Haysche Trennkost

Die Haysche Trennkost geht auf den US-amerikanischen Chirurgen und Allgemeinmediziners William Howard Hay (1866-1940) zurück. Hay litt an einer zu damaligen Zeit unheilbaren Nierenerkrankung, die er durch sein neues Ernährungskonzept angeblich heilte. Im deutschsprachigen Raum wurde die Haysche Trennkost besonders durch den Arzt Ludwig Walb (1907-1992) bekannt gemacht. Heute führt der Internist Thomas Heintze, ein Mitarbeiter Walbs, die Arbeit fort. [4] Walb und Heintze haben die Empfehlungen von Hay größtenteils übernommen, teilweise aber auch modifiziert. [2, 7] Die alternative Ernährungsform Trennkost hat in Deutschland nach der vegetarischen Ernährung vermutlich die meisten Anhänger. Ihre Zahl wird auf 1 bis 1,5 Millionen geschätzt. [3]

Grundsätze und Ziele

Nach Hays Theorie von den chemischen Verdauungsgesetzen können Kohlenhydrate und Proteine (Eiweiß) im menschlichen Verdauungstrakt nicht zur gleichen Zeit optimal aufgespalten und resorbiert werden. Die dadurch bedingte verlängerte Verweildauer des Speisebreis im Verdauungstrakt führt zu einer vermehrten Fermentation und Säurebildung, welche wiederum eine „gastrointestinale Autointoxikation“ und „Übersäuerung“ zur Folge hat. Das bekannteste Grundprinzip der Trennkost besteht daher in der Trennung von kohlenhydrat- und proteinreichen Lebensmitteln innerhalb einer Mahlzeit. [3, 4]

Des Weiteren verursacht nach Hay die übliche „westliche“ Mischkost eine „Übersäuerung“ (Azidose) des Körpers. Dies ist nach seiner Ansicht Hauptursache für alle Krankheiten und hat darüber hinaus auch Auswirkungen auf den Geist, was langsames Denken, schlechte Urteilskraft, Gedankenschwäche, mangelndes Konzentrationsvermögen und pathologische Müdigkeit bedingt. Für die „Übersäuerung“ macht Hay einen zu hohen Verzehr von Proteinen sowie raffinierten und denaturierten Kohlenhydraten, eine verzögerte Verdauung und eine falsche Zusammensetzung der Nahrung verantwortlich. Zur Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts empfiehlt Hay eine Kostform, die zu 80 % aus basenbildenden und zu 20 % aus säurebildenden Lebensmitteln besteht. Heintze empfiehlt in Bezug auf basen- und säurebildende Lebensmittel ein Verhältnis von 75 % zu 25 %. [3, 4]

Die basenbildenden Lebensmittel sollen überwiegend roh verzehrt werden, da die enthaltenden Schutzstoffe bei der Verarbeitung zerstört werden. Zudem sollen rohes Gemüse und Vollkornprodukte die Darmtätigkeit anregen. Ferner sollen die Lebensmittel möglichst aus ökologischem Anbau stammen, keine Konservierungs-, Farb-, Süß- und Aromastoffe enthalten und in frischem, naturbelassenem Zustand bzw. wertschonend zubereitet verzehrt werden. [3, 4]

Zusammengefasst sind die Ziele der vorwiegend gesundheitlich orientierten Hayschen Trennkost: [3, 5]

  • Prävention von Krankheiten
  • Therapie von Krankheiten, wie z. B. Rheuma, Colitis
  • Schaffung optimaler Bedingungen für die Verdauungsenzyme
  • Verhinderung der „Übersäuerung“ des Körpers
  • Erhöhung der Lebensfähigkeit

Wirkungsprinzip

Mehrere Untersuchungen am Menschen haben ergeben, dass der Verzehr einer gleichzeitig kohlenhydrat- und proteinreichen Mahlzeit die Passagezeit des Speisebreis im Gastrointestinaltrakt nicht verlängert, keine intestinale Autointoxikation infolge von Fermentation, Gärung oder Fäulnis verursacht und auch sonst in keiner Weise zu Störungen des Verdauungsprozesses führt. Somit ist die Begründung von Hay für die Trennung von kohlenhydrat- und proteinreichen Lebensmitteln in einer Mahlzeit wissenschaftlich widerlegt. Zudem spricht gegen die These, der Mensch könne Kohlenhydrate und Proteine nicht gleichzeitig optimal verwerten, auch die Tatsache, dass Muttermilch, als einzige Nahrung von Säuglingen, sowohl Kohlenhydrate als auch Proteine enthält. [4] Es gibt jedoch Hinweise, dass die Trennung von kohlenhydrat- und proteinreichen Lebensmitteln möglicherweise in Bezug auf die postprandiale ("Nach dem Essen") Insulinsekretion physiologisch sinnvoll ist. In einer Untersuchung, an der 30 adipöse Frauen teilnahmen, bewirkte der Verzehr von Trennkost nach zwölf Wochen deutlich günstigere Nüchterninsulinwerte sowie eine durchschnittlich 2 kg höhere Gewichtsabnahme. [6]

Die Beeinflussung des Säure-Basen-Haushalts durch Lebensmittel ist bekannt. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist eine langjährige überhöhte Säurebelastung vermutlich mit gesundheitlichen Risiken assoziiert. Die These, dass eine Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts die Hauptursache aller Krankheiten sei, trifft jedoch nicht zu. [4]
Im Körper fallen ständig Säuren und Basen an. Diese müssen sich in einer ausgeglichenen Bilanz befinden, damit alle Stoffwechselvorgänge normal ablaufen können. Die Bildung von Säuren bzw. Protonen (H+) erfolgt vor allem durch den Abbau der schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin, Cystidin), kationischen Aminosäuren (Lysin, Arginin) und phosphorhaltigen Verbindungen. Der Stoffwechsel anionischer Aminosäuren (Glutamat, Aspartat) sowie der Abbau der Salze organischer Säuren (Lactat, Citrat, Malat) führen dagegen zur Bildung von Basenäquivalenten (Hydroxylionen, OH). Bei der üblichen proteinreichen Mischkost, die gleichzeitig relativ arm an organischen Säuren pflanzlicher Herkunft ist, werden pro Tag netto etwa 50 mmol Protonen gebildet. Die Ausscheidungskapazität des Körpers für Säuren und Basen, insbesondere über die Nieren, ist jedoch um ein Vielfaches höher, sodass auch durch eine extrem einseitige Ernährung die Ausscheidungskapazität nicht ausgeschöpft werden kann. [3]

Weitgehend unbekannt ist bisher, welche Bedeutung das Bindegewebe in der Regulation des Säure-Basen-Haushalts hat. Störungen des Bindegewebsstoffwechsels sind für eine Reihe von Erkrankungen, insbesondere Gefäßerkrankungen und rheumatische Beschwerden, verantwortlich. Es besteht die These, dass überschüssige Säuren beim Transport von den Zellen zum Blut und umgekehrt vorübergehend oder dauerhaft im Bindegewebe festgehalten werden. Die dadurch entstehende latente Azidose bzw. Gewebsazidose soll wiederum verschiedene Stoffwechselstörungen zur Folge haben. Ein naturwissenschaftlicher Beweis für diese These konnte allerdings bisher nicht erbracht werden. [3]

Durchführung

Lebensmittelauswahl

Als ideal bezeichnet Hay eine Kost aus rohem Gemüse, Obst und Nüssen. Walb und Heintze verweisen bei der Auswahl der Lebensmittel auf die Orientierungstabelle für die Vollwerternährung.
Milch ist in jeder Form verwendbar, wobei sie zusammen mit saurem Obst und Gemüse, insbesondere morgens, angeblich Giftstoffe ausschwemmt. Käse sollte als starker Säurebildner nur selten verzehrt werden. Bei Fetten sollten kalt gepresste Pflanzenöle, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind sowie ungebräunte Butter und frische Sahne bevorzugt werden. Nur sehr sparsam zu verwenden, sind Salz und scharfe Gewürze. Frische Garten- und Wildkräuter können dagegen reichlich eingesetzt werden. Der Konsum von energiereichen alkoholischen Getränken ist auf ein Mindestmaß (z. B. 1 Glas Bier/Tag, ½ Glas Wein/Tag) zu beschränken, wobei Bier zur Stärkemahlzeit und Wein zur Proteinmahlzeit passt. Raffinierte, denaturierte sowie stark verarbeitete Lebensmittel, insbesondere solche, die Zusatzstoffe enthalten, sollten gemieden werden. Von Schweinefleisch und Hülsenfrüchten wird gänzlich abgeraten. [3, 4] Weitere nicht empfohlene Lebensmittel gemäß der Hayschen Trennkost sind: [2]

