Nierenperfusionsszintigraphie

Bei der Nierenperfusionsszintigraphie handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren der Nuklearmedizin, welches zur Beurteilung der Nierendurchblutung eingesetzt wird und von besonderer Bedeutung bei der Funktionsüberwachung von transplantierten Nieren ist. Zur Bestimmung der Nierenperfusion wird dem Patienten ein Radiopharmakon (radioaktiv-markierte Substanz) intravenös (in die Vene) verabreicht, um so präzise die Perfusion der Nieren darstellen zu können.

Beurteilbare Strukturen

  • Perfusion der Nieren: Überprüfung der Blutversorgung der Nieren, um eine adäquate Durchblutung sicherzustellen, die für die Nierenfunktion essentiell ist.
  • Vaskuläre Integrität: Beurteilung der Integrität der Nierengefäße, um eventuelle Gefäßobstruktionen (Gefäßverschlüsse) oder Verengungen zu identifizieren.
  • Funktion des transplantierten Nierenorgans: Überwachung der Funktion von Nierentransplantaten, insbesondere kurz nach der Operation.
  • Beurteilung pathologischer Veränderungen: Identifizierung von Durchblutungsstörungen, die mit verschiedenen Nierenerkrankungen in Verbindung stehen könnten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Nierentransplantation – postoperativ muss eine Kontrolle der transplantierten Nieren erfolgen, um die korrekte Funktion zu überprüfen. Die Nierenperfusionsszintigraphie ist dabei ein wichtiger Bestandteil der postoperativen Kontrolluntersuchung.
  • Akute Komplikationen nach einer Nierentransplantation – Beim akuten Verlust der Nierenfunktion nach erfolgter Transplantation ist die Nierenperfusionsszintigraphie angezeigt, da es sich bei dem Verfahren um eine sehr sensitive Methode (Wahrscheinlichkeit, dass ein gefundener pathologischer Befund wirklich vorhanden ist) handelt.
  • Chronische Komplikationen nach einer Nierentransplantation – die Perfusion und somit auch die Leistung der Nieren können sich postoperativ über einen langen Zeitraum verschlechtern. Zur Überprüfung dieser Perfusion bietet sich die Nierenperfusionsszintigraphie an.
  • Durchblutungsstörungen der Nieren – die Nierenperfusionsszintigraphie ist bei der Beurteilung Perfusionsstörungen auch bei nicht-transplantierten Nieren indiziert.
  • Ausschluss einer Transplantatabstoßung – nach erfolgter Transplantation und reduzierter oder vollständig fehlender Nierenfunktion kann die Nierenperfusionsszintigraphie zum Ausschluss einer hämodynamischen (die Blutströmung betreffend) Ursache der Fehlfunktion eingesetzt werden.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Relative Kontraindikationen

  • Laktationsphase (Stillphase) – das Stillen muss für 48 Stunden unterbrochen werden, um eine Gefährdung des Kindes zu verhindern.
  • Wiederholungsuntersuchung – innerhalb von drei Monaten sollte aufgrund der Strahlenbelastung keine Wiederholung einer Szintigraphie durchgeführt werden.

Absolute Kontraindikationen

  • Gravidität (Schwangerschaft)

Vor der Untersuchung

  • Basisdiagnostik – die Nierenperfusionsszintigraphie stellt ein weiterführendes diagnostisches Verfahren dar. Zunächst sollten jedoch unter anderem Laborwerte (z. B. Kreatinin-Clearance) bestimmt und diagnostische Maßnahmen wie eine Nierensonographie durchgeführt werden.
  • Applikation des Radiopharmakons – als radioaktive Substanzen können bei der Nierenperfusionsszintigraphie verschiedene Radiopharmaka eingesetzt werden. Die Szintigraphie wird unter anderem mit 99mTc-Pertechnetat durchgeführt, wobei das Radiopharmakon intravenös als Bolus verabreicht wird. Des Weiteren lässt sich die Nierenperfusionsszintigraphie mit 99mTc-Diäthylentriaminpentaacetat durchführen, das ebenfalls intravenös appliziert wird. Bei 99mTc-Diäthylentriaminpentaacetat ist zu beachten, dass die Substanz ausschließlich glomerulär (über die Nierenkörperchen) gefiltert wird. Die eingesetzte Menge des Radiopharmakons richtet sich nach dem Geschlecht und dem Körpervolumen.
  • Patientenvorbereitung – Aufklärung des Patienten über den Ablauf der Untersuchung, um eine optimale Kooperation zu gewährleisten.

