Darmspiegelung (Koloskopie)

Die Koloskopie ist eine Untersuchung des Dickdarms (Kolon) mit einem Spezialendoskop (Koloskop)Dieses ist ein dünnes, flexibles, schlauchförmiges Instrument mit integrierter Lichtquelle.

Im Gegensatz zur Sigmoidoskopie, der Untersuchung des Sigmoideums (Colon sigmoideum; letzter Abschnitt des Dickdarms/zwischen dem Colon descendens („absteigender Dickdarm“) und dem Mastdarm (Rektum)), wird bei der Koloskopie das gesamte Kolon (Dickdarm) bis einschließlich das Caecum (Blinddarm, das ist der am weitesten proximal gelegene Abschnitt des Dickdarms) bzw. der letzte Teil des Dünndarmes (terminales Ileum) erreicht.

Die Vorsorgekoloskopie dient der frühzeitigen Erkennung pathologischer (krankhafter) Veränderungen der Darmschleimhaut (z. B. Polypen, Adenome): gesetzlich versicherte Patienten haben Anspruch auf zwei Koloskopien; Männern ab dem 50. Lebensjahr und Frauen ab dem 55. Lebensjahr. Der Mindestabstand muss 10 Jahre betragen.

Beachte: Ein 50-jähriger Mann mit hohem genetischem Risiko, einem ungesunden Lebensstil und keiner Vorsorgekoloskopie hat ein geschätztes absolutes Risiko von 13,4 %, innerhalb der nächsten 30 Jahre an Darmkrebs zu erkranken. Bei Frauen mit dieser Konstellation beträgt das Risiko 10,6 % [12].

Beurteilbare Strukturen 

  • Gesamtes Kolon (Dickdarm)
    • Caecum: Der Startpunkt des Dickdarms.
    • Colon ascendens: Der aufsteigende Teil des Dickdarms.
    • Flexura hepatica: Die Leberflexur, wo das Colon ascendens ins Colon transversum übergeht.
    • Colon transversum: Der quer verlaufende Teil des Dickdarms.
    • Flexura lienalis: Die Milzflexur, wo das Colon transversum ins Colon descendens übergeht.
    • Colon descendens: Der absteigende Teil des Dickdarms.
    • Colon sigmoideum: Der S-förmige letzte Abschnitt des Dickdarms.
    • Rektum: Der Endabschnitt des Dickdarms vor dem Anus.
  • Terminales Ileum
    • Oft ist auch eine Inspektion des letzten Abschnitts des Dünndarms möglich, was besonders bei der Diagnose von Erkrankungen wie Morbus Crohn von Bedeutung ist.
  • Anus und Analkanal
    • Beurteilung auf Hämorrhoiden, Fissuren oder Fisteln.
  • Polypen
    • Suche und Bewertung von Polypen, die präkanzeröse Bedingungen darstellen können.
  • Tumoren
    • Erkennung und Lokalisierung von Tumoren im Dickdarm.
  • Divertikel (Ausstülpungen der Darmwand)
    • Beurteilung auf Divertikulose (eine oder mehrere ballonartige Ausstülpungen (Divertikel)) und Divertikulitis (Entzündung von einer oder mehreren Ausstülpungen (Divertikel)).
  • Entzündliche Veränderungen
    • Beurteilung entzündlicher Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.
  • Blutungen
    • Lokalisierung von Blutungsquellen im Dickdarm.
  • Mukosazustand
    • Untersuchung der Schleimhaut auf Textur, Farbe und Integrität, um Entzündungen, Ischämie (Minderdurchblutung) oder andere pathologische Zustände zu identifizieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Blut im Stuhl (Hämatochezie bzw. Meläna (Teerstuhl))
  • Positiver immunologischer Stuhltest: Dieser Test dient dem Nachweis von okkultem Blut (geringe Mengen nicht sichtbaren Blutes) im Stuhl
  • Änderung der Stuhlgewohnheiten wie anhaltender Diarrhoe (Durchfall) oder Obstipation (Verstopfung)
  • Anhaltende Schmerzen im Bauchbereich
  • Chronische Darmerkrankungen wie zum Beispiel
    • Morbus Crohn
    • Colitis ulcerosa (CU):
      • Kontrollkoloskopie zur Erfassung des Befallmusters spätestens 8 Jahre nach Beginn der Symptomatik
      • Die Überwachungskoloskopien sollten bei ausgedehnter CU ab dem 8. Jahr und bei linksseitiger oder distaler CU ab dem 15. Jahr nach Erstmanifestation 1 - 2 jährlich erfolgen.
  • Verdacht auf Dickdarmpolypen/-adenome – 70-80 % aller kolorektalen Polypen sind Adenome, die als Neoplasien (Neubildungen) eine maligne Potenz in sich tragen, das heißt, sie können bösartig entarten
  • Verdacht auf Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
  • Bei symptomfreien Patienten zum Darmkrebsscreening im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen ab dem 50. Lebensjahr bei Männern und 55. Lebensjahr bei Frauen
  • Patienten mit genetischer (familiärer) Disposition für Darmkrebs:
    • HNPCC (engl. heredetery non-polyposis colorectal cancer; hereditäres kolorektales Karzinom ohne Polyposis, auch als "Lynch-Syndrom" bezeichnet) – Beginn des Darmkrebsscreenings inkl. Koloskopie ab dem 25. Lebensjahr (jährlich!)
    • FAP (familiäre adenomatöse polyposis; obligate Präkanzerose/spätere Krebserkrankung signifikant wahrscheinlich; Entartung beginnt ab dem fünfzehnten Lebensjahr!) – Beginn des Darmkrebsscreenings inkl. Koloskopie bereits ab dem 10. Lebensjahr (jährlich!)
    • Verwandte ersten Grades von Patienten mit kolorektalem Karzinom sollten in einem Lebensalter, das 10 Jahre vor dem Alterszeitpunkt des Auftretens des Karzinoms beim Indexpatienten liegt, erstmals komplett koloskopiert werden, spätestens im Alter von 40-45 Jahren.
      Die Koloskopie sollte bei polypenfreiem Darm in der initialen Koloskopie mindestens alle 10 Jahre* wiederholt werden.
    • Verwandte ersten Grades von Indexpatienten, bei denen Adenome vor dem 50. Lebensjahr nachgewiesen wurden, sollten 10 Jahre vor dem Lebensalter zum Zeitpunkt des Nachweises des Adenoms koloskopiert werden.
      Die Koloskopie sollte bei polypenfreiem Darm in der initialen Koloskopie mindestens alle 10 Jahre* wiederholt werden.

