Akutes Nierenversagen – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Verbesserung der Symptomatik

Therapieempfehlungen

  • Schleifendiuretika (Arzneimittel zur Entwässerung) bei Überwässerung und erhaltener Diurese (Harnausscheidung)
    Beachte: Das therapeutische "Spülen" der Niere mit großen Infusionsmengen und der Gabe von Schleifendiuretika wird inzwischen als obsolet betrachtet; es hat keinen Einfluss auf ein akutes Nierenversagen.
  • Bei akutem Nierenversagen (ANV) sollten die folgenden Maßnahmen durchgeführt werden:
    • Hämodynamik/Blutfluss in den Gefäßen stabilisieren (Volumen, Noradrenalin im septischen Schock/Schock durch Blutvergiftung, Dobutamin im kardiogenen ("herzbedingter") Schock, Adrenalin im therapierefraktären Schock), Blutdrucksenkung bei hypertensiver Krise (Blutdruckkrise)
      Cave! (Achtung!) Keine Volumenüberladung; auf künstliche Kolloide soll verzichtet werden
    • Säure-Basen-Haushalt und Elektrolyte (Blutsalze) ausgleichen (gilt insb. auch für die Phase nach Wiedereinsetzen der Diurese)
    • Sonographie/Ultraschall (Harnaufstau?)
    • Ggf. Nephrotoxine ("Nierengifte") eliminieren; siehe ggf. auch unter "Intoxikationen/Medikamentöse Therapie"; die Therapie besteht meistens aus supportiven und symptomatischen, ggf. intensivmedizinischen Maßnahmen 
    • Pharmakotherapie (Arzneimitteltherapie) anpassen
    • Negative Stickstoffbilanz vermeiden. Dieses bedeutet, dass in der Muskulatur mehr Proteine vom Körper abgebaut als aufgebaut werden (kataboler Stoffwechsel); dieses macht eine enterale Ernährung (z. B. per Magensonde) erforderlich
    • Indikation für Hämodialyse (Blutwäsche) bzw. für CVVH (kontinuierliche venovenöse Hämofiltration; 24 h/d Blutwäsche) rechtzeitig prüfen
      Indikationen sind:
      • Laborparameter: Serum-Harnstoffwert über 200 mg/dl, ein Serum-Kreatininwert über 10 mg/dl, ein Serum-Kaliumwert über 7 mmol/l oder eine Bicarbonat-Konzentration unter 15 mmol/l 
      • diuretikaresistente Überwässerung mit Lungenödem/Wassereinlagerung in die Lungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und beginnendem Hirnödem (Hirnschwellung)
      • Urämiezeichen wie beispielsweise Perikarditis/Herzbeutelentzündung und Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe)
      Beachte: Ein frühzeitiger Beginn der Nierenersatztherapie (AKIN-Stadiums 2: Verdopplung des Kreatinins) konnte die Überlebenschancen der Patienten deutlich verbessern (Senkung der Mortalität nach 90 Tagen von 54,7 auf 39,3 Prozent). Zu beachten ist allerdings, dass bei dieser Studie die Patienten überwiegend chirurgische Patienten waren und damit die Studie nicht repräsentativ für andere Patientengruppen ist [1].
    • Diuretika (Arzneimittel zur Entwässerung) verbessern die Prognose des akuten Nierenversagens nicht!
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, K, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Mineralstoffe (Magnesium)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Jod, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Polyphenole aus Frucht- und Gemüse-Extrakt)
  • Weitere Vitalstoffe (Kürbiskernöl, Rosenwurzwurzel-Extrakt)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Zarbock A et al.: Effect of Early vs Delayed Initiation of Renal Replacement Therapy on Mortality in Critically Ill Patients With Acute Kidney Injury The ELAIN Randomized Clinical Trial. JAMA. 2016;315(20):2190-2199. doi:10.1001/jama.2016.5828.