Respiratorische – atmungsbedingte – Azidose – Prävention

Zur Prävention der respiratorischen (atmungsbedingten) Azidose muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Übermäßige Kalorienzufuhr – Führt zu Gewichtszunahme und erhöhtem abdominalen Druck, was die Atemmechanik beeinträchtigen kann.
    • Nährstoffmangel – Ein Mangel an essenziellen Nährstoffen wie Vitamin D kann die Muskelkraft der Atemmuskulatur verringern.
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Reduziert die Lungenkapazität und erhöht das Risiko für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD).
    • Alkohol – Kann die Atemantriebszentren im Gehirn dämpfen und die Gefahr einer Hypoventilation (flache Atmung) erhöhen.
  • Körpergewicht
    • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Erhöht den Druck auf das Zwerchfell und beeinträchtigt die Atemmechanik, was das Risiko einer Hyperkapnie (erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut) steigert.

Weitere Risikofaktoren

  • Chronische Lungenerkrankungen:
    • Erkrankungen wie COPD, Asthma bronchiale oder interstitielle Lungenerkrankungen führen zu einer eingeschränkten Gasaustauschkapazität und können eine respiratorische Azidose fördern.
  • Flugsituationen bei Lungenkrankheiten:
    • Bei Patienten mit bestehenden Lungenerkrankungen und Sauerstoffbedarf kann sich während des Flugs aufgrund der verringerten Luftdrucks und des niedrigeren Sauerstoffpartialdrucks eine respiratorische Azidose (Hyperkapnie) entwickeln. Ein Hypoxiesimulationstest (Hypoxic Challenge Test = HCT) wird empfohlen, um die Flugsituation zu simulieren [1].
  • Neuromuskuläre Erkrankungen:
    • Erkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Myasthenia gravis können die Atemmuskulatur schwächen und das Risiko für eine Ateminsuffizienz erhöhen.
  • Sedierende Medikamente:
    • Benzodiazepine und Barbiturate können die Atemantriebszentren im Gehirn dämpfen und eine Hypoventilation (abgeflachte Atmung) verursachen.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Gewichtsmanagement:
    • Förderung eines gesunden Körpergewichts durch Ernährungsumstellung und regelmäßige körperliche Aktivität, um die Atemmechanik zu unterstützen.
  • Rauchstopp und Lungenhygiene:
    • Tabakentwöhnung zur Verbesserung der Lungenkapazität und Vermeidung von COPD.
    • Regelmäßige physiotherapeutische Atemübungen zur Stärkung der Atemmuskulatur.
  • Verzicht auf sedierende Substanzen:
    • Einschränkung oder Vermeidung von Medikamenten wie Opiaten, Benzodiazepinen oder Barbituraten, die die Atemfrequenz negativ beeinflussen können.
  • Kontrolle chronischer Erkrankungen:
    • Optimale Behandlung von Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma durch bronchienerweiternde und entzündungshemmende Medikamente.
    • Regelmäßige Überwachung der Lungenfunktion durch einen Lungenfacharzt.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit einem erhöhten Risiko für respiratorische Azidose oder bereits bestehenden Symptomen:

  • Früherkennung und Überwachung:
    • Regelmäßige Blutgasanalysen zur Überprüfung des Kohlendioxidgehalts bei Patienten mit Lungenerkrankungen oder neuromuskulären Störungen.
    • Durchführung eines Hypoxiesimulationstests (HCT) bei geplanter Flugreise mit bestehenden Lungenerkrankungen [1].
  • Symptomatische Therapie:
    • Einsatz von nicht-invasiver Beatmung (z. B. CPAP oder BiPAP), um die Atemunterstützung zu gewährleisten.
    • Verabreichung von Sauerstoff in kontrollierten Dosen, um eine Hyperkapnie (erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut) zu verhindern.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen einer respiratorischen Azidose zu minimieren und erneute Episoden zu verhindern:

  • Langfristige Betreuung:
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei einem Lungenfacharzt zur Überwachung und Anpassung der Therapie.
    • Erstellung eines individuellen Behandlungsplans für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen.
  • Rehabilitation:
    • Teilnahme an Lungensportgruppen oder speziellen Atemtherapieprogrammen zur Verbesserung der Lungenfunktion.
  • Individuelle Anpassungen:
    • Entwicklung eines Krisenmanagementplans zur frühzeitigen Behandlung von Exazerbationen (Verschlechterungen).
    • Anpassung der Medikamententherapie bei chronischen Erkrankungen wie COPD oder Asthma.

Literatur

  1. Spurling KJ, Moonsie IK, Perks JL: Hypercapnic Respiratory Acidosis During An In-Flight Oxygen Assessment. Aerosp Med Hum Perform 2016;87(2):144-7