*In der amerikanischen Leitlinie wird ein 5-Jahres-Intervall empfohlen.

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gibt Hinweise zu den Fristen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Koloskopien [20, 21]:

  • Menschen ohne familiäre Vorbelastung und mit unauffälligem Befund bei der Erstuntersuchung: Intervall zwischen Darmspiegelungen könnte möglicherweise auf 15 Jahre verlängert werden. Durch diese Verlängerung würden nur sehr wenige Darmkrebsfälle übersehen (1,4 pro 1.000 Personen).
  • Menschen, bei denen bei einem Verwandten ersten Grades im Alter ab 60 Jahren Darmkrebs diagnostiziert wurde: Intervall zwischen Darmspiegelungen könnte möglicherweise auf 8 Jahre verlängert werden. Durch diese Verlängerung würden nur sehr wenige Darmkrebsfälle übersehen (1,7 pro 1.000 Personen).

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute entzündliche Darmerkrankungen: Wie schwere Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn im akuten Schub, da das Risiko einer Perforation erhöht ist.
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz oder instabiler Angina Pectoris kann das Risiko für kardiale Komplikationen erhöht sein.
  • Schwere systemische Infektionen: Bei akuten Infektionskrankheiten oder Sepsis.
  • Unmittelbar nach größeren abdominalen Operationen: Aufgrund des Risikos von Nahtinsuffizienz (Nahtschwäche) oder Narbengewebe.
  • Schwere Gerinnungsstörungen: Erhöhtes Blutungsrisiko bei Patienten mit unkontrollierter Koagulopathie oder die unter blutverdünnenden Medikamenten stehen.
  • Schwere respiratorische Insuffizienz: Insbesondere bei Patienten, die für die Sedierung während der Koloskopie anfällig sind.
  • Toxisches Megakolon: Bei schweren Formen von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.

