Blut im Urin (Hämaturie) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Hämaturie (Blut im Urin) auftreten:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Mikro- oder Makrohämaturie:
- Mikrohämaturie (Vorhandensein von Blut im Urin (> 5 Erythrozyten/µl)): Ist mikroskopisch nachweisbar; tritt bei etwa 10-20 % der Patienten mit Nierenerkrankungen auf
- Makrohämaturie: Eine sichtbare Rotfärbung des Urins aufgrund von Blut; tritt bei etwa 5-10 % der Fälle mit schweren Erkrankungen der Harnwege auf
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Erkrankungen, die mit einer Mikro- oder Makrohämaturie assoziiert sind:
- Leichte bis mäßige Schmerzen im unteren Bauchbereich: Diese treten häufig in Verbindung mit Blasenerkrankungen auf und werden bei etwa 30 % der Patienten berichtet.
- Starker Harndrang: Wird bei etwa 30 % der Betroffenen beobachtet
- Flankenschmerzen: Einseitige oder beidseitige Schmerzen im Flankenbereich, die auf eine Beteiligung der Nieren hinweisen und bei etwa 20-25 % der Patienten auftreten.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen): Kommen bei etwa 30-40 % der Patienten mit Harnwegsentzündungen vor
- Pollakisurie (häufiger Harndrang ohne erhöhte Urinmenge): Tritt bei etwa 20-30 % der Betroffenen auf
- Vermehrtes Wasserlassen: Bei etwa 15-25 % der Patienten mit Nieren- oder Blasenerkrankungen
- Rezidivierende Hämaturie: Wiederholtes Auftreten von Blut im Urin; beobachtet bei ca. 10 % der Patienten mit chronischen Erkrankungen
- Schocksymptomatik: Niedriger Blutdruck (< 100 mmHg systolisch) und schneller Puls (> 100 Schläge/Min); treten bei etwa 5 % der Patienten mit starken Blutungen auf
Risikofaktoren, die eine erweiterte Diagnostik erforderlich machen
- Höheres Lebensalter
- Männliches Geschlecht
- Tabakkonsum
- Makrohämaturie
- Wiederholt nachgewiesene Mikrohämaturie
- Dysurie bzw. Drangsymptomatik
- Chronische Harnwegsinfektion (HWI)
- Urologische Erkrankung in der Vorgeschichte (z. B. Tumorerkrankung)
- Zustand nach Strahlentherapie (Radiatio) des kleinen Beckens
- Exposition gegenüber (beruflichen) Noxen – s. U. Harnblasenkarzinom (Blasenkrebs) bzw. Hypernephrom (Nierenzellkarzinom)/Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Medikamente: Analgetikaabusus, Chemotherapeutika, Kanzerogene (ohne weitere Angaben)
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Lebensalter > 60. Lebensjahr + Zystitis (insbesondere, wenn therapieresistent) → denken an: Harnblasenkarzinom
- Lebensalter > 60. Lebensjahr + Zystitis (insbesondere, wenn therapieresistent) → denken an: Harnblasenkarzinom
- Schmerzlose Hämaturie, insbesondere Makrohämaturie (sichtbares Blut im Urin) → denken an: malignen (bösartigen) Prozess (Harnblasen-, Nierenzell- und Prostatakarzinom)
- Schmerzhafte Hämaturie → denken an: Uro- bzw. Nephrolithiasis (Harnstein- bzw. Nierensteinleiden) sowie an ein Nierenzellkarzinom (Beginn mit schmerzloser Blutung, danach Nierenkoliken durch Abgang von Blutkoagula im Ureter (Harnleiter))
*Jeder dritte Patient mit einer Makrohämaturie hat eine Krebserkrankung. Meist sind die Patienten älter als 70 Jahre. In der Mehrzahl der Fälle liegt ein Urothelkarzinom vor. Die zweithäufigste Diagnose ist ein Prostatakarzinom [1].
Literatur
- Gan JH et al.: Quantifying the risk of malignancy in patients with visible haematuria presenting to the emergency department. J Clin Urol 2014, online 3. Oktober; doi: 10.1177/2051415814548913