Röntgen-Abdomen

Die Röntgenuntersuchung des Abdomens, kurz Röntgen-Abdomen (Synonyme: Abdomen-Röntgen; Abdomenübersicht) genannt, gehört zusammen mit der Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) zur Basisdiagnostik des Abdomens (Bauch). Beide Untersuchungen weisen den Weg für eine weiterführende Diagnostik oder geben bereits Hinweise für geeignete therapeutische Maßnahmen. Beim Röntgen-Abdomen handelt es sich um eine Nativaufnahme des Abdomens ohne Verwendung von Kontrastmittel.

Beurteilbare Strukturen

Bei einer Röntgenuntersuchung des Abdomens können insbesondere folgende Strukturen und Zustände beurteilt werden:

  • Darmgasverteilung: Identifizierung abnormaler Gasansammlungen oder -verteilungen im Gastrointestinaltrakt.
  • Freie Luft: Nachweis von freier Luft in der Bauchhöhle, was auf eine Perforation eines Hohlorgans hindeuten kann.
  • Luft in den Gallenwegen (Aerobilie): Hinweise auf eine pathologische Verbindung zwischen Gallensystem und Darm.
  • Luft im Pfortadersystem: Zeichen einer fortgeschrittenen Ischämie oder Infektion.
  • Luft- und Flüssigkeitsspiegel: Indikatoren für Ileus (Darmverschluss) oder Subileus (klinisch noch nicht voll entwickelter Verschluss des Darms, d. h. die Vorstufe eines Ileus).
  • Organveränderungen: Beurteilung von Größe, Form und Lage der abdominalen Organe wie Leber, Milz und Pankreas.
  • Verkalkungen und Konkremente: Identifikation von Verkalkungen in Lymphknoten, Gefäßen oder Organen sowie Nachweis von Gallen- oder Nierensteinen.
  • Weichteilstrukturen und Psoasschatten: Beurteilung der Weichteildichte und Abgrenzbarkeit des Psoasmuskels.
  • Knochenstrukturen: Überprüfung der Wirbelsäule, Rippen und Beckenknochen auf Auffälligkeiten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Aerobilie – Nachweis von freier Luft
  • Akutem Abdomen – akute Symptomatik bei Erkrankungen im Bereich des Abdomens (Bauchhöhle), die notfallmäßig behandelt werden muss
  • Gas in der Darmwand oder Pfortader bei fortgeschrittener Ischämie (Gewebeuntergang durch Sauerstoffverlust)
  • Fremdkörper
  • Ileus (Darmverschluss)
  • Nachweis von Verkalkungen bzw. Konkrementen (z. B. Gallensteine)
  • Perforation eines Hohlorgans – z. B. des Darms
  • Subileus (inkompletter Darmverschluss)
  • Toxisches Megakolon – durch Toxine bedingte Lähmung und massive Dilatation des Kolons (Weitstellung des Dickdarms; > 6 cm; fehlende Haustrierung/Fältelung des Kolons), welche mit akuteAbdomen (stärkste Bauchschmerzen), Erbrechen, klinischen Zeichen des Schocks und Sepsis (Blutvergiftung) einhergeht; Komplikation bei der Colitis ulcerosa; Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt ca. 30 %
  • Tumoren
  • Nachweis von Verkalkungen (Lymphknoten, Gefäße, Pankreas/Bauchspeicheldrüse) bzw. Konkrementen zum Beispiel Gallensteine, Nierensteine

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwangerschaft: Aufgrund der Strahlenbelastung ist eine Schwangerschaft vorab auszuschließen oder sorgfältig abzuwägen.
  • Schwere Kontrastmittelallergie: Bei geplantem Einsatz von Kontrastmittel.

Vor der Untersuchung

  • Anamnese: Erfassung der aktuellen Beschwerden und der medizinischen Vorgeschichte.
  • Schwangerschaftstest: Bei Frauen im gebärfähigen Alter zum Ausschluss einer Schwangerschaft.
  • Aufklärung: Information des Patienten über den Ablauf und die Risiken der Untersuchung.

Das Verfahren

Das Röntgen-Abdomen wird häufig notfallmäßig und zumeist am Anfang einer umfangreicheren Diagnostik (ggf. unter Einsatz von Röntgen-Kontrastmittel) eingesetzt. Der Patient muss nicht auf besondere Art und Weise aufgeklärt werden. Allerdings ist zuvor eine sorgfältige Anamnese durchzuführen. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine konventionelle Röntgenuntersuchung.

Die Untersuchung wird in folgenden Positionen durchgeführt:

  • im Stehen
  • in Linkseitenlage
  • in Rückenlage

Je nach Indikation und nach Bewegungsfähigkeit des Patienten wird eine Position ausgewählt. Die Aufnahme in Rückenlage wird mit a. p. Strahlengang (anteriorer posteriorer Strahlengang – die Röntgenstrahlen dringen von vorn in das Gewebe des Patienten ein und werden an dessen Rückseite vom Röntgendetektor registriert) erstellt. Aufgrund der Strahlenbelastung ist eine Schwangerschaft bei Patientinnen auszuschließen.

Die Untersuchung sollte je nach Fragestellung die folgenden Strukturen darstellen bzw. diagnostizieren und eine Befundung durch den Arzt bzw. Radiologen ermöglichen:

  • Darmgasverteilung
  • Freie Luft in der Bauchhöhle
  • Luft in Gallenwegen
  • Luft im Pfortadersystem
  • Luft in der Darmwand – durch Infektion mit gasbildenden Bakterien
  • Luft- und Flüssigkeitsspiegel im Darm – Zeichen für einen Ileus (Darmverschluss)
  • Organveränderungen – Gastrointestinaltrakt, Leber, Milz und Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
  • Verkalkungen (Lymphknoten, Gefäße, Pankreas) oder Konkremente zum Beispiel Gallensteine, Nierensteine
  • Beurteilung Weichteile
  • Beschaffenheit des Psoasschatten
  • Beschaffenheit der Knochenstrukturen

Mögliche Befunde

  • Normalbefund: Unauffällige Darstellung der abdominalen Strukturen ohne Nachweis pathologischer Veränderungen.
  • Pathologische Befunde: Dazu gehören Aerobilie, Gas in der Darmwand, Verkalkungen, Konkremente, freie Luft bei Organperforationen, Anzeichen eines Ileus oder toxischen Megakolons sowie Tumornachweise.

Nach der Untersuchung

  • Patienteninformation: Erklärung der weiteren Schritte, z.B. Wartezeit auf Befunde und Planung weiterführender Untersuchungen.
  • Verhaltensempfehlungen: Hinweise für den Patienten, insbesondere bei Verwendung von Kontrastmitteln.

Mögliche Komplikationen

  • Akute Komplikationen: Sind bei der konventionellen Röntgenuntersuchung des Abdomens ohne Kontrastmittel selten, können aber bei allergischen Reaktionen auf Kontrastmittel auftreten.
  • Strahlenexposition: Langfristige Risiken durch Strahlenbelastung, insbesondere bei wiederholten Untersuchungen.

Literatur

  1. Layer P, Rosien U: Praktische Gastroenterologie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2008