Vor der Untersuchung

Wichtig ist eine gute Vorbereitung des Patienten: Drei Tage vor der Koloskopie sollten Patienten Nahrungsmittel mit Kernen, Körnern und Fruchtschalen (Müsli, Vollkornbrot; Mohn, Nüsse, Kiwi, Tomaten, Trauben) meiden. Denn Kerne und Schalen könnten trotz Darmreinigung an der Darmwand haften bleiben und bei der Endoskopie die Sicht beeinträchtigen bzw. die Instrumente verstopfen.
Am Tag vor der Untersuchung muss abgeführt werden – je sauberer der Darm, umso mehr sieht der Gastroenterologe. Dazu erhält der Patient ein in zwei Liter Flüssigkeit aufgelöstes Abführmittel.


Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat 2007 ein Positionspapier zur Darmreinigung vor Koloskopie herausgegeben. Darin wird generell der Splitting-Dosierung (= Darmreinigung verteilt auf zwei Tage; erster Liter am Vorabend, den zweiten Liter am nächsten Morgen/ca. 4 h vor der Untersuchung) gegenüber dem einteiligen Regime der Vorzug gegeben und auf die Überlegenheit einer PEG-Lösung (Polyethylen-Glykol-(PEG)- und Natriumphosphat-(NaP)-Lösungen; PEG-Lösung plus Vitamin C, Trinkmenge 2 Liter) hingewiesen [1]. Anschließend ist nur noch Trinken erlaubt.
Eine Metaanalyse bestätigt, dass dieses Vorgehen zu besseren Reinigungsergebnissen und einer höheren Patientenzufriedenheit beiträgt [2]. Zudem belegt eine weitere Studie, dass die Splitting-Dosierung das Mikrobiom (Gesamtheit aller den Menschen besiedelnden Mikroorganismen im Darm) weniger belastet [3]. Ebenfalls wird durch die Aufteilung der Koloskopie-Lösung auf zwei Dosen die Adenomdetektionsrate (Rate der gefundenen Adenome) signifikant erhöht [5].

Thrombozytenaggregationshemmer (Plättchenhemmer) oder orale Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) müssen bei einer diagnostischen Koloskopie nicht abgesetzt werden. Ist allerdings eine Polypektomie (Entfernung von Polypen) erforderlich, ist ein zweiter Eingriff nach einer Therapiepause von sieben Tagen nötig.

Das Verfahren

Die Koloskopie ist ein Diagnostik- und Behandlungsverfahren gleichermaßen. Um den gesamten Dickdarm (Kolon) sehen und beurteilen zu können, werden spezielle Endoskope mit Licht-, Optik- und Arbeitskanälen verwendet.

Die Spitze dieser biegsamen Schläuche lässt sich in alle Richtungen abwinkeln, sodass fast alle Bereiche des Kolons (Dickdarm) bis zum Caecum (Blinddarm, das ist der am weitesten proximal gelegene Abschnitt des Dickdarms) eingesehen werden können. Bei dieser Untersuchung besteht außerdem der Vorteil, dass aus verdächtigen Bereichen der Darmschleimhaut kleine Gewebeproben entnommen werden können, die dann für eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) zur Verfügung stehen.

Technischer Standard sind heute eine High-definition-Auflösung sowie die reale und virtuelle Chromoendoskopie. Bei der Chromoendoskopie werden über das Endoskop Farbstoffe wie Indigokarmin oder Methylenblau direkt auf den suspekten (verdächtigen) Gewebebezirk gesprüht. Dadurch lassen sich Veränderungen der Schleimhaut kontrastreicher darzustellen; ebenfalls sind flache und eingesunkene Veränderungen besser erkennbar.

Die Untersuchung wird ambulant und in Analgosedierung (schmerzfreier Dämmerschlaf) in bequemer Liegeposition durchgeführt.

Eine Koloskopie dauert in der Regel nicht länger als 20 bis 30 Minuten.

