Fructoseunverträglichkeit (Fructoseintoleranz)
– Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine hereditäre Fructoseintoleranz mit bedingt sein können [3]:
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Gerinnungsstörungen, nicht näher bezeichnet
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- De-Toni-Fanconi-Syndrom (Synonyme: De Toni-Fanconi-Komplex, Glucose-Aminosäuren-Diabetes) – vererbte Funktionsstörung des Energiehaushalts der proximalen Tubuluszellen der Niere, die zu einer Nierenfunktionsstörung und zu weiteren Symptomen führt: Glucose (Traubenzucker), Phosphat und Aminosäuren werden in einem zu geringen Maße rückresorbiert, sodass es zu Störungen im Elektrolythaushalt und des pH-Werts kommt.
- Metabolische Entgleisung mit Azidose (Übersäuerung) und Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Akutes Leberversagen
- Leberzirrhose (Leberschrumpfung) ‒ Leberfunktionsstörung, die durch einen bindegewebigen Umbau bedingt ist
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Dysbiose (Gleichgewichtsstörung der Darmflora)
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Bewusstseinsstörung bis zum Koma
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Anorexie (Appetitlosigkeit)
- Aszites (Bauchwassersucht)
- Gedeihstörung/Wachstumsverzögerung
- Ikterus (Gelbsucht), nicht näher bezeichnet
- Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe), nicht näher bezeichnet
- Schock
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Akutes Nierenversagen (ANV)
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Fructosemalabsorption mit bedingt sein können:
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Folsäuremangel
- Vitaminmangelzustände, nicht näher bezeichnet
- Zinkmangel
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Kopfschmerzen (Cephalgie), nicht näher bezeichnet
Weiteres
- Erhöhte Infektanfälligkeit durch Mangel an Vitamin C durch Meidung von fructosereichen Obst-/Gemüsesorten
- Innere Unruhe
- Reizbarkeit
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine essentielle Fructosurie mit bedingt sein können:
Keine Angaben
Fructoseintoleranz-Patienten mit wässrigen Diarrhöen (Durchfällen) – Vitalstoffmangel (Mikronährstoffe)
Vitalstoff (Mikronährstoffe) |
Mangelsymptome |
Vitamin C |
Schwäche der Blutgefäße führt zu
- Abnormalen Blutungen
- Schleimhautblutungen
- Einblutungen in die Muskulatur verbunden mit Schwäche in stark beanspruchten Muskeln
- Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
- Gelenksteife und -schmerzen
- Schlechte Wundheilung
Carnitindefizit führt zu
- Erschöpfungserscheinungen, Müdigkeit, Gleichgültigkeit, Reizbarkeit, Depression
- Erhöhtem Schlafbedürfnis, verminderte Leistungsfähigkeit
- Abwehrschwäche mit erhöhter Infektionsgefahr
- Verminderter Oxidationsschutz erhöht das Risiko für Herzerkrankungen, Apoplex (Schlaganfall)
Mangelsymptome bei Kindern
- Geschwächtes Immunsystem
- Immer wieder auftretende Infekte der Atemwege, der Harnblase sowie der Tuba auditiva, die über die Paukenhöhle des Mittelohrs mit dem Nasenrachenraum verbunden ist
Erhöhtes Risiko für Vitamin C-Mangelerkrankung – Möller-Barlow-Krankheit im Säuglingsalter mit Symptomen wie
- Hämatome (Blutergüsse)
- Pathologische Knochenbrüche verbunden mit starken Schmerzen
- Zusammenzucken nach jeder leichtesten Berührung – „Hampelmann-Phänomen“
- Stillstand des Wachstums [2.1.]
