Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) inklusive kleines Becken – zur Basisdiagnostik [ggf. Nachweis größerer Tumoren und Harnaufstau]; ebenfalls zur Nachsorge
    Beachte: 
    • Die Abdomensonographie gilt beim Erstbefund eines nicht-invasiven Harnblasenkarzinoms (engl. non-muscle-invasive bladder cancer, NMIBC) als ausreichend – es sollte keine bildgebende Abklärung des oberen Harntrakts erfolgen.
    • Eine Bildgebung des oberen Harntrakts sollte allerdings bei einer Tumorlokalisation im Bereich des Trigonums und/oder bei multiplen Tumoren und/oder bei High-grade-Tumoren erfolgen.
    Hinweise zur Untersuchung: Bei Untersuchung der Harnblase sollte diese gut gefüllt sein (250-300 ml). Auf diese Weise lassen sich Unregelmäßigkeiten der Harnblasenoberfläche oder exophytische Tumoren gut darstellen.
    Bei Untersuchung der Nieren ist auf einen bestehenden Harnstau oder einen Tumor im oberen Harntrakt zu achten.
  • Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) mit Quadrantenbiopsie (Primärdiagnostik mit Weißlicht-Zystoskopie; ggf. mittels Hexaminolevulinat-Fluoresenzzystoskopie zur besseren Erkennung eines Carcinoma in situ, CIS) – zur genauen Dignitätsfeststellung [Methode der Wahl]
    Hinweise zur Untersuchung: Verbesserung von Detektionsrate "Auffindungsrate"), rezidiv- und progressionsfreiem Überleben durch photodynamische Diagnostik (PDD; spezifische Anfärbung von Harnblasentumoren mittels eines Farbstoffes, der in die Harnblase eingebracht wird und eine verbesserte Diagnostik von Harnblasentumoren ermöglicht) und „narrow band imaging“ (NBI; Variante der Endoskopie, bei der blaues und grünes Licht eingesetzt wird, um die Oberflächendarstellung der Mukosa (Schleimhaut) zu verbessern: hypervaskularisiertes ("gefäßreiches") Gewebe und pathologische ("krankhafte") Gefäßformationen werden kontrastreich dargestellt) 
    Beachte: Nach Ausschluss eines Harnblasentumors durch eine Zystoskopie als Ursache für eine Mikro- bzw. Makrohämaturie oder eine positive Zytologie soll eine Abklärung des oberen Harntraktes erfolgen [S3-Leitlinie].

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Computertomographie (CT) des Beckens (Becken-CT) mit CT-Urographie (CTU; = Computertomographie mit Urographie-Phase):
    • erstes Verfahren zur Diagnostik des oberen Harntrakts bei der Abklärung der Hämaturie (Blut im Urin) bei über 45-Jährigen [1]
    • bei ostium-nahen, invasiven oder High-grade-Tumoren
    • bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (Tumorstaging)
    • bei Verdacht auf Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) (Tumorstaging)
  • Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT):
    • bei Verdacht auf Lungenmetastasen
    • bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom
  • Computertomographie des Schädels (Schädel-CT; craniales CT) – nur bei klinischer Symptomatik und/oder auffälligen diagnostischen Befunden erfolgen [S3-Leitlinie]
  • Magnetresonanztomographie des Beckens (Becken-MRT als multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT-Untersuchung/)): umfasst die Blase sowie die Prostata und die paravesikalen Lymphknotenregionen. (alternativ zu Becken-CT); Indikationen
    • Staging bei Blasentumoren (Klassifikation nach VI-RADS: "vesical imaging-reporting and data system") [2]
    • Einschätzung der Invasivität und der Aggressivität sowie des Therapieansprechens bei Patienten mit Harnblasenkarzinom (Nachsorge)
  • Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei fortgeschrittenen Tumoren; ebenfalls zur Nachsorge

Rezidivdiagnostik

  • Weißlichtzystoskopie (v. a. auch aufgrund ihrer flächendeckenden Verfügbarkeit) – Tumornachsorge des  nicht-muskelinvasivem Harnblasenkarzinoms ("non muscle-invasive bladder cancer", NMIBC) [Goldstandard]
    Beachte: Das Verfahren hat Schwächen bei der Detektion von kleinsten papillären Tumoren und von "flat lesions", also v. a. des Carcinoma in situ (CIS). Die Zytologie hat hier bei High-grade-Tumoren eine hohe Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden).
    Untersuchungsintervalle im Rahmen der Nachsorge: 3 Monate nach Erstdiagnose/TURB, danach jährlich bis einschließlich dem viertem Jahr.

Literatur

  1. Molen AJ van der, Hovius MC. Hematuria: a problem-based imaging algorithm illustrating the recent Dutch guidelines on hematuria. AJR Am J Roentgenol. 2012;198(6):1256-65
  2. Panebianco V et al.: Multiparametric Magnetic Resonance Imaging for Bladder Cancer: Development of VI-RADS (Vesical Imaging-Reporting And Data System) Eur Urol 2018 Sep;74(3):294-306. doi: 10.1016/j.eururo.2018.04.029.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 032-038OL), März 2020 Kurzfassung Langfassung