Mögliche Befunde

  • Polypen
    • Meist benigne (gutartige) Wucherungen der Darmschleimhaut, die potenziell präkanzerös sind und entfernt werden sollten.
  • Kolonkarzinom
    • Maligne Tumore, die aus der Darmschleimhaut entstehen und oft aus Polypen entwickeln.
  • Divertikel
    • Ausstülpungen der Darmwand, die insbesondere im Colon sigmoideum ( S-förmige letzte Abschnitt des Dickdarms) häufig sind und zu Divertikulitis (Entzündung von einem oder mehreren Divertikeln) entzünden können.
  • Entzündliche Darmerkrankungen
    • Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
      • Chronische Entzündungen, die zu Geschwüren, Vernarbungen, Stenosen (Verengungen) und anderen pathologischen Veränderungen führen können. Infektiöse Kolitis: Entzündungen des Kolons (Dickdarm), verursacht durch Infektionen mit Bakterien wie Campylobacter, Shigella, oder durch Clostridioides difficile.
  • Ischämische Kolitis
    • Entzündung und Schädigung des Dickdarms aufgrund einer unzureichenden Blutversorgung.
  • Vaskuläre Ektasien (Angiodysplasien)
    • Kleine, fragile Blutgefäße, die zu Blutungen führen können.
  • Anale und perianale Befunde
    • Hämorrhoiden, Analfissuren (Riss in der Schleimhaut des Enddarmes), Fisteln und Abszesse (Eiterhöhle).
  • Blutungen
    • Aktive Blutungsquellen können lokalisiert und behandelt werden.
  • Stenosen
    • Verengungen des Darmlumens, die durch Entzündungen, Tumore oder Narbengewebe verursacht sein können.
  • Synechien (Adhäsionen)
    • Narbige Verbindungen zwischen den Darmwänden, die durch vorherige Entzündungen oder Operationen entstehen können.
  • Fremdkörper
    • Gelegentlich werden Fremdkörper im Dickdarm gefunden, die verschluckt oder anderweitig eingeführt wurden.

Nach der Untersuchung

  • Erholungsphase: Nach der Untersuchung sollten Patienten sich ausruhen, bis die Wirkung der Sedierung nachlässt.
  • Beobachtung möglicher Komplikationen: Patienten sollten auf Anzeichen einer Darmperforation (starke Bauchschmerzen, Fieber, Blutungen) achten und im Verdachtsfall sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Wiederaufnahme der normalen Ernährung: In der Regel können Patienten nach der Untersuchung ihre normale Ernährung wieder aufnehmen, es sei denn, es gibt spezifische Anweisungen vom Arzt.
  • Verkehrstüchtigkeit: Nach einer Sedierung sollten Patienten nicht selbst Auto fahren oder Maschinen bedienen. Es wird empfohlen, dass eine Begleitperson sie nach Hause begleitet.
  • Ergebnisse: Die Ergebnisse der Koloskopie, einschließlich eventueller Biopsiebefunde, werden in der Regel in einem späteren Termin mit dem Arzt besprochen.
  • Verhaltensempfehlungen bei Polypenentfernung: Wenn Polypen entfernt wurden, können spezifische Anweisungen zur Ernährung und Aktivität gegeben werden, um das Risiko von Nachblutungen zu minimieren.

Mögliche Komplikationen

  • Stärkere Blutungen (z. B. nach Polypentfernung bzw. Gewebeentnahme) (0,2-0,3 %)
  • Verletzung bzw. Perforation (Durchstoßung) der Darmwand mit Verletzung benachbarter Organe (z. B. Milz)  (0,01-0,1 %)
  • Verletzung des Sphinkters (Schließmuskels) mit dem Endoskop (sehr selten)
  • Verletzungen der Darmwand, die erst nach einigen Tagen zu einer Peritonitis (Bauchfellentzündung) führen
  • Ansammlung von Gasen im Darm möglich, welche zu kolikartigen Schmerzen führen kann.
  • Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubungs-/Narkosemittel, Farbstoffe, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.
  • Infektionen, nach denen schwere lebensbedrohliche Komplikationen betreffend Herz, Kreislauf, Atmung etc. auftreten, kommen selten vor (1,6 Patienten haben schwere Infektionen auf 1.000 Untersuchungen [9]). Ebenso sind bleibende Schäden (z. B. Lähmungen) und lebensbedrohende Komplikationen (z. B. Sepsis/Blutvergiftung) nach Infektionen sehr selten.

