Harninkontinenz (Blasenschwäche) – Körperliche Untersuchung
Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:
- Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
- Inspektion (Betrachtung)
- Haut und Schleimhäute
- Bauchdecke und Inguinalregion (Leistenbereich)
- Inspektion (Betrachtung)
- Gynäkologische Untersuchung (mit leerer Blase) – es wird geprüft ob sich Uterus (Gebärmutter) und Vagina (Scheide) infolge von Geburten, schwerer körperlicher Arbeit oder einer angeborenen Bindegewebsinsuffizienz (Bindegewebsschwäche) gesenkt haben (Descensus uteri et vaginae) oder beim Pressen tiefer treten, oder ob eventuell ein Hormonmangel vorliegt. Außerdem wird die Muskelkraft des Beckenbodens geprüft. Des Weiteren bei Harninkontinenz im Alter: Harnröhrenkalibrierung (Messung des Engegrades der Harnröhre)
- Inspektion (Untersuchung mit getrennten Spekula (gynäkologisches Untersuchungsinstrument, dass durch die Spreizung der beiden Blätter ermöglicht, dass die Vagina (Scheide) entfaltet wird) zur spezifische Beurteilung der unterschiedlichen Vaginalkompartimente: anterior, mittleres Kompartiment, posterior)
- Vulva (äußere, primäre Geschlechtsorgane der Frau) [Atrophiezeichen/Hormonmangelatrophie, Hautirritation, Hautinfektion]
- Vagina (Scheide) [Descensus uteri et vaginae; bzw. Nachweis des Tiefertretens bei Pressversuch; ggf. auch Prolaps/Heraustreten der Gebärmutter aus der Scheide, Fistelöffnungen]
- Cervix uteri (Gebärmutterhals), bzw. Portio (Muttermund; Übergang vom Gebärmutterhals (Cervix uteri) in die Vagina (Scheide)), ggf. Entnahme eines Pap-Abstriches (zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs)
- Palpation (bimanuell; Tastuntersuchung mit beiden Händen) der inneren Genitalorgane
- Cervix uteri (Gebärmutterhals)
- Uterus (Gebärmutter) [Normal: anteflektiert/nach vorne abgewinkelt, normalgroß, kein Druckschmerz; Descensus uteri et vaginae; bzw. Nachweis des Tiefertretens bei Pressversuch]
- Adnexe (Anhangsgebilde des Uterus, d. h. das Ovar (Eierstock) und die Tuba uterina (Eileiter)) [Normal: frei]
- Parametrien (Beckenbindegewebe vor dem Gebärmutterhals bis zur Harnblase und beiderseits bis zur seitlichen Beckenwand) [Normal: frei]
- Beckenwände [Normal: frei]
- Douglas-Raum (taschenförmige Aussackung des Peritoneums (Bauchfell) zwischen Rektum (Mastdarm) hinten und Uterus (Gebärmutter) vorne) [Normal: frei]
- Digital rektale Untersuchung (DRU; Untersuchung des Rektums (Mastdarm) und der angrenzenden Organe mit dem Finger per Palpation) zur Beurteilung des analen Tonus und der Rektumsampulle sowie Beurteilung der perinealen Hautverhältnisse [Hautirritationen?]
- Inspektion (Untersuchung mit getrennten Spekula (gynäkologisches Untersuchungsinstrument, dass durch die Spreizung der beiden Blätter ermöglicht, dass die Vagina (Scheide) entfaltet wird) zur spezifische Beurteilung der unterschiedlichen Vaginalkompartimente: anterior, mittleres Kompartiment, posterior)
- Urologische/andrologische Untersuchung
- Inspektion und Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch), der Inguinalregion (Leistenregion) etc.
- Inspektion und Palpation des Genitales (Penis und Hodensack; Beurteilung der Pubesbehaarung (Schamhaare), des Penis (Penislänge: im erschlafften Zustand zwischen 7-10 cm; Vorliegen von: Indurationen (Gewebeverhärtungen), Anomalien, Phimose/Vorhautverengung?) sowie der Hodenlage und -größe (ggf. mittels Orchimeter); ggf. der Schmerzhaftigkeit im Vergleich zur Gegenseite bzw. wo ist das Punctum maximum des Schmerzes)
- Digital rektale Untersuchung (DRU): Untersuchung des Rektums (Mastdarm) und der angrenzenden Organe mit dem Finger per Palpation (Beurteilung der Prostata in Größe, Form und Konsistenz, ggf. Nachweis von Indurationen (Gewebeverhärtungen))
- ggf. neurologische Untersuchung – neurogenen Läsionen? [Störung der Sensibilität in den Dermstomen S2-S5 (sogenannte Reithosengebiet)]
- Gesundheitscheck
In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring