Blasenentzündung (Zystitis) – Medizingerätediagnostik

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Nierensonographie (Ultraschalluntersuchung der Nieren) inkl. der ableitenden Harnwege; Indikationen:
    • bei Verdacht auf Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) zum Ausschluss von komplizierenden Faktoren
    • bei Kindern mit einer ersten fieberhaften Harnwegsinfektion (HWI): gemäß einer Metaanalyse von 29 Studien liegt die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von auffälligen Befunden in der Sonographie (Ultraschall) der Nieren und ableitenden Harnwege bei 22,1 %; klinisch relevante Befunde sind nach der Auswertung von acht Studien nur bei 3,1 % der Kinder zu erwarten [2].
  • Rektale Prostatasonographie Ultraschall der Prostata durch das Rektum/Mastdarm) – bei Verdacht auf Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Uroflowmetrie (Harnflussmessung) – bei chronischen Zystitiden den Nachweis bzw. Ausschluss von Harnblasenentleerungsstörungen
  • Zystometrie (Blasendruckmessung) – bei chronischen Zystitiden den Nachweis bzw. Ausschluss von Harnblasenentleerungsstörungen
  • Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) – bei Frauen mit rezidivierenden (wiederkehrenden) Harnwegsinfekten
    • In einer Studie förderte diese bei 84 von 113 Frauen mit ansonsten normalen Befunden Auffälligkeiten zutage (am häufigsten eine Trigonitis/Zustand der Entzündung der trigonalen Region der Blase), die häufig auch Therapien erforderlich machten [1].
  • Miktionszystourethrographie (MZU; Untersuchungsmethode, bei der die Harnblase und die Harnröhre vor und während der Miktion mithilfe von Kontrastmittel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung dargestellt werden) oder sonographisch als Miktionsurosonographie (MUS) – zum Ausschluss bzw. Nachweis eines vesikoureteralen Refluxes (VUR; unphysiologischer Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken)
  • Magnetresonanz (MR)-Urographie – bei Verdacht auf komplexe Fehlbildungen der Niere; ggf. auch zur Beurteilung von Nierenfunktion, Abflussverhältnissen und Narbenbildung im Nierenparenchym
  • Endourologische Untersuchungsverfahren wie Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung), Ureterorenoskopie (Harnleiter- und Nierenspiegelung) – nur bei chronischen bzw. chronisch rezidivierenden Entzündungen angezeigt
  • DMSA-Szintigraphie; statische Radioisotopennephrographie mittels des Radionuklid 99mTc-DMSA (2,3-Dimercaptosuccinsäure); die Untersuchung dient der Darstellung des funktionsfähigen Nierengewebes; Indikationen:
    • bei Auftreten eines fieberhaften Harnwegsinfekts (HWI) bei einem Kind zum Ausschluss von Parenchymnarben, die im Rahmen einer Pyelonephritis auftreten können (frühestens 2 Monate nach dem Auftreten eines fieberhaften HWI); falls Nachweis eines Parenchymschadens → MZU (s. o.) zum Ausschluss eines vesikoureteralen Refluxes (VUR) [„Top-down“-Strategie]
    • positiver Refluxnachweis (vesikoureteraler Reflux, VUR) [„Bottom-up“-Strategie]
    Des Weiteren können durch die DMSA-Szintigraphie auch Nierenanomalien wie eine Doppel- oder Hufeisenniere sichtbar gemacht werden.

Zystitis im Kindesalter

Ziel der Medizingerätediagnostik bei einem Harnwegsinfekt (HWI) im Kindesalter:

  • Nachweis anatomischer Auffälligkeiten, die den Infekt begünstigen:
    • Abflussbehinderungen in den ableitenden Harnwegen (z. B. am pyeloureteralen Übergang oder im terminalen Ureter)
    • vesikoureteraler Reflux (VUR; unphysiologischer Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken)
    • angeborene Refluxnephropathie; bereits vor der Geburt fällt eine Dilatation (Ausweitung) des oberen Harntrakts auf (Jungen häufiger als Mädchen)
  • eine obere von einer unteren HWI zu unterscheiden
  • Spätfolgen der Infektion (Narbenbildung im Nierenparenchym) zu erkennen.
  • Bei Kindern mit einer ersten fieberhaften Harnwegsinfektion (HWI) liegt gemäß einer Metaanalyse von 29 Studien die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von auffälligen Befunden in der Sonographie (Ultraschall) der Nieren und ableitenden Harnwege bei 22,1 %; klinisch relevante Befunde sind nach der Auswertung von acht Studien nur bei 3,1 % der Kinder zu erwarten [2].

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Ordonez J et al.: Role of Flexible Cystoscopy in the Management of Postmenopausal Women with Recurrent Urinary Tract Infections. Urology 2022; https://doi.org/10.1016/j.urology.2022.07.040 
  2. Yang S et al.: Kidney Ultrasonography After First Febrile Urinary Tract Infection in Children: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Pediatr 2023;e231387; https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2023.1387

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Harnwegsinfektion bei Kindern – Bildgebende Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 064 - 007), April 2023 Langversion