Blut im Urin (Hämaturie) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Blut) [glomeruläre Hämaturie*: Mikrohämaturie + Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin)]
- Albumin im Urin [Albuminurie > 500 mg/24 h → glomeruläre Hämaturie*]
- Urinsediment – Untersuchung des Bodensatzes des Urins auf Blutbestandteile (z. B. Erythrozytenmorphologie aus frischem Urin)
[glomeruläre Hämaturie*: Nachweis von Akanthozyten/dysmorphen Erythrozyten] - Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance [glomeruläre Hämaturie*: erhöhtes Kreatinin/reduzierte Kreatinin-Clearance]
- Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm, das heißt Austestung geeigneter Antibiotika auf Sensibilität/Resistenz)
*Falls isolierte glomeruläre Mikrohämaturie: 6- bis 12-monatliche nephrologische Kontrolluntersuchungen (u. a. Glomerulonephritis-Diagnostik)
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Kleines Blutbild
- Differentialblutbild – zur Beurteilung der Zusammensetzung der Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
- Elektrolyte – Natrium, Kalium
- Urinzytologie (mikroskopische Untersuchungstechnik, bei der die zellulären Bestandteile des Urins untersucht und anhand der zellulären Erscheinungsformen beurteilt werden, ob Zellen bösartig verändert sind; Spontanurin oder Spülzytologie) – bei normaler Basisdiagnostik und persistierender (fortbestehender) Hämaturie
Beachte:
- Die Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) ist bei Low-grade-NMIBC (nicht-muskelinvasive Karzinome der Harnblase) schlecht und bei High-grade-Tumoren (undifferenziertes bzw. anaplastisches bösartiges Gewebe) moderat. Sie kann daher in der Früherkennung bzw. im Screening des Harnblasenkarzinoms aufgrund der zu hohen Rate falsch-negativer Befunde nicht empfohlen werden.
- Für die Nachsorge von High-grade-Tumoren ist die Zytologie aufgrund der der hohen Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) besonders geeignet.
- Das Verfahren ist stark untersucherabhängig.
- Harnsteindiagnostik
- Urinuntersuchung aus 24-Stunden-Sammelurin: Gesamteiweiß, Albumin; quantitative Bestimmung der Proteinurie (z. B. als Albumin-Kreatinin-Ratio im Spontan- oder Sammelurin; ggf. gemeinsam mit der Bestimmung der Kreatinin-Clearance)
- Alpha-2-Makroglobulin (erhöht bei: Nephrotischen Syndrom, Glomerulonephritis, Diabetes mellitus)
- Glomerulonephritis-Diagnostik
- Kreatinin
- Streptokokken-Antikörper
- Staphylokokken-Antikörper
- ANA/ENA-Antikörper
- Rheumafaktor
- ds-DNS-Antikörper
- ANCA
- Glomerulus-Basalmembran-Antikörper (GBM-Ak)
- Tubulusmembran-AK
- IgE C3-
- Nephritis-Faktor
- Creatinkinase (CK) – bei Verdacht auf Myoglobinurie (vermehrte Ausscheidung von Myoglobin/Muskelprotein über die Niere)
- Hämolysezeichen – Werte wie LDH ↑ (Laktatdehydrogenase), HBDH ↑ (Hydroxybutyrat-Dehydrogenase), Retikulozyten ↑, Haptoglobin ↓ und indirektes Bilirubin ↑, die eine Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) anzeigen
- Urethralabstrich (Harnröhrenabstrich) auf Erreger – bei Verdacht auf Urethritis (Harnröhrenentzündung)
- PSA (prostataspezifische Antigen) – Tumormarker für das Prostatakarzinom