Nationale Verzehrsstudie 2008

Die Nationale Verzehrsstudie II (2008) hat untersucht, wie sich die Menschen in Deutschland ernähren und wie sich ihr Ernährungsverhalten auswirkt. Für Deutschland werden somit repräsentative Daten zum aktuellen und üblichen Verzehr an Lebensmitteln aufgezeigt und der Ernährungsstatus der Bevölkerung wird abgebildet.

Das Max Rubner-Bundesforschungsinstitut MRI (früher: Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel) führte im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die NVS II durch. Zwischen November 2005 und Januar 2007 wurden bundesweit fast 20.000 deutschsprachige Personen zwischen 14 und 80 Jahren, die in Privathaushalten leben, zu ihrem Lebensmittelverzehr befragt. Unter anderem wurden Daten zum Ernährungswissen, Einkaufsverhalten und den Kochfertigkeiten erhoben. Auch die Art und Menge an Lebensmitteln, die die Befragten zu sich nehmen, wurden berücksichtigt. Damit werden auch Informationen über den Verzehr von z. B. angereicherten Lebensmitteln, Bio-Lebensmitteln oder speziellen Sportlerprodukten gewonnen. Des Weiteren flossen Körpergröße und -gewicht der Befragten sowie deren körperliche Aktivität und weitere Lebensstilfaktoren mit ein.

Erhebungsmethoden

Um den Ernährungsstatus und das Ernährungsverhalten optimal zu erfassen, wurden unterschiedliche Erhebungsinstrumente eingesetzt. Für die Erfassung der üblichen Ernährung, der Mahlzeitenstrukturen und der Gewohnheiten wurde eine für die NVS II weiterentwickelte, computergestützte diet history (DISHES 2005) eingesetzt. DISHES 2005 wird beim Erstkontakt mit den Teilnehmenden, dem persönlichen Interview (CAPI: computer assisted personal interview), angewendet.

Die Teilnehmer erhielten darüber hinaus einen Fragebogen, der ihr Aktivitätsverhalten und anderen gesundheitsrelevanten Parametern betraf. Anschließend wurde an zwei zufällig ausgewählten Tagen in telefonischen Interviews (CATI: computer assisted telephone interview) der aktuelle Verzehr der letzten 24 Stunden erfragt (24-h-Recall). Hierbei kam jeweils das Programm EPICSoft zum Einsatz.

Die Datengewinnung erfolgte bundesweit in vier unmittelbar aufeinander folgenden Erhebungswellen, um jeweils sowohl saisonale als auch regionale Aspekte zu berücksichtigen.

Bundeslebensmittelschlüssel

Für ernährungsepidemiologische Studien und Verzehrserhebungen ist wesentlich, dass alle gesammelten Informationen über verzehrte Lebensmittel oder Speisen auf ihre Nährstoffe (z. B. Fette, Vitamine) zurückverfolgt werden. Erst dann sind Aussagen über die Nährstoffversorgung der Befragten möglich. Wegen der Datenfülle werden diese Nährwerttabellen in Datenbanken verwaltet. Die für die Bundesrepublik gültige Datenbank ist der Bundeslebensmittelschlüssel (BLS). 

Ausgewählte Ergebnisse der NVS II

Das alarmierende Ergebnis der NVS II:

  • Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist übergewichtig. 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen sind übergewichtig. Jeder Fünfte ist adipös und damit gefährdet an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus zu erkranken. Der Anteil übergewichtiger junger Erwachsener stieg in den letzten zehn Jahren deutlich an. Bei den Frauen über 30 Jahren sank der Anteil Übergewichtiger im gleichen Zeitraum je nach Altersgruppe um bis zu acht Prozent.
Ergebnisse des Lebensmittelverzehrs:
  • Männer essen mehr Fleisch und trinken mehr Bier als Frauen. Fisch kommt eher selten auf den Tisch und Wasser ist der Durstlöscher Nummer eins.
  • Annähernd 60 % der Deutschen essen zu wenig Obst, nämlich weniger als 250 g/Tag. Frauen essen mit 270 g/Tag durchschnittlich mehr Obst als Männer (222 g/ Tag). Trotzdem erreichen 54 % der Frauen die DGE-Empfehlung nicht. 
  • Männer verzehren doppelt soviel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Täglich essen sie 103 g Fleisch, Wurstwaren oder Fleischerzeugnisse. Bei Frauen landen täglich nur 53 g auf dem Teller. Bei den Männern sinkt der Verzehr von Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnissen ab der Altersgruppe von 19 bis 24 Jahren. 
  • Die Deutschen essen im Vergleich zum Fleischverzehr kaum Fisch. Durchschnittlich essen Männer 29 g/Tag und Frauen 23 g/Tag. 
Ergebnisse der Versorgung mit Vitaminen:
  • Deutlich unter den empfohlenen Werten liegt die Aufnahme von Vitamin D und Folsäure. 79 % der befragten Männer und 86 % der Frauen unterschreiten die Empfehlung für die Folsäure-Aufnahme.
  • Auch bleibt die tägliche Aufnahme von Vitamin C bei einem Drittel aller Männer und Frauen unter dem Referenzwert. Den am schlechtesten Versorgten fehlen circa 50-60 mg Vitamin C.
  • In der Altersgruppe vom 19.-80. LJ. erreichen nur circa 50 % der Frauen und Männer die Zufuhr-Empfehlung für Vitamin E. Den am schlechtesten versorgten Männern fehlen circa 7,5 mg Vitamin E, den Frauen fehlen entsprechend circa 4 mg.

Milch und Milchprodukte liefern im Durchschnitt etwas mehr als 40 % des täglichen Calciumbedarfs von 1000 mg für Erwachsene. Nur etwa 5 % der Teilnehmer decken ihren kompletten Calciumbedarf bereits durch den Verzehr von Milch und Milchprodukten.

Was die Eisenversorgung betrifft, erreichen in der Altersgruppe vom 19.-50. LJ. nur 25 % der Frauen die Menge der Zufuhr-Empfehlung, wobei den am schlechtesten Versorgten circa 8 mg Eisen fehlen. Bei den über 51jährigen Frauen sind nur 63-75 % ausreichend versorgt, weshalb den am schlechtesten Versorgten circa 3-4 mg Eisen fehlen.

Zufuhr von Nahrungsergänzungsmittel

Fast ein Drittel (28 %) der Befragten nahmen Nahrungsergänzungsmittel ein. An Vitaminen wurden vor allem die Vitamine C, B, E und Folsäure supplementiert. Bei den Mineralstoffen standen Calcium- und Magnesium-Präparate im Vordergrund.