  • Weißmehl, Weißbrot, Weißmehlnudeln, polierter Reis, Sago, Erdnüsse, weißer Zucker, Süßigkeiten, Marmelade, Gelee, Eingemachtes (= vorwiegend kohlenhydrathaltige Lebensmittel)
  • Hülsenfrüchte, gehärtete Fette, Fertigprodukte wie Mayonnaise, schwarzer Tee, größere Mengen Kaffee (max. 2 Tassen/Tag), Kakao, Essigessenz (= neutrale Lebensmittel)
  • Schweinefleisch, rohes Protein, fette Wurst, geräucherte oder gepökelte Fleischwaren, Eingemachtes, Rhabarber (= vorwiegend proteinhaltige Lebensmittel).

Besonderheiten

Richtlinien der Hayschen Trennkost nach Heintze (2005) sind:

  • Trennung proteinreicher Lebensmittel von kohlenhydratreichen Lebensmitteln innerhalb einer Mahlzeit
  • Einteilung der Lebensmittel in die 3 Gruppen konzentriert kohlenhydratreich, neutral und konzentriert proteinreich (siehe Tabelle 1)
  • Alle neutralen Lebensmittel können sowohl mit kohlenhydratreichen als auch mit proteinreichen Lebensmitteln kombiniert werden
  • Verzehr von nur einer Proteinart (Fleisch oder Fisch, max. 60-100 g/Tag) pro Mahlzeit
  • Einteilung der Lebensmittel in Basenbildner und Säurebildner (siehe Tabelle 2)
  • Das Verhältnis basen- und säurebildender Lebensmittel sollte 75 % zu 25 % betragen
  • Die Proteinmahlzeit sollte mittags, die Kohlenhydratmahlzeit abends eingenommen werden
  • Zwischen den einzelnen Mahlzeiten sollten Pausen von drei bis vier Stunden liegen
  • Einnahme der letzten Mahlzeit nicht nach 18 Uhr
  • Verwendung von naturbelassenen und möglichst regionalen und saisonalen Lebensmitteln aus ökologischen Anbau
  • Nur so viel verzehren, wie zur Erhaltung des Lebens nötig ist
  • Langsam und in Ruhe essen, sowie gründlich kauen
  • Zwecks schneller Sättigung sollte vor jeder Hauptmahlzeit eine Portion Rohkost oder Salat verzehrt werden

Tab. 1: Einteilung der Lebensmittel nach Walb und Heintze [2]

