Fit for Life

Fit for Life ist eine alternative Ernährungsform, die von dem Ehepaar Harvey und Marilyn Diamond erstmals im Jahr 1985 in dem gleichnamigen Buch veröffentlicht wurde. Die Theorien des Fit-for-Life-Konzepts basieren auf der im 19. Jahrhundert in den USA begründeten Natural-Hygiene-Bewegung. Bei genauer Betrachtung erweist sich das Fit-for-Life-Konzept als Variante der Hay´schen Trennkost, ergänzt durch weitere Ernährungsregeln. [4]

Grundsätze und Ziele

Ziel der Natural Hygiene-Lehre ist die Pflege und Gesunderhaltung des Körpers in seiner Gesamtheit. Durch die Versorgung des Menschen mit den lebensnotwendigen naturgegebenen Elementen Luft, Wasser, Nahrung, Sonne, Bewegung, Ruhe, Schlaf und Liebe sollen die selbstreinigenden, selbstheilenden und selbsterhaltenden Kräfte des Körpers gefördert werden, um giftige „Schlacken“ auszuscheiden und gleichzeitig das Gewicht zu reduzieren. [4]

Das Fit-for-Life-Prinzip basiert hauptsächlich auf vier Grundsätzen.
Der erste Grundsatz ist das Prinzip der natürlichen Körperzyklen, wonach der Körper von:

  • 12 bis 20 Uhr bereit zur Aufnahme von Nahrung,
  • 20 bis 4 Uhr auf die Ausnutzung der Nahrungsbestandteil eingestellt und
  • 4 bis 12 Uhr auf die Ausscheidung der Stoffwechselprodukte („Schlacken“) ausgerichtet ist.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ausscheidungsphase zwischen 4 und 12 Uhr, da eine Nahrungsaufnahme in dieser Phase zur Überlastung des Körpers und schließlich zu Übergewicht und Krankheit führe. Anhand der sogenannten „Energieleiter“ wird dargestellt, welche Lebensmittel zu welcher Tageszeit verzehrt werden sollen. [3, 4]

Der zweite Grundsatz propagiert als ideale Nahrung solche, die 70 % Wasser beinhaltet.
Dies wird aus der Tatsache abgeleitet, dass der menschliche Körper ebenfalls zu etwa 70 % aus Wasser besteht. Wasser dient als Transportmittel für Nährstoffe sowie vor allem als Reinigungsmedium zur Entgiftung des Körpers von „Schlacken“. Lebensmittel mit hohem Wassergehalt sollten daher Hauptbestandteil der Ernährung sein. [4]
Der dritte Grundsatz hinsichtlich der richtigen Lebensmittelkombination basiert hauptsächlich auf den Theorien der Hay´schen Trennkost, nach der Kohlenhydrate und Proteine bei gleichzeitiger Aufnahme angeblich nicht optimal verdaut werden können. Die dadurch bedingte verlängerte Verweildauer des Speisebreis im Gastrointestinaltrakt führe zu Gärungs- und Fäulnisprozessen. [4]

Der vierte Grundsatz stuft den Menschen als Frugivore (Früchtefresser) ein. Obst, Gemüse und Salate werden als sogenannte „Sonnenkost“ bzw. „lebendige“ Nahrung besonders empfohlen. Allerdings darf Obst nicht zusammen mit anderen Lebensmitteln und nur auf leeren Magen verzehrt werden, da es ansonsten daran gehindert würde, in den Darm überzugehen und dessen Gärung zur Folge hätte. Obst und Gemüse beugen der Übersäuerung des Körpers vor, da sie entstandene Säuren neutralisieren können. [4]

Die Grundthese des Ehepaars Diamonds besteht darin, dass die übliche Mischkost den menschlichen Körper durch die Bildung von „Schlacken“ verunreinigt. Ferner führe eine "falsche Ernährung" zu einer Toxämie (Vergiftung des Blutes). Des Weiteren ist der Mensch angeblich nicht auf die Verwertung erhitzter („denaturierter“) Lebensmittel eingestellt, sodass diese nicht vollständig verdaut werden können. Da die „denaturierten“ Stoffe zudem nicht ausgeschieden werden können, entsteht ein Überfluss im Körper, der Hauptursache für die Entstehung von Übergewicht ist. Laut der Diamonds führt die unvollständige Verwertung der Nahrung zusätzlich zu einer „Übersäuerung“ des Körpers, die der Körper durch Speicherung von Wasser zu neutralisieren versucht. Dadurch wird der Körper aufgeschwemmt, was wiederum ein noch größeres Übergewicht zur Folge hat. Konzentrierte und verarbeitete Lebensmittel mit geringem Wassergehalt wie Brot, Getreide, Fleisch, Milchprodukte und Hülsenfrüchte werden als „tote“ Nahrung bezeichnet. Der Verzehr von Fleisch wird als gesundheitsschädlich angesehen. Milch und Milchprodukte werden noch strikter abgelehnt, da sie zur „Verschleimung“ der Darmwände und Schleimhäute führen sowie mit Allergien und durch die stark säurebildende Wirkung mit dem Verbrauch von Calcium assoziiert sind. Aufgrund der These, dass die in Wasser enthaltenen Mineralstoffe nicht verwertet werden können und sich z. B. in Verbindung mit Cholesterin als „Schlacken“ in den Arterien ablagern, wird als Getränk dampfdestilliertes Wasser empfohlen. [1, 4]

