Fructoseunverträglichkeit (Fructoseintoleranz) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Fructoseunverträglichkeiten, auch Fructoseintoleranzen genannt, umfassen drei Hauptformen: die essentielle Fructosurie, die hereditäre Fructoseintoleranz und die Fructosemalabsorption. Während die ersten beiden genetisch bedingten Stoffwechselstörungen auf Enzymdefekten beruhen, handelt es sich bei der Fructosemalabsorption um eine Störung der Fructoseaufnahme im Darm.

Essentielle Fructosurie

Bei der essentiellen Fructosurie liegt ein genetischer Defekt des Enzyms Fructokinase vor, das in der Leber für den Abbau von Fructose zuständig ist. Aufgrund dieses Defekts kann Fructose nicht effektiv metabolisiert werden, was zu einer Ansammlung von Fructose im Blut (Fructosämie) und zur Ausscheidung im Urin (Fructosurie) führt. Diese Stoffwechselstörung ist jedoch harmlos und verursacht keine klinischen Symptome oder langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sie tritt mit einer Häufigkeit von etwa 1:130.000 auf und erfordert keine Behandlung.

Hereditäre Fructoseintoleranz (HFI)

Die hereditäre Fructoseintoleranz ist eine schwerwiegende genetische Störung, die durch einen Defekt im Enzym Fructose-1-Phosphat-Aldolase B verursacht wird. Dieses Enzym ist entscheidend für den Abbau von Fructose, und sein Defekt führt zur Ansammlung von Fructose-1-Phosphat in der Leber, Nieren und im Dünndarm. Die Folge ist eine Hemmung der Gluconeogenese und Glykolyse, was zu schwerwiegenden metabolischen Störungen wie Hypoglykämie (Unterzuckerung), Hyperurikämie (erhöhte Harnsäurewerte) und Azidose (Übersäuerung) führt.

Klinische Präsentation und Verlauf

Die ersten Symptome der hereditären Fructoseintoleranz treten in der Regel bei Säuglingen auf, wenn Fructose durch Beikost (Früchte, Säfte, Gemüse) in die Ernährung eingeführt wird. Typische Symptome sind:

  • Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • Erbrechen
  • Müdigkeit
  • Blässe
  • Krämpfe
  • Schweißausbrüche

Langfristig führt eine fortgesetzte Exposition gegenüber Fructose zu schweren Organschäden, insbesondere an Leber und Nieren. Unbehandelt kann es zu Leberfunktionsstörungen (z. B. Ikterus (Gelbsucht), Ödeme (Wassereinlagerung), Gerinnungsstörungen) und Proteinurie (erhöhte Eiweißausscheidung im Urin) kommen.

Therapie

Die Behandlung besteht in einer lebenslangen strikten Vermeidung von Fructose, Saccharose und Sorbit in der Ernährung. Dies erfordert eine genaue Kenntnis der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und die Vermeidung von Fruchtsäften, Honig und bestimmten Gemüsesorten.

Fructosemalabsorption

Die Fructosemalabsorption, auch intestinale Fructoseintoleranz genannt, ist eine erworbene Störung der Fructoseaufnahme im Dünndarm. Sie entsteht durch einen Defekt des Glucosetransporters GLUT-5, der für den Transport von Fructose über die Dünndarmwand verantwortlich ist. Dieser Defekt führt dazu, dass Fructose nicht vollständig absorbiert wird und in den Dickdarm gelangt.

Pathophysiologie

Im Dickdarm wird die nicht aufgenommene Fructose von Darmbakterien fermentiert, was zur Produktion von Gasen (z. B. Wasserstoff, Methan) und osmotisch aktiven Substanzen führt. Dies erklärt die typischen Symptome der Fructosemalabsorption:

  • Meteorismus (Blähungen)
  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen)
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Flatulenz

Im Gegensatz zur hereditären Fructoseintoleranz sind die Symptome bei der Fructosemalabsorption milder und werden oft durch die gleichzeitige Einnahme von Glucose verbessert, da Glucose die Fructoseabsorption fördern kann. Daher wird diese Störung als Malabsorption und nicht als Intoleranz bezeichnet.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Fructosemalabsorption tritt häufig in Zusammenhang mit einer gestörten Darmflora (Dysbiose) auf, die durch verschiedene chronische Belastungen wie Fehlernährung, Umweltbelastungen, Medikamente oder Stress verursacht werden kann.

Zusammenfassung

Fructoseunverträglichkeiten umfassen eine Reihe von Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen und Schweregraden. Während die essentielle Fructosurie harmlos und symptomlos verläuft, führt die hereditäre Fructoseintoleranz unbehandelt zu schweren Organschäden. Die Fructosemalabsorption hingegen verursacht vor allem gastrointestinale Beschwerden, die durch eine Anpassung der Ernährung gemildert werden können. Eine genaue Diagnose und Differenzierung der Formen ist entscheidend für die Therapie und das langfristige Management der Erkrankungen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
  • Hereditäre Fructoseintoleranz
    • Aktivitätsverlust des Enzyms Fructose-1-Phosphat-Aldolase B
    • Genetisches Risiko abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: ADOB
        • SNP: rs1800546 im Gen ADOB
          • Allel-Konstellation: CG (Träger der hereditären Fructoseintoleranz)
          • Allel-Konstellation: CC (verursacht hereditäre Fructoseintoleranz)
        • SNP: rs76917243 im Gen ADOB
          • Allel-Konstellation: GT (Träger der hereditären Fructoseintoleranz)
          • Allel-Konstellation: TT (verursacht hereditäre Fructoseintoleranz)
        • SNP: rs78340951 im Gen ADOB
          • Allel-Konstellation: CG (Träger der hereditären Fructoseintoleranz)
          • Allel-Konstellation: GG (verursacht hereditäre Fructoseintoleranz)
        • SNP: rs387906225 im Gen ADOB
          • Allel-Konstellation: DI (Träger der hereditären Fructoseintoleranz)
          • Allel-Konstellation: DD (verursacht hereditäre Fructoseintoleranz)