Durch eine Fragebogenaktion wurden Komplikationen während und innerhalb von 4 Wochen nach einer Koloskopie erfasst. 5.252 Teilnehmern, die den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben, wurden in die Studie eingeschlossen. Es traten 10 ärztlich bestätigte Blutungen und 2 Perforationen während der Koloskopie auf sowie 6 Blutungen und 2 Perforationen in den vier Wochen nach der Koloskopie (= Komplikationsrate von 20/5 252 = 0,38 %) [6].

Beachte: Bei Patienten über 75 Jahren ist das Risiko für Komplikationen infolge einer Koloskopie deutlich erhöht. Ältere Patienten mussten in einer Studie mit 38.069 Patienten in den ersten 30 Tagen nach einer Koloskopie mehr als 2,3-fach so oft in eine Klinik wie jüngere; dabei wurden sämtliche Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) und Begleitfaktoren berücksichtigt: Die Rate von Post-Koloskopie-Blutungen war 3-fach erhöht, die von Darmperforation verdoppelt und von Infekten vervierfacht; Raucher hatten ein verdreifachtes Komplikationsrisiko. Die 30-Tage-Mortalitätsrate (Sterberate) betrug bei den jüngeren 0,1 % und unter den älteren Patienten 0,2 % [14].

Weitere Hinweise

  • Kolonkarzinom im Stadium T1 werden in einem Screening nach positivem immunologischem Stuhltest nur in 39 % der Fälle vom Endoskopiker mit bloßem Auge erkannt. Dadurch besteht die Gefahr ungeeigneter Resektionstechniken (Verfahren der chirurgischen Entfernung), etwa der Verwendung der Piecemeal- – Piecemeal-Mukosaresektion (pEMR)  –statt einer En-bloc-Abtragung des Tumors (stückweise Abtragung anstelle einer Abtragung in der Gesamtheit) [11].
  • Patienten, die am kolorektalen Karzinom operiert wurden, hatten in 3 % der Fälle ein erneutes Kolonkarzinom im Intervall (metachrones Kolonkarzinom). Eine mögliche iatrogene Tumoraussaat durch die Koloskopie über den Arbeitskanal konnte in einer Analyse primärer und sekundärer Tumoren nachgewiesen werden [13]. 
  • Ein wichtiger Qualitätsparameter für die Screeningkoloskopie ist die Adenomdetektionsrate (ADR; Anteil der von einem Arzt durchgeführten Screening-Koloskopien, die zur Entdeckung mindestens eines Adenoms führen), die in den westlichen Ländern mindestens 30 % bei Männern und mindestens 20 % bei Frauen betragen sollte.
  • Die Adenomdetektionsrate wird signifikant erhöht, wenn bei der Koloskopie Wasser statt Luft insuffliert wird: Gesamt-ADR in der Wasserinsufflations-Gruppe (WI-Gruppe) betrug 18,3 %, in der Luftinsufflations-Gruppe 13,4 % (RR 1,45, 95 % CI 1,20-1,75; p < 0,001). Des Weiteren wurden in der WI-Gruppe auch mehr kleine (< 10 mm), flache und tubuläre Adenome gefunden (bessere Detektionsrate unter WI); ebenso war in der WI-Gruppe die Patientenzufriendenheit höhter (94,5 % versus 91,5 %) [7].
  • Nach einer negativen Screening-Koloskopie (Vorsorgedarmspiegelung)
    • ist die Inzidenz des Kolonkarzinoms (Darmkrebs) im zehnten Jahr nach der Koloskopie rund um die Hälfte, die Darmkrebsmortalität sogar um 88 % geringer als bei ungescreenten gleichaltrigen Patienten [9].
    • ist der Anteil an Personen mit fortgeschrittenen kolorektalen Neoplasien (advanced colorectal neoplasms, ADN) zehn Jahre nach einer befundfreien Erstuntersuchung sehr niedrig und liegt, je nach Alter und Geschlecht, um 38-60 % unter der bei der Screening-Koloskopiestieg auch bei Personen, deren Erstuntersuchung bereits 14 Jahre zurücklag, nicht wesentlich an [17].
  • Selbst eine einmalige Sigmoidoskopie (übliche Darmkrebsvorsorge in Groß­britannien) zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr kann das Erkrankungsrisiko an ein Kolonkarzinom auch noch nach 17 Jahren senken (Per-Protokoll-Analyse: Reduktion der Kolonkarzinom-Rate 35 %; distale Tumoren: Reduktion 56 %) [4].