Wirkungsprinzip

Das Fit-for-Life-Konzept enthält viele irreführende und pseudowissenschaftliche Aussagen sowie wissenschaftlich nicht haltbare oder sogar falsche Thesen. [3, 4]

  • Es gibt keinen Nachweis für die Existenz der Körperzyklen.
  • Mehrere Untersuchungen am Menschen haben ergeben, dass der Verzehr einer gleichzeitig kohlenhydrat- und proteinreichen Mahlzeit die Passagezeit des Speisebreis im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) nicht verlängert und auch sonst in keiner Weise zu Störungen des Verdauungsprozesses führt.
  • Ein gesunder Körper ist in der Lage, sein Säure-Basen-Verhältnis im Gleichgewicht zu halten, sodass es auch bei extrem einseitiger Ernährung nicht zur „Übersäuerung“ kommt.
  • Es gibt keine Hinweise dafür, dass die Verdauung von Obst durch andere Nahrungsbestandteile beeinträchtigt wird.
  • Eine „Schlackenbildung“ ist im Körper medizinisch nicht nachweisbar. Aufgenommene Nahrungsbestandteile werden verstoffwechselt oder ausgeschieden.
  • Erhitzte („denaturierte“) Lebensmittel sind leichter verdaulich und somit sogar besser verwertbar als Rohkost.
  • Milch und Milchprodukte, die wichtige Lieferanten für Calcium sind, führen nicht zur Verschleimung. Zudem verfügen in Deutschland etwa 85 % der Bevölkerung über das Verdauungsenzym Lactase, das das in Milch vorkommende Kohlenhydrat Lactose spaltet.
  • Destilliertes Wasser kann beim Verzehr über einen längeren Zeitraum den Elektrolythaushalt des Körpers beeinträchtigen sowie zum Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen führen.
  • Mineralstoffe lagern sich nicht in den Arterien ab.

Durchführung

Lebensmittelauswahl

Hauptbestandteil der Ernährung sollten Lebensmittel mit hohem Wassergehalt sein, wobei Rohkost zu bevorzugen ist. Das Verhältnis der wasserreichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Salate und der „konzentrierten“ Lebensmittel wie Getreideerzeugnisse, Milchprodukte, Fleisch, Geflügel, Fisch sollte 70 zu 30 betragen. Destilliertes Wasser und frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte sind die einzig zugelassenen Getränke. Milchprodukte wie Butter, Joghurt, Sahne und Frischkäse werden nur nicht pasteurisiert empfohlen. Honig sollte nicht erhitzt, Öle kalt gepresst und nicht raffiniert sein. Gemieden werden sollte Fleisch, Milch, „denaturierte“ Lebensmittel und konzentrierte Lebensmittel wie Getreide, Brot und Hülsenfrüchte. Mineralwasser, Kaffee, Tee und Alkohol werden abgelehnt. [2, 4]

Besonderheiten

Beim Fit-for-Life-Prinzip wird die Ernährung an die natürlichen Körperzyklen angepasst. Deshalb sind vor 12 Uhr ausschließlich Obst und Obstsaft erlaubt, mittags gibt es Gemüse und Salate und abends Fleisch mit Salat oder Kartoffeln mit Gemüse. Kohlenhydratreiche und proteinreiche Lebensmittel sollten nicht innerhalb einer Mahlzeit kombiniert werden. Obst sollte nur auf leeren Magen verzehrt werden. Lebensmittel mit einem hohen Wassergehalt werden bevorzugt. [4]

Ernährungsphysiologische Bewertung

Vorteile

Das Fit-for-Life-Konzept ist eine Ernährungsform mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse. [2]

Nachteile

Die Trennung von Kohlenhydraten und Proteinen innerhalb einer Mahlzeit kann sich in der Praxis teilweise schwierig gestalten. Die ernährungsphysiologisch wertvollen Hülsenfrüchte, die kohlenhydrat- und proteinreich sind, sollen gemieden werden. Der geringe Verzehr an Getreide und Getreideprodukten sowie Milch und Milchprodukten kann zu einer Unterversorgung mit B-Vitamine, Vitamin D, Calcium, Magnesium, Eisen und Selen führen. Zudem sind Mineralstoffdefizite auch durch die Verwendung von destilliertem Wasser möglich. [4]

Fazit

Fit for Life ist in der Praxis eine überwiegend vegetabile Ernährungsform mit starker Betonung des Rohkostanteils. Das Konzept beruht auf vielen falschen und irreführenden Aussagen. Zudem ist es teilweise widersprüchlich. Beispielsweise kann Fleisch, das nach Aussage der Diamonds gesundheitsschädlich und daher gemieden werden sollte, entsprechend der empfohlenen Ernährungspläne täglich verzehrt werden. Wird die geforderte Lebensmittelauswahl befolgt, ist eine bedarfsdeckende Ernährung nicht möglich, sodass Mikronährstoffdefizite auftreten können. Das Fit-for-Life-Konzept kann als Dauerkost nicht empfohlen werden. [2, 3, 4]

Literatur

  1. Diamond H, Diamond M: Fit fürs Leben. Gesund und schlank – ein Leben lang. Schlankheits- und Gesundheitsprogramm durch richtige Lebensmittelkombination. Natura Viva Verlag, Weil der Stadt, 2006
  2. Elmadfa I, Leitzmann C: Ernährung des Menschen, 4. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2004
  3. Kofrányi E, Wirths W: Einführung in die Ernährungslehre. 12. Auflage. Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße, 2008
  4. Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. 2. Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2005