Blasenentzündung (Zystitis) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Beachtung der allgemeinen Hygienemaßnahmen! (Mangelnde Hygiene – aber auch übertriebene Hygiene kann Ursache einer Zystitis sein)
  • Beachtung der verhaltensbedingten Risikofaktoren
    • Benutzung von Scheidendiaphragmen und Spermiziden – hierdurch wird die normale bakterielle vaginale Flora verändert, sodass es zu einem Anstieg des Bakteriums E. coli (Escherichia coli) in der Scheide kommen kann, was mit einem erhöhten Risiko für eine Zystitis verbunden ist
    • Sexuelle Aktivität – durch Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Blase gelangen und eine Entzündung verursachen. Eine Miktion (Wasserlassen) nach dem Geschlechtsverkehr (postkoitale Blasenentleerung) kann das Risiko vermindern (ca. ein Drittel der Patientinnen wird dadurch infektfrei), da hierdurch eventuell vorhandene Bakterien wieder ausgespült werden. Weiterhin sollte der männliche Partner auf eine ausreichende Hygiene achten
    • Analverkehr/Analsex bei Männern, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)) ist mit einem erhöhten Risiko verbunden
    • Tragen von feuchter Badebekleidung über längere Zeit, kalte Zugluft
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Vermeidung psychosozialer Konfliktsituationen (Stress und dauernde Anspannung – verspannte Blasenwände erhöhen das Risiko aufgrund einer verminderten Schleimproduktion):
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Soziale Isolation
    • Stress

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Patientinnen in der Postmenopause (Wechseljahre)
    • lokal-vaginale prophylaktische Östrogentherapie (Ethinyl-Östradiol; Östriol) ist eine geeignete Maßnahme zur Prävention einer rezidivierenden Zystitis (HWI).
    • Vaginale fraktionierte Lasertherapie (Vulvovaginale Lasertherapie) – innovatives, minimalinvasives, nicht operatives und nicht hormonales Verfahren zur Behandlung der meist rezidivierend auftretenden, schwer therapierbaren vulvovaginalen Dysfunktionen, bes. die Sexualität und Erkrankungen im Intimbereich betreffend. Vorwiegend Frauen im Präklimakterium/Klimakterium oder sonstigen Östrogenmangelsituationen leiden darunter. Auch leichte Formen der Harninkontinenz (Blasenschwäche), der Drangsymptomatik, Nykturie (nächtliches Wasserlassen), chronisch rezidivierender Zystitiden (wiederkehrende Blasenentzündungen) und Descensusbeschwerden (Senkungsbeschwerden) können sich bessern. Besonders hervorzuheben sind die exzellenten Ergebnisse bei der Therapie des Lichen sclerosus, die meist eine Cortisontherapie überflüssig machen.
      Beeindruckend ist die minimale Nebenwirkungsrate und das Fehlen von Komplikationen bei dieser Methode, sowie die Möglichkeit der Anwendung nach Chemo- oder Bestrahlungstherapie [2-5]. Allerdings fehlt derzeit noch eine Evaluierung durch kontrollierte Studien [6]. Einzelheiten s. Kapitel: "Vulvovaginale Lasertherapie", “Lasertherapie bei Blasenproblemen der Frau“, “Lasertherapie bei Lichen sclerosus“.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen  

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung des Geschlechtes und des Alters
  • Beachtung folgender ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • Beachtung der Trinkmenge!
      • Tägliche Trinkmenge 1,5 Liter (viel trinken beugt Harnwegsinfekten vor)
        • Beachte: Bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Blasenentzündungen ist auf eine ausreichende, aber nicht zu hohe Trink- und Urinmenge zu achten (1,5 l/Tag). Im Urin befinden sich nämlich auch Substanzen, die eine hemmende Wirkung auf das Bakterienwachstum haben und die bei zu hoher Flüssigkeitsaufnahme verdünnt werden würden.
      • Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte folgende Wasserzufuhr durch Getränke (= Trinkmenge) und feste Nahrung – pro Kilogramm Körpergewicht – aufgenommen werden, um den täglichen Flüssigkeitsverlust auszugleichen:
        • Erwachsene 35 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag
        • Ab dem 51. Lebensjahr 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag
      • Wasserzufuhr durch Getränke (Trinkmenge) = Gesamtwasserzufuhr – (Wasserzufuhr durch feste Nahrung1 + Oxidationswasser2)
        1Wasserzufuhr durch feste Nahrung = je nach Altersgruppe zwischen 680 und 920 ml/Tag
        2Oxidationswasser = je nach Altersgruppe zwischen 260 und 350 ml/Tag Achtung!
      • Im Sommer, wenn stark geschwitzt wird, muss unter Umständen die Trinkmenge auf über 3 Liter/Tag erhöht werden.
    • Frauen mit mindestens 3 Zystitis-Episoden, die täglich 1,5 Liter Wasser zusätzlich zu ihrer üblichen Aufnahme tranken, berichteten über ca. 50 % weniger Harnwegsinfektionen als die Frauen der Kontrollgruppe (1,7 versus 3,2; Unterschied: 1,5 (95-%-Konfidenzintervall: 1,2–1,8; p < 0,001)) [1].
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Hooton TM et al.: Effect of Increased Daily Water Intake in Premenopausal Women With Recurrent Urinary Tract Infections. A Randomized Clinical Trial JAMA Intern Med. Published online October 1, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4204