktivierung des Komplementsystems und einer chronischen Entzündung der Glomeruli führt.

Klinische Manifestationen

  • Proteinurie und Hämaturie treten auch bei Typ II MPGN auf, oft begleitet von einer langsamen Verschlechterung der Nierenfunktion.
  • Niereninsuffizienz kann sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, wobei die Progression häufig langsamer ist als bei Typ I.

Primäre und sekundäre Formen der MPGN

Primäre MPGN

Die primäre Form der MPGN tritt auf, wenn keine zugrunde liegende systemische Erkrankung diagnostiziert werden kann. Sie wird als idiopathisch bezeichnet, da die Ursache nicht bekannt ist. Es wird vermutet, dass eine fehlerhafte Immunkomplexbildung und eine Dysregulation des Komplementsystems eine zentrale Rolle in der Entstehung der primären MPGN spielen.

Sekundäre MPGN

Die sekundäre MPGN entsteht infolge anderer Erkrankungen oder Zustände, die eine Immunkomplexbildung fördern. Zu den häufigsten Ursachen der sekundären MPGN gehören:

  • Infektionen: Chronische Infektionen, wie Hepatitis B, Hepatitis C oder Bakterieninfektionen, können zur Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli führen.
  • Autoimmunerkrankungen: Systemischer Lupus erythematodes (SLE) und andere Autoimmunerkrankungen, die Immunkomplexe bilden, können eine sekundäre MPGN verursachen.
  • Monoklonale Gammopathien: Bei multiplen Myelomen (Plasmozytom) oder anderen Erkrankungen, die mit einer abnormalen Antikörperproduktion einhergehen, kann es zur Ablagerung von Immunkomplexen in den Nieren kommen.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Verdickung der glomerulären Basalmembran

Sowohl bei Typ I als auch bei Typ II MPGN kommt es durch die Ablagerung von Immunkomplexen zu einer Verdickung der glomerulären Basalmembran. Diese Verdickung beeinträchtigt die Filtrationsfunktion der Niere und führt zu einer Proteinurie und Hämaturie.

Proliferation des Mesangiums

Die Aktivierung des Komplementsystems und die Entzündungsreaktion führen zur Proliferation der Mesangiumzellen und zu einer weiteren Sklerose (Verhärtung) der glomerulären Strukturen. Diese chronische Schädigung führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Nierenfunktion.

Klinische Manifestation

Leitsymptome

  • Proteinurie (Eiweiß im Urin): Ein charakteristisches Symptom der MPGN, das durch die gestörte Filtrationsfunktion der Nieren verursacht wird.
  • Hämaturie (Blut im Urin): Die Schädigung der Glomeruli führt zu einem Übertritt von roten Blutkörperchen in den Urin.

Fortgeschrittene Symptome

  • Hypertonie (Bluthochdruck): Die Nierenschädigung kann zu einer gestörten Regulation des Blutdrucks führen, was häufig eine sekundäre Hypertonie verursacht.
  • Niereninsuffizienz (gestörte Nierenfunktion): In fortgeschrittenen Stadien kann es zur chronischen Niereninsuffizienz kommen, die schließlich eine Dialyse (Blutwäsche) erfordern kann.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die membranoproliferative Glomerulonephritis (MPGN) ist eine immunvermittelte Nierenerkrankung, die durch die Ablagerung von Immunkomplexen im subendothelialen Raum (Typ I) oder intramembranös (Typ II) gekennzeichnet ist. Die Aktivierung des Komplementsystems spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese, da sie zu einer chronischen Entzündung und einer Verdickung der glomerulären Basalmembran führt. Die MPGN kann primär auftreten, wenn keine zugrunde liegende Erkrankung identifiziert wird, oder sekundär im Zusammenhang mit Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder monoklonalen Gammopathien. Unbehandelt kann MPGN zur chronischen Niereninsuffizienz führen.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Heroinkonsum

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE)
  • Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
  • Hepatitis B oder C (Leberentzündung)
  • Leberzirrhose – knotiger Leberumbau mit Funktionsverlust
  • Leukämie (Blutkrebs)
  • Viszeraler Abszess – Abszess im Bauchraum