Blasenentzündung (Zystitis) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Zystitis (Blasenentzündung) bzw. auf einen unteren HWI* hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Zystitis (Blasenentzündung) bzw. einen unteren Harnwegsinfekt (HWI) und werden oft zuerst bemerkt:
- Häufiges Wasserlassen (Pollakisurie): Der Drang, häufig kleine Mengen an Urin abzulassen, oft begleitet von einem unangenehmen Gefühl (Häufigkeit > 70 %)
- Schmerzhaftes Wasserlassen (Dysurie): Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, ein typisches Anzeichen einer Blasenentzündung (Häufigkeit > 60 %)
- Nächtliches Wasserlassen (Nykturie): Häufiges Aufstehen in der Nacht, um Wasser zu lassen, was die Nachtruhe stören kann (Häufigkeit 30-40 %)
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Zystitis bzw. eines unteren Harnwegsinfekts:
- Schmerzhaftes Wasserlassen mit krampfartigen Schmerzen (Strangurie): Krampfartige Schmerzen während und nach dem Wasserlassen (Häufigkeit 50-60 %)
- Harninkontinenz (ggf.): Unfreiwilliger Harnabgang, der in einigen Fällen auftreten kann (Häufigkeit 20-30 %)
- Schmerzen über dem Schambein (Suprapubischer Schmerz): Häufigkeit 30-50 %
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Trüber, flockiger Urin: Häufigkeit 20-30 %
- Blut im Urin (Hämaturie): Häufigkeit 10-20 %
- Imperativer Harndrang: Plötzlicher, starker Drang, die Blase zu entleeren, selbst wenn diese gerade entleert wurde (Häufigkeit 30-40 %)
*HWI = Harnwegsinfekt
Folgende Symptome und Beschwerden können bei Kindern auf einen HWI hinweisen:
- unspezifische Symptome wie Trinkschwäche, Unterbauchschmerzen
- neu aufgetretene Enuresis nocturna (unwillkürliches Einnässen in der Nacht)
Beachte: Bei Kindern unter 2 Jahren ist Fieber häufig das einzige Symptom eines HWI (DD: Zystitis/Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung))
In einer Metaanalyse wurden folgende Symptome als zuverlässigste Zeichen eines HWI im Kindesalter herausgefunden [1]:
-
Dysurische Beschwerden (schmerzhafter Harndrang)
-
Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen)
- Flanken- bzw. Rückenschmerzen
- Pollakisurie (häufiger Harndrang)
- neu aufgetretene Enuresis nocturna
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Männer → denken an: anderes Keimspektrum; tumorassoziiert
- Schwangere → denken an: erhöhtes Risiko für Urosepsis (Blutvergiftung, die vom Urogenitaltrakt ausgeht)
- Kinder < 12 Jahre → denken an: möglicher Hinweis für Fehlbildungen
- Vorerkrankungen:
- Fluor vaginales (Scheidenausfluss); vaginale Irritationen
- Adnexitis (Entzündung des Eileiters und des Eierstocks), Kolpitis (Scheidenentzündung), Prostatitis (Prostataentzündung) → denken an: venerische Erkrankung
- Diabetes mellitus (habituelle Keimbesiedlung)
- Urolithiasis → denken an: Gefahr der Urosepsis durch Stauung
- Miktionsstörung (Harnblasenentleerungsstörung) oder sonstige Anomalien mit Restharnbildung
- Beim Auftreten von Fieber und Rücken- beziehungsweise Flankenschmerzen ist eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), d. h. eine Beteiligung der oberen Harnwege, wie Harnleiter und/oder Nieren inklusive Nierenbecken sehr (= oberer HWI*) wahrscheinlich.
- Dauerkatheter → gehäuft Auftreten von Problemkeimen
- Immunsuppression (Maßnahmen zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen)
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring
Literatur
- Shaikh N et al.: Does this child have a urinary tract infection? JAMA. 2007;298(24):2895-2904. doi:10.1001/jama.298.24.2895