Respiratorische – atmungsbedingte – Azidose – Einleitung

Die respiratorische Azidose ist eine Störung des Säure-Basen-Haushalts, die durch eine unzureichende Atmung (Hypoventilation) verursacht wird. Diese führt zu einer Ansammlung von Kohlendioxid (CO2) im Blut, wodurch der pH-Wert des Blutes unter den normalen Bereich von 7,36 absinkt.

Synonyme und ICD-10: Azidose, respiratorisch; ICD-10 E87.2: Azidose: respiratorisch

Pathophysiologie

Unter normalen Umständen wird bei jedem Atemzug ausreichend Sauerstoff eingeatmet und Kohlendioxid ausgeatmet, was das notwendige Gleichgewicht im Körper gewährleistet. Bei einer respiratorischen Azidose liegt eine verminderte alveoläre Ventilation vor. Das bedeutet, dass die Lungenbläschen (Alveolen), die den Gasaustausch durchführen, nicht ausreichend mit frischer Luft versorgt werden. Dadurch wird zu wenig CO2 entfernt, was zu einem Anstieg des Partialdrucks von Kohlendioxid (pCO2) im Blut führt [1-3].

Charakteristische Laborbefunde

  • Erniedrigter pH-Wert: Der pH-Wert ist unter 7,35 gesenkt, was auf eine Azidose hinweist.
  • Erhöhter arterieller Kohlendioxidpartialdruck (pCO2): pCO2 ist erhöht, typischerweise über 45 mmHg, was auf eine Hypoventilation hinweist.
  • Erhöhter Bikarbonatspiegel (HCO3-): Bei einer chronischen respiratorischen Azidose kann der Bikarbonatspiegel (HCO3-) als Kompensation erhöht sein, da die Nieren versuchen, das pH-Gleichgewicht zu erhalten.
  • Normale oder leicht erhöhte Sauerstoffsättigung: Die Sauerstoffsättigung kann normal oder leicht reduziert sein, abhängig vom Schweregrad der zugrunde liegenden Lungenerkrankung.
  • Erhöhtes Basenüberschuss (BE): Der Basenüberschuss kann bei chronischer Kompensation leicht positiv sein, was auf die renale Anpassung hinweist.

Formen der Erkrankung

  • Akute respiratorische Azidose: Entwickelt sich schnell, oft innerhalb von Minuten bis Stunden, und erfordert sofortige medizinische Intervention.
  • Chronische respiratorische Azidose: Entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und kann durch kompensatorische Mechanismen des Körpers teilweise ausgeglichen werden.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen der respiratorischen Azidose sind:

  • Erkrankungen der Lunge: Asthma bronchiale, Lungenemphysem (Lungenüberblähung), chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Pneumonie.
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems: Apoplex (Schlaganfall), Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Überdosierung von sedierenden Medikamenten.
  • Muskelerkrankungen: Myasthenia gravis, Guillain-Barré-Syndrom.
  • Obstruktionen der Atemwege: Fremdkörper, Tumoren, schwere allergische Reaktionen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel:
Tritt vorwiegend bei älteren Erwachsenen auf, insbesondere bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen.

Prävalenz:
Genaue Prävalenzdaten variieren, aber chronische Lungenerkrankungen wie COPD, die eine respiratorische Azidose verursachen können, sind weltweit häufig.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute respiratorische Azidose: Ohne sofortige Behandlung kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Bewusstlosigkeit, Koma oder Tod kommen.
  • Chronische respiratorische Azidose: Der Körper kann teilweise kompensieren, aber langfristig können chronische Herz- und Lungenschäden sowie eine verminderte Lebensqualität auftreten.

Prognose

  • Akut: Sofortige Maßnahmen wie die Steigerung der Atmung oder künstliche Beatmung sind entscheidend, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden.
  • Chronisch: Eine kontinuierliche medizinische Überwachung und Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung sind notwendig, um die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Literatur

  1. Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M & Weimann A (Hrsg.) (2017). Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (5. Aufl.). Thieme Verlag
  2. Brandes R, Lang F & Schmidt RF (Hrsg.) (2019). Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie (32. Auflage). Springer Verlag
  3. Föller M, Stangl G (Hrsg.) (2021). Ernährung – Physiologische und Praktische Grundlagen. Springer Verlag