  • Ergebnisse einer Zweituntersuchung [10]: Häufigkeit des Auftretens der Läsionen (Schädigungen/Veränderungen) nach Erstkoloskopie in Abhängigkeit der Dauer der vergangenen Jahre nach der ersten Koloskopie:
    • 1-5 Jahre: 20,7 % aller Untersuchten hatten Läsionen
    • 5-10 Jahre: 23 %
    • > 10 Jahre: 21,9 %
    Ergebnisse bei Betrachtung der klinisch wesentlich relevanteren fortgeschrittenen Vorstufen:
    • 1-5 Jahre: 2,8 % aller Untersuchten hatten Läsionen
    • 5-10 Jahre: 3,2 %
    • > 10 Jahre: 7 %
    Fazit: Bei einer Folgekoloskopie in den ersten zehn Jahren nach einer unauffälligen Darmspiegelung werden nur sehr selten relevante Befunde gefunden. In besonderen Fällen, wie zum Beispiel einem erhöhten Risiko aufgrund einer familiären Vorbelastung, sollte allerdings eine Folgeuntersuchung früher durchgeführt werden.
  • Die „US Preventive Services Task Force“ (USPSTF) kam auf der Basis von 4 randomisierten kon­trollierten Studien mit 458.002 Teilnehmern zu dem Ergebnis, dass eine Sigmoidoskopie die Darmkrebs-spezifische Mortalität (Sterberate) um 26 % senkt [15].
    Hinweis: Bei der Sigmoidoskopie (Teildarmspiegelung) werden nur die untersten 40 bis 50 Zentimeter des Dickdarms (Sigma) untersucht.
  • In einer randomisierten Studie war bei Patienten, die eine Koloskopie erhalten hatten, betrug das Darmkrebsrisiko nach 10 Jahren 0,98 % in der eingeladenen Gruppe und 1,20 % in der Normalversorgungsgruppe, dieses entspricht einer Risikoreduktion von 18 % (Risikoverhältnis 0,82; 95 % Konfidenzintervall [KI] 0,70 bis 0,93). Das Sterberisiko durch Darmkrebs betrug 0,28 % in der eingeladenen Gruppe und 0,31 % in der Normalversorgungsgruppe [16].
  • Intervallkarzinome nach Koloskopie: 
    • ca. 80 % der kolorektalen Karzinom, die innerhalb von vier Jahren nach einer Koloskopie identifiziert werden, werden bei einer adäquater Koloskopie übersehen, für 20 % lassen sich andere Ursache ermitteln, wie beispielsweise eine nicht vollständig resezierte Läsion [19].
    • Wenn eine Darmspiegelung unter Sedierung erfolgt, ist das Risiko für Intervallkarzinome um rund ein Drittel höher. Die Erleichterung von Positionsveränderungen der Patienten durch Verzicht auf Sedierung könnte dazu beitragen, dass kolorektale Karzinome zuverlässiger entdeckt werden [22].
  • Nutzen der Darmkrebsvorsorge bei über 75-Jährigen: Hier muss eine Abwägung gegen mögliche Komplikationen bei der Untersuchung erfolgen, da die Komplikationsrate in dieser Patientengruppe hoch ist. Somit lohnt sich eine Darmspiegelung vor allem bei älteren Personen, wenn deren Lebenserwartung hoch ist [18].

Ihr Nutzen

Die Koloskopie bietet Ihnen eine effektive Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von:

  • Darmkrebs (Kolonkarzinom)
  • Dickdarmpolypen/-adenome
  • Divertikulitis – Entzündung von Ausstülpungen (Divertikel) der Dickdarmwand
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Sie bietet Ihnen die Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung krankhafter Veränderungen der Schleimhaut des Darmes, wie beispielsweise Dickdarmpolypen/-adenome oder Darmkrebs. Die zunächst benignen (gutartigen) Veränderungen können rechtzeitig erkannt und entfernt werden. So kann die Entstehung einer Krebserkrankung verhindert werden.

Die Koloskopie zählt zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen und sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden (s. u. "Vorsorgeplan für den Mann" bzw. "Vorsorgeplan für die Frau". 

Literatur

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Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Gastrointestinale Endoskopie, Sedierung. (AWMF-Registernummer: 021 - 014), Mai 2015 Langfassung