Vorwiegend kohlenhydrathaltige Lebensmittel Neutrale Lebensmittel  Vorwiegend proteinhydrathaltige Lebensmittel
Alle Getreidearten
z. B. Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Naturreis
Folgende Fette
pflanzliche Öle und Fette, kalt gepresste Öle aus Samen und Keimen, wie Sonnenblumenöl oder Walnussöl, Butter
Alle gegarten Fleischsorten (außer Schwein)
z. B. Braten, Steak, Hackfleischgerichte, Rollbraten, Gulasch, Rinderkochschinken
Alle Vollkornerzeugnisse
z. B. Vollkornbrot, Vollkornbrötchen, Vollkornnudeln, Vollkorngries, Vollkornkuchen
Alle gesäuerten Milchprodukte
z. B. Quark, Kefir, Buttermilch, Vollmilchjoghurt, saure Sahne, süße Sahne, Doppelrahmkäse (> 60 % Fett i. Tr.), Frischkäse
Alle gegarten Geflügelsorten
z. B. Putenbrust, Grillhähnchen, Geflügelwurst
Folgende Gemüsesorten
Kartoffeln, Topinambur, Batate, Schwarzwurzel
Folgende Gemüse- und Salatsorten
Artischocke, Aubergine, Blattsalat, Blumenkohl, Brokkoli, Brunnenkresse, Chicorée, Chinakohl, Feldsalat, Fenchel, Grünkohl, Gurke, Karotte, Kohlrabi, Kürbis, Löwenzahn, Mangold, Paprika, Pastinake, Peperoni, Radieschen, Rettich, Rosenkohl, Rote Bete, Rotkohl, Weiße Rübe, Sauerkraut, Sellerie, Spargel, Spinat (roh), Steckrübe, Tomate (roh), Weißkohl, Wirsing, Zucchini, Zwiebel
Alle gegarten Fischsorten
z. B. Forelle, Heilbutt, Hering, Kabeljau, Lachs, Makrele, Scholle, Seelachs, Thunfisch, Schalen- und Krustentiere
Folgende Obstsorten
Feige, Dattel, Banane, nicht geschwefelte Trockenfrüchte wie Rosine, Aprikose, Pflaume
Folgende weitere Lebensmittel
Eigelb, reife Oliven, Agar-Agar, Nüsse, Mandeln, Heidelbeeren, gekörnte Gemüsebrühe
Folgende weitere Lebensmittel
Käse bis 55 % Fett i. Tr. wie Harzer, Tilsiter oder Gouda, Milch, Eier, Tofu, Tomate (gekocht), Spinat (gekocht)
Folgende Süßungsmittel
Bienenhonig, Ahornsirup, Apfel- und Birnendicksaft, Frutilose
Folgende Gewürze
Vollmeersalz, Kräutersalz, Selleriesalz, Knoblauch, Paprika, Muskat, Pfeffer, Curry, Basilikum, Wild- und Gartenkräuter
Mit proteinreichen Lebensmitteln kombinierbares saures Obst
Beerenobst, Kernobst, Steinobst, Zitrusfrüchte, Südfrüchte


Tab. 2: Einteilung der Lebensmittel in Basenbildner und Säurebildner [2]

Basenbildende Lebensmittel Säurebildende Lebensmittel 
Gemüse, Wurzelgemüse, Gemüsefrüchte, Blattgemüse, Salate tierisches Protein wie Fleisch, Fisch, Wurst, Innereien
Sojabohnen, Sojamilch, Kokosmilch pflanzliches Protein wie Mais, Reis, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Amarant, Vollkornmehle
Milch, Schlagsahne Auszugsmehle in Weißgebäck, Brot, Teigwaren
Pellkartoffeln Milchprodukte wie Quark, Käse
Kastanien Industriekost, Fertigkost, Dosenkost, Ketchup, fertige Salatsoßen
reifes Obst, Trockenobst Getränke wie Cola, Limonade, Sirup, Säfte, Cocktails
Mandeln, Mandelmilch raffinierte Öle und Fette
Wildkräuter wie Brennnessel, Löwenzahn, Rucola, Portulak, Bärlauch Fabrikzucker, Fruchtzucker, Konditorwaren, Pralinen
Gewürzkräuter wie Kresse, Schnittlauch, Kerbel, Koriander, Minze, Majoran, Thymian Zitrusfrüchte wie Grapefruit
kalt gepresste Pflanzenöle, Oliven Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Nikotin

Ernährungsphysiologische Bewertung

Vorteile

Der hohe Anteil pflanzlicher Lebensmittel mit der Bevorzugung von Vollkornprodukten und gering verarbeiteten Lebensmitteln kann eine hohe Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen gewährleisten. Die mit einer durchschnittlichen Mischkost häufig einhergehenden Ernährungsfehler wie übermäßiger Fett-, Zucker- und Salzverzehr werden vermieden. Darüber hinaus ist aufgrund des geringen Fleischverzehrs die Aufnahme von gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Purinen gering. Der geforderte Abstand von 3 bis 4 Stunden zwischen den Mahlzeiten führt dazu, dass, wie auch von der DGE empfohlen, 4 bis 5 Mahlzeiten pro Tag eingenommen werden. Zudem ist die Haysche Trennkost aufgrund ihres lakto-vegetabilen Schwerpunktes relativ energiearm, was hinsichtlich einer gewünschten Gewichtsreduktion von Vorteil ist. [3, 4]

Nachteile

Die Trennung von Kohlenhydraten und Proteinen innerhalb einer Mahlzeit kann sich in der Praxis teilweise schwierig gestalten. Außerdem werden die ernährungsphysiologisch wertvollen Hülsenfrüchte, die kohlenhydrat- und proteinreich sind, in der Hayschen Trennkost nicht empfohlen. Das Trennprinzip führt zudem dazu, dass eine optimale Ergänzung pflanzlicher und tierischer Lebensmittel verhindert wird, da einige Kohlenhydrate zusammen mit proteinhaltigen Nahrungsmitteln ein biologisch hochwertiges Protein enthalten. Solche Kombinationen sind zum Beispiel Getreide mit Milch (Müsli) und Kartoffeln mit Eiern [8].

