Harnsteinanalyse
Die Harnsteinanalyse (Steinanalyse) ist ein Verfahren, welches die genaue Zusammensetzung der Harnsteine aufzeigt.
Indikationen (Anwendungsgebiete) [S2k-Leitlinie]
- Bei jedem Nieren- oder Harnleiterstein (erstes Steinereignis)
- im Rezidivfall (Wiederauftreten der Erkrankung) ist eine erneute Steinanalyse erforderlich bei:
- Wiederholung unter pharmakologischer Prävention
- frühem Wiederauftreten nach interventioneller Therapie mit vollständiger Steinräumung
- spätem Wiederauftreten nach einer längeren steinfreien Ze
Die leitliniengerechte Steinanalyse wird mittels Fourrier-Transform-Infrarotspektroskopie (FT-IR), Röntgendiffraktometrie (XRD) oder Polarisationsmikroskopie durchgeführt.
Harnsteine entstehen durch ein Ungleichgewicht in der physikalisch-chemischen Zusammensetzung des Harns mit Bildung von Salzkristallen.
Viele der Steinarten, die bei der Urolithiasis als Ursache gefunden werden können, bilden sich aufgrund von Veränderungen des Urin-pH-Wertes.
Man kann die folgenden Steinarten unterscheiden:
Entstehungsursache | Steinart | Häufigkeit | Urin-pH-Wert |
Erworbene Stoffwechselstörung | Calciumoxalatstein |
60-70 % | Alkalisch oder basisch, je nach Ursache |
Calciumphosphatstein (nicht infektassoziiert) |
|||
Harnsäurestein |
10 % | < 6,0 | |
Harnsäure-Dihydrat-Stein | 2-5 % | ||
Calciumhydrogen-phosphat-Dihydrat | 1 % | ||
Carbonatapatitstein | 5 % | > 7,0 | |
Harnwegsinfektion | Magnesiumammoniumphosphat-Hexahydrat | 5-10 % | > 7,0 |
Carbonatapatitstein | 5 % | ||
Ammoniumhydrogenuratstein/ Ammoniumuratstein |
0,5-1 % | ||
Calciumphosphatstein | 1 % | ||
Angeborene Stoffwechselstörung | Cystinstein | 0,5 % | < 6,0 |
Dihydroxyadeninstein | < 0,5 % | ||
Xanthinstein | < 0,5 % |
Nach Austreiben des Steins sollte dieser unbedingt auf seine Zusammensetzung hin untersucht werden, da nur so eine sichere und wirksame Therapie und Prophylaxe möglich ist.
Das Verfahren
Die Harnsteinanalyse erfolgt mittels physikalischer Methoden wie Fourrier-Transform-Infrarotspektroskopie (FT-IR), Röntgendiffraktometrie (XRD) oder Polarisationsmikroskopie. Diese erkennen anhand der Absorptionsspektren der Infrarotstrahlen, der verschiedenen Beugungsspektren von Röntgenstrahlen oder der Polarisation die Zusammensetzung des jeweiligen Steins.
Folgende Parameter sind bei den verschiedenen Steinarten zu unterscheiden:
Steinart | Chemische Zusammensetzung | Mineralname | Häufigkeit | Röntgenverhalten |
Calciumoxalat |
Calciumoxalat-Monohydrat |
Whewellit-Stein | 60-70 % | schattengebend |
Calciumoxalat-Dihydrat |
Weddellit-Stein | 10-15 % | ||
Harnsäure |
Harnsäure | Uricit | 10 % | nicht schattengebend |
Harnsäure-Dihydrat | 2-5 % | |||
Urate | Ammoniumurat | 0,5-1 % | nicht schattengebend | |
Calciumphosphat |
Carbonatataptit | Dahlit | 5 % | schattengebend |
Calciumhydrogen-phosphat-Dihydrat | Brushit | 1 % | schattengebend | |
Infektstein | Magnesiumammoniumphosphat-Hexahydrat | Struvit | 5-10 % | schwach schattengebend |
Cystin | Cystin | 0,5 % | Schwach schattengebend | |
Seltene Steine |
Dihydroxyadenin | < 0,5 % | nicht schattengebend | |
Matrixsteine | < 0,5 % | nicht schattengebend | ||
Medikamentensteine | < 0,5 % | nicht schattengebend | ||
Xanthin | < 0,5 % | nicht schattengebend |
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. (AWMF-Registernummer: 043 - 025), Mai 2019 Langfassung