|
B-Vitamine, wie Vitamin B1, B2, B3, B5, B6 |
Störungen im zentralen und peripheren Nervensystem führt zu
- Nervenerkrankung in den Extremitäten, Schmerzen oder Taubheit der Extremitäten
- Muskelschmerzen, -schwund und -schwäche, unwillkürliche Muskelzuckungen
- Überregbarkeit des Herzmuskels und Zunahme der Herzfrequenz (Tachykardie); Minderung des Herzminutenvolumens (HMV)
- Gedächtnisverlust
- Allgemeiner Schwächezustand
- Gestörte Kollagen-Synthese mit Folge von schlechter Wundheilung
- Schlaflosigkeit, nervöse Störungen, Sensibilitätsstörungen
- Eingeschränkte Reaktion der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) auf Entzündungen
- Anämie (Blutarmut) aufgrund von verminderter Produktion von roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen (Erythrozytopenie; Leukozytopenie; Thrombozytopenie)
- Verminderte Produktion von Antikörpern
- Beeinträchtigung der zellulären und humoralen Immunabwehr
- Verwirrungszustände, Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Störungen, Magenschmerzen, Erbrechen, Nausea (Übelkeit)
Mangelsymptome bei Kindern
- Störungen der Proteinbiosynthese und Zellteilung
- Störungen des Zentralnervensystems
- Beriberi – Störung der Nervenfunktion und Herzschwäche
- Skelettmuskelschwund
- Erhöhtes Risiko für Herzfunktionsstörungen und -versagen [2.1.]
|
Folsäure |
Schleimhautveränderungen im Mund, Darm und Urogenitaltrakt führen zu
- Verdauungsstörungen – Durchfall
- Reduzierter Aufnahme von Nähr- und Vitalstoffe (Makro- und Mikronährstoffe)
- Gewichtsverlust
Blutbildstörungen
- Anämie (Blutarmut) führt zu schneller Ermüdbarkeit, Kurzatmigkeit, verminderter Konzentrationsfähigkeit, allgemeiner Schwäche
Gestörte Bildung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) führt zur
- Verminderung der Immunreaktion auf Infektionen
- Verminderten Antikörperbildung
- Gefahr von Blutungen durch verminderter Produktion von Blutplättchen (Thrombozyten)
Erhöhte Homocysteinwerte erhöhen das Risiko für
- Atherosklerose
- Koronare Herzkrankheit KHK)
Neurologische und psychiatrische Störungen, wie
- Gedächtnisschwäche
- Depressionen
- Aggressivität
- Reizbarkeit
Mangelsymptome bei Kindern Störungen in der DNA-Synthese – eingeschränkte Replikation – und verminderte Zellvermehrung erhöhen das Risiko für
- Missbildungen, Entwicklungsstörungen
- Wachstumsverzögerung
- Ausreifungsstörungen des Zentralnervensystems
- Knochenmarksveränderung
- Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie) sowie an Blutplättchen (Thrombozytopenie)
- Anämie (Blutarmut)
- Verletzungen der Dünndarmschleimhaut
- Störungen der Proteinbiosynthese und der Zellteilung [2.1.]
|
Vitamin B12 |
- Verminderte Sehkraft und blinde Flecken
- Funktioneller Folsäure-Mangel
- Geschwächtes antioxidatives Schutzsystem
Blutbild
- Blutarmut vermindert die Konzentrationsfähigkeit, führt zur Müdigkeit, Schwäche und Kurzatmigkeit
- Reduzierung der roten Blutkörperchen, überdurchschnittlich groß und hämoglobinreich (megaloblastäre Anämie)
- Gestörtes Wachstum der weißen Blutkörperchen schwächt das Immunsystem
- Gefahr von Blutungen durch verminderter Produktion von Blutplättchen
Magen-Darm-Trakt
- Atrophie (Gewebsschwund) und Entzündung der Schleimhäute
- Raue, brennende Zunge
- Verminderte Resorption von Nähr- und Vitalstoffe (Makro- und Mikronährstoffe)
- Anorexie, Gewichtsverlust
Neurologische Störungen
- Taubheit und Kribbeln der Extremitäten, Verlust des Tast-, Vibrations- und Schmerzempfindens
- Schlechte Koordination der Muskulatur, Muskelschwund
- Unsicherer Gang
- Rückenmarksschädigung
Psychiatrische Störungen
- Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Depression
- Aggressivität, Erregungszustände, Psychosen [2.1.]
|
Calcium |
Demineralisation des Skelettsystems erhöht das Risiko für
- Verminderte Knochendichte
- Osteoporose, vor allem bei Frauen mit Östrogenmangel
- Osteomalazie – Knochenerweichung sowie Knochendeformierungen
- Neigung zu Stressfrakturen des Skelettsystems
- Muskelkrämpfe, Krampfneigung, verstärkte Muskelkontraktion
- Herzrhythmusstörungen
- Blutgerinnungsstörungen mit erhöhter Blutungsneigung
- Erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems, Depressionen
Erhöhtes Risiko für
- Hypertonie (Bluthochdruck)
Mangelsymptome bei Kindern
- Beeinträchtigte Entwicklung von Knochen und Zähnen
- Verminderte Knochendichte beim Neugeborenen
- Ausbildung einer Rachitis – verminderte Mineralisierung der Knochen mit Neigung zu Spontanfrakturen und Knochenverbiegungen
Symptome einer Rachitis
- Störungen im Längenwachstum der Knochen
- Verformtes Skelett – Schädel, Wirbelsäule, Beine
- Atypisches herzförmiges Becken
- Verzögerte Erhaltung der Milchzähne, Kieferdeformierung, Zahnfehlstellung
Zusätzlicher Vitamin D-Mangel führt zum
- Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) – vergrößertes Nebenschilddrüsengewebe und verstärkte Produktion von Parathormonen
- Hyperkalzämisches Koma [2.2.]
|
Magnesium |
Erhöhte Erregbarkeit von Muskeln und Nerven führt zu
- Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen
- Muskel- und Gefäßkrämpfen
- Taubheitsgefühl sowie Kribbeln in den Extremitäten
- Tachykardie (Herzrasen) und andere Herzrhythmusstörungen, Beklemmungsgefühl
Erhöhtes Risiko für
- Verminderte Immunreaktion
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Akuter Hörsturz
Mangelsymptome bei Kindern
- Wachstumsverzögerung
- Hyperaktivität
- Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen
- Muskelzittern, -krämpfe
- Herzjagen und -rhythmusstörungen
- Verminderte Immunreaktion [2.2.]
|
Kalium |
- Muskelschwäche, Muskellähmung
- Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, verminderte Darmtätigkeit bis zum Darmverschluss
- Verminderte Sehnenreflexe
- Herzrhythmusstörungen, Herzvergrößerung, Tachykardie, Atemnot [2.2.]
|
Chlorid |
- Störungen im Säure-Basen-Haushalt
- Entwicklung einer metabolischen Alkalose
- Schweres Erbrechen mit hohen Salzverlusten [2.2.]
|
Zink |
- Störungen in der Funktionsfähigkeit des Immunsystems
- Hemmung der zellulären Abwehr führt zur verstärkten Infektanfälligkeit
- Wundheilungsstörungen und Schleimhautveränderungen, da Zink zur Bindegewebssynthese erforderlich ist
- Verstärkte Verhornungstendenz
- Akne-ähnliche Symptome
- Blutgerinnungsstörungen, chronische Anämie (Blutarmut)
- Reduzierung der Geruchs- und Geschmacksempfindung, Verminderung der Sehkraft, Nachtblindheit, Innenohrschwerhörigkeit
- Depressionen, Psychosen, Schizophrenie
Stoffwechselstörungen, wie
- Gewichtsverlust trotz erhöhter Nahrungszufuhr
- Versagen der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse – hohes Risiko für Entwicklung einer Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ 2)
Anstelle Zink wird das toxische Cadmium in die biologischen Vorgänge integriert, was zu
- Entzündliche Veränderungen der Schleimhäute im Nasen- und Rachenbereich
- Husten, Kopfschmerzen, Fieber
- Erbrechen, Durchfall, krampfartige Schmerzen in der Bauchregionen
- Nierenfunktionsstörungen und vermehrte Eiweißausscheidung
- Osteoporose, Osteomalazie
führt Mangelsymptome bei Kindern: Niedrige Zinkkonzentrationen im Plasma und in den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verursachen
- Fehl- und Missbildungen besonders des zentralen Nervensystems
- Wachstumsstörungen und -verzögerungen mit verspäteter sexueller Entwicklung
- Hautveränderungen im Bereich der Extremitäten – Hände, Füße, Nase, Kinn und Ohr – und natürlichen Körperöffnungen
- Wundheilungsstörungen
- Haarausfall
- Akute und chronische Infekte
- Hyperaktivität und Lernschwäche [2.2.]
|
Literatur
- Heepe F: Diätetische Indikationen. Kapitel 4, 515-516, Springer-Verlag Berlin Heidelberg; 1998
- Schmidt E, Schmidt, N: Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 96-228 (2.1.), 230-312 (2.2.) Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004
- Dzirlo L et al.: Erstdiagnose einer hereditären Fruktoseintoleranz im Erwachsenenalter. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen, 2004; 2 (4), 37-40
Autoren:
Dr. med. Werner G. Gehring
Letzte Aktualisierung: 27.06.2022