Die praktische Umsetzung der Empfehlung hinsichtlich basenbildender und säurebildender Lebensmittel kann sich ungünstig auf die Lebensmittelauswahl auswirken, sodass Getreide und Getreideprodukte, Milchprodukte wie Käse, Fisch und Fleisch nur im geringen Umfang verzehrt werden. Dies wiederum birgt das Risiko einer unzureichenden Aufnahme einiger Mikronährstoffe wie Vitamin-B-Komplex (insbesondere Folsäure), Vitamin D, Calcium, Magnesium, Eisen, Selen, Jod oder Omega-3-Fettsäuren. [3, 4]

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Die Haysche Trennkost ist insbesondere für Kinder, Schwangere und Stillende nur bedingt geeignet, da die Gefahr eines Mangels an Vitamin-B-Komplex (insbesondere Folsäure), Calcium, Magnesium, Eisen, Selen, Jod und Omega-3-Fettsäuren besteht. [4]

Fazit

Die Haysche Trennkost stellt in ihrer praktischen Gestaltung eine vorwiegend laktovegetabile Ernährungsform mit moderatem Fett- und Energiegehalt sowie hohem Ballaststoffanteil dar, die sich teilweise an den Empfehlungen der Vollwerternährung orientiert. Eine bedarfsgerechte Versorgung mit den essentiellen Nährstoffen ist bei einer breit angelegten Lebensmittelauswahl möglich, sodass die Haysche Trennkost grundsätzlich als Dauerkost geeignet ist. [3, 4] Allerdings ist, um eine Unterversorgung an Mikronährstoffen zu vermeiden, auf einen ausreichenden Verzehr von Getreide und Getreideprodukten, Milchprodukten und Fisch zu achten. [1]

Nicht evidenzbasierte Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich die Haysche Trennkost positiv auf verschiedene Erkrankungen, wie z. B. rheumatische Erkrankungen, Hautkrankheiten, Adipositas, Fettstoffwechselstörungen oder Hypertonie, auswirken kann. Die positiven Effekte der Trennkost sind jedoch vermutlich auf die ballaststoffreiche, fett-, fleisch- und cholesterinarme Ernährung zurückzuführen und nicht auf die Trennung von kohlenhydrat- und proteinreichen Lebensmitteln und den hohen Anteil an basenbildenden Lebensmitteln. Zudem basiert die Haysche Trennkost auf zahlreichen Aussagen, die falsch oder wissenschaftlich nicht belegt sind. Überdies erscheint die Zuteilung der Lebensmittel zu den Gruppen teilweise willkürlich. Beispielsweise werden Frischkäse und Quark den neutralen statt den proteinreichen Lebensmitteln zugeordnet oder Tomaten und Spinat zählen roh zu der Gruppe der neutralen, gegart jedoch zu der  Gruppe der proteinreichen Lebensmittel. [3, 4]

Literatur

  1. Elmadfa I: Ernährungslehre. 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 2009
  2. Heintze T: Basisbuch Trennkost. Haug, Stuttgart. 2005
  3. Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. 2. Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart. 2005
  4. Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Triebel T, Hahn A, Laube H: Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch, 3. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart. 2009
  5. Müller MJ: Ernährungsmedizinische Praxis. Diagnostik, Prävention, Behandlung. Springer Medizin Verlag, Heidelberg. 2007
  6. Slabber M, Barnard HC, Kuyl JM, Dannhauser A, Schall R: Effects of a low-insulin-response, energy-restricted diet on weight loss and plasma insulin concentrations in hyperinsulinemic obese females. Am J Clin Nutr 1994 60: 48-53.
  7. Walb L, Heintze T, Lehmann P: Original Haysche Trennkost, 44. Auflage. Haug, Heidelberg. 1996
  8. Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W, Puchstein Ch, Stähelin HB: Ernährungsmedizin. Kapitel 47, 622-630, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999