Blasenentzündung (Zystitis) – Prävention
Zur Prävention der Zystitis (Blasenentzündung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme – je besser die Harnblase „gespült“ wird, desto seltener ist sie entzündet
Beachte: Trinken einer ausreichenden, aber nicht zu großen Trinkmenge. Durch eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr können im Urin vorhandene antimikrobielle Peptide wie das Tamm-Horsfall-Protein (Uromodulin) und Cathelicidine verdünnt werden. - Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
- Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme – je besser die Harnblase „gespült“ wird, desto seltener ist sie entzündet
- Drogenkonsum
- Ketamin – Ketaminmissbrauch (bis zu 30 g wöchentlich) führte zu einer ulzerativen Zystitis (Blasenentzündung mit Geschwürbildung) mit starkem Harndrang, Schmerzen und Inkontinenz (Blasenschwäche) später sogar zu einer bilaterale Hydroureteronephrose (Erweiterung des Harnleiters und Nierenbeckenkelchsystems) sowie zu einer verschrumpelten Harnblase mit konsekutiver Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) [2]
- Psychosoziale Konfliktsituationen (Stress und dauernde Anspannung – verspannte Blasenwände erhöhen das Risiko aufgrund einer verminderten Schleimproduktion):
- Mobbing
- Seelische Konflikte
- Soziale Isolation
- Stress
- Benutzung von Scheidendiaphragmen und Spermiziden – hierdurch wird die normale bakterielle vaginale Flora verändert, sodass es zu einem Anstieg des Bakteriums E. coli – Escherichia coli – in der Vagina kommen kann, was mit einem erhöhten Risiko für eine Zystitis verbunden ist
- Sexuelle Aktivität:
- durch Koitus (Geschlechtsverkehr) können Bakterien in die Blase gelangen und eine Zystitis verursachen (= zeitnaher Geschlechtsverkehr). Eine Miktion (Wasserlassen) postkoital (nach dem Verkehr) kann das Risiko vermindern, da hierdurch eventuell vorhandene Bakterien wieder ausgespült werden. Weiterhin sollte der männliche Partner auf eine ausreichende Hygiene achten
- nach den Flitterwochen durch häufigen Geschlechtsverkehr ("Honeymoon-Zystitis"); häufige Symptome dabei sind Algurie (Schmerzen beim Wasserlassen, Dysurie (erschwerte (schmerzhafte) Harnentleerung) und Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung)
- Analverkehr bei Männern, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)) ist mit einem erhöhten Risiko verbunden
- Mangelnde Hygiene – aber auch übertriebene Hygiene
- Tragen von feuchter Badebekleidung über längere Zeit, kalte Zugluft
Medikamente
- Kontrazeption (Empfängnisverhütung) mit DMPA (Depot-Medroxyprogesteronacetat)
- Zytostatika
- Immunsupprimierte Patient(inn)en
- 2 bis 4 Wochen zurückliegende Antibiotikatherapie
Weitere Risikofaktoren
- Mechanische Reize – z. B. Dauerkatheter
- Stress und dauernde Anspannung – verspannte Blasenwände erhöhen das Risiko aufgrund einer verminderten Schleimproduktion.
- Zustand nach Entlassung aus einer stationären Einrichtung innerhalb der letzten zwei Wochen
Prophylaxemaßnahmen
- Orale Immunprophylaxe mit bakteriellen Zellwandbestandteilen uropathogener Escherichia-coli-Stämme (OM89, Uro-Vaxom®); zur Grundimmunisierung täglich eine Kapsel über einen Zeitraum von 3 Monaten; zur Auffrischung der körpereigenen Immunabwehr drei Monate nach abgeschlossener Grundimmunisierung täglich eine Kapsel über jeweils 10 Tage als Schubauffrischung (Intervallboosterung) während drei aufeinanderfolgender Monate.
- Parenterale Immunstimulation mit inaktivierten Erregern (StroVac®); zur Grundimmunisierung: 3 Injektionen à 0,5 ml Impfsuspension im Abstand von 1-2 Wochen; zur Auffrischung: 1 Injektion à 0,5 ml Impfsuspension circa 1 Jahr nach Grundimmunisierung.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Zirkumzision (Vorhautbeschneidung): Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) eines Harnwegsinfekts bei nichtzirkumzidierten Knaben ist 10-fach so hoch wie bei zirkumzidierten Knaben [1].
- Bei Patientinnen in der Postmenopause ist eine lokal-vaginale prophylaktische Östrogentherapie (Ethinyl-Östradiol; Östriol) eine geeignete Maßnahme zur Prävention einer rezidivierenden Zystitis (HWI).
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring
Literatur
- Wiswell TE, Geschke DW: Risks from circumcision during the first month of life compared with those for uncircumcised boys. Pediatrics 1989, 83(6):1011-1015
- Lamers G et al.: Ketamine-induced uropathy: A diagnostic pitfall in an increasing healthcare issue in youngsters Urology Case Reports 2022;42 https://doi.org/10.1016/j.eucr.2022.102019