Das Verfahren

Das Grundprinzip der Nierenperfusionsszintigraphie beruht auf der Darstellung des jeweiligen applizierten Radiopharmakons im arteriellen Gefäßsystem der Niere.

Für optimale Resultate des diagnostischen Verfahrens ist von Bedeutung, dass der Patient im Anschluss an die Injektion des Radiopharmakons in Rückenlage gelagert wird. Bei der Durchführung der Nierenperfusionsszintigraphie als postoperative Kontrolluntersuchung einer Nierentransplantation wird der Patient gebeten, seine Hand auf dem Operationsgebiet zu platzieren. Die eingesetzte Kamera wird anschließend auf die Hand des Patienten eingestellt. Nachdem der Patient die Hand vom Operationsgebiet genommen hat, kann die Erstellung von Sequenzbildern erfolgen.

Zunächst werden vom Arzt planare Sequenzbilder aus verschiedenen Positionen erstellt, die im Anschluss an die Untersuchung zur Berechnung der Perfusionsindex genutzt werden. Die Berechnung des Perfusionsindex beruht auf der Darstellung der gemessenen Radioaktivität gegen die Zeit.

Kombination der Nierenperfusionsszintigraphie mit weiteren diagnostischen Verfahren

Die Nierenperfusionsszintigraphie lässt sich durch die Gabe eines renal (die Niere betreffend) wirksamen Medikamentes erweitern. Von diagnostischer Bedeutung ist die Kombination der Nierenperfusionsszintigraphie mit der gleichzeitigen Gabe von Captopril (ACE-Hemmer – Blutdrucksenker). Dieses Kombinationsverfahren wird bei Verdacht auf eine pathologische Nierenarterienstenose eingesetzt, sofern Symptome wie eine Hypertension (Bluthochdruck) mit Flankenschmerzen oder eine Verschlechterung der Nierenfunktion unter ACE-Hemmer-Therapie aufgetreten sind. Als Radiopharmakon kommt bei der Kombinationsdiagnostik 99mTc-MAG3 zum Einsatz. Als Kontrolluntersuchung sollte eine Nierenperfusionsszintigraphie mit 99mTc-MAG3 ohne gleichzeitigen Einsatz von Captopril erfolgen.

Mögliche Befunde

  • Normale Perfusionsverhältnisse: Gleichmäßige Verteilung des Radiopharmakons, was auf eine gute Nierendurchblutung hinweist.
  • Reduzierte Perfusion: Verminderte oder ungleichmäßige Anreicherung des Radiopharmakons, was auf Durchblutungsstörungen oder funktionelle Beeinträchtigungen hinweisen kann.
  • Anzeichen für eine Abstoßungsreaktion: Bei Transplantatempfängern könnte eine veränderte Durchblutung auf eine Abstoßungsreaktion hindeuten.
  • Nachweis von Durchblutungsstörungen: Identifikation spezifischer Bereiche mit schlechter Durchblutung, die auf pathologische Zustände wie Nierenarterienstenose oder andere vaskuläre Anomalien (Gefäßanomalien) hindeuten können.

Nach der Untersuchung

  • Ergebnisbesprechung: Die Ergebnisse der Nierenperfusionsszintigraphie werden mit dem Patienten besprochen, um das weitere medizinische Vorgehen zu planen.
  • Verhaltensempfehlungen: Anweisungen zur Minimierung der Strahlenexposition nach der Untersuchung, insbesondere die Empfehlung, viel Flüssigkeit zu trinken, um den Tracer schnell auszuscheiden.
  • Follow-Up: Planung weiterführender Untersuchungen oder Therapien basierend auf den Ergebnissen der Szintigraphie.

Mögliche Komplikationen

  • Bei der intravenösen Applikation des Radiopharmakons kann es zu lokalen Gefäß- und Nervenläsionen (Verletzungen) kommen.
  • Die Strahlenbelastung durch das verwendete Radionuklid ist eher, als gering einzustufen. Trotzdem ist das theoretische Risiko eines strahleninduzierten Spätmalignoms (Leukämie oder Karzinom) erhöht, sodass eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte.
  • Die Kombination eines ACE-Hemmers mit der Nierenperfusion ist mit höheren Risiken verbunden.

Literatur

  1. Kauffmann G: Radiologie. Urban & Fischer Verlag 2006
  2. Drzezga A, Stahl A, Wieder H, Meisetschläger G, Souvatzoglou M, Scheidhauer K, Schwaiger M: Szintigraphische Verfahren in der Inneren Medizin – Indikationen, Grenzen, Möglichkeiten. Nuklearmedizin. 2005. 130:2833-2842
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