Gleichgewichtsstörung der Darmflora (Dysbiose) – Weitere Therapie
Im Regelfall ist keine medikamentöse Therapie erforderlich! Nur wenn eine gesicherte bakterielle Überwucherung im Dünndarm (bakterielles Überwucherungssyndrom; Dysbiose; engl. Small Intestinal Bacterial Overgrowth, SIBO) vorliegt und weitere Therapiemaßnahmen ohne Erfolg geblieben sind, ist eine Therapie mit Rifaximin (Arzneistoff aus der Klasse der Breitbandantibiotika) indiziert.
Beachte: Nahrungsmittelintoleranzen/Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Fructoseintoleranz, Lactoseintoleranz, Sorbitintoleranz) müssen ausgeschlossen werden.
Allgemeine Maßnahmen
- Viel Bewegung (wie Joggen, Walken, Fahrradfahren oder Schwimmen)
- Ausreichend Schlaf (s. u. "Schlaf – Schlafstörungen – Schlafhygiene")
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
- Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
- Begrenzter Koffeinkonsum (max. 240 mg Koffein pro Tag; das entspricht 2 bis 3 Tassen Kaffee bzw. 4 bis 6 Tassen grünen/schwarzen Tee)
- Normalgewicht anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. einem Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
- Vermeidung psychosozialer Belastungen:
- Stress
- Vermeidung von Umweltbelastungen:
- Verzehr von mit Schwermetallen (Blei, Cadmium, Quecksilber) belasteten Lebensmitteln einschränken bzw. vermeiden, wie Fisch (z. B. Thunfisch wg. Quecksilberbelastung) und Meeresfrüchte, Konservengerichte sowie Innereien
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Mikrobiologische Therapie (Symbioselenkung) (s. u. dem gleichnamigen Thema) – zur Modulation der intestinalen mikrobiellen Zusammensetzung
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
- täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
- ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Haferkleie, Leinsamen, Flohsamen, Gemüse) (Minimum:30 g Ballaststoffe pro Tag)
- Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
- Trinkmenge von mindestens 1,5 l/Tag; idealerweise Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees
- In Ruhe essen!
- Zeit zum Essen nehmen, sich hinsetzen.
- Gut kauen, denn "Gut gekaut ist halb verdaut".
- Kauen ist der erste Verdauungsschritt: Im Mund wird durch das Enzym Ptyalin (eine α-Amylase) die Stärke (Polysaccharide) in Disaccharide/Zweifachzucker (Maltose = Malzzucker) zerlegt.
- Mit 20 Mal Kauen je Bissen beginnen und auf 50 Mal steigern. Allerdings ist dabei die Konsistenz des Lebensmittels zu berücksichtigen.
- Zu hastiges Essen birgt die Gefahr, den Sättigungspunkt zu verpassen. Im Normalfall wird circa 20 Minuten nach der Nahrungsaufnahme über das Sättigungsgefühl die ausreichende Aufnahme von Energie signalisiert.
- Zeit zum Essen nehmen, sich hinsetzen.
- Hauptmahlzeit mittags oder in der Früh einnehmen.
- Späte Mahlzeiten meiden. Zwischen der letzten Mahlzeit am Abend und dem zu Bett gehen sollten wenigstens 3 Stunden liegen.
- Auf die Zubereitung achten: schonendes Dämpfen schont den Darm; Verzicht auf heißes Braten oder Frittieren von Speisen
- Ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung unter Beachtung
- eines niedrigen Verzehrs von raffinierten Kohlenhydraten wie Weißmehlprodukte
- Verzicht auf verarbeitetes Fleisch sowie Wurstwaren, insbesondere gepökelte, geräucherte und stark verarbeitete Wurstwaren
- Ggf. Verzicht auf stark blähende Lebensmittel wie Kohlgemüse und Hülsenfrüchte
- Fette aus pflanzlichen Quellen: Oliven, Nüsse, Leinsamen; Kaltwasserfische (Quelle der Omega-3-Fettsäuren); Verzicht auf Margarine, Mayonnaise und Schmalz (sollten nur gelegentlich verzehrt werden)
- Kalorienarme Ernährung (800 kcal/Tag über 8 Wochen) → Verbesserung der metabolische Gesundheit und kann eine Verschiebung in Richtung des naiven T- und B-Zellkompartiments induzieren und somit die Immunseneszenz verzögern [1].
- Ernährung reich an:
- Ballaststoffen und präbiotischen Lebensmitteln (z. B. Artischocken, Chicoree, Knoblauch, Lauch); ggf. Supplementierung mit Flohsamen
- Gewürzen: gut für die Darmgesundheit sind Kurkuma (Curcuma longa; enthält insb. Curcumin), Ingwer, Chili, Oregano und Thymian (bei Sodbrennen auf eine milde Würze achten)
- probiotischen Lebensmitteln (z. B. Sauerkraut, grüne Bohnen (milchsauer vergoren); Kefir; Miso, Natto)
- Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei einer Gleichgewichtsstörung der Darmflora sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
- Trinkmenge von mindestens 1,5 l/Tag; idealerweise Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Psychotherapie
- Ggf. Stressmanagement
- Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Sbierski-Kind J et al.: Effects of caloric restriction on the gut microbiome are linked with immune senescence Microbiome 2022;10(57) https://doi.org/10.1186/s40168-022-01249-4