Lungenspiegelung (Bronchoskopie)

Die Bronchoskopie (genauer Tracheobronchoskopie) bezeichnet die Spiegelung der Trachea (Luftröhre) und des Bronchialbaumes der Lunge mithilfe eines Endoskops. Dies ist ein dünnes, flexibles, schlauchförmiges Instrument mit integrierter Lichtquelle.

Das Verfahren wird nicht mehr nur bei der Diagnostik des Lungenkarzinoms angewendet, sondern bietet heutzutage auch therapeutische Optionen, auf die in diesem Artikel nicht weiter eingegangen wird.

Beurteilbare Strukturen

  • Trachea und Bronchialbaum: Einsicht in die Luftröhre und die Verzweigungen des Bronchialbaumes.
  • Schleimhautzustand: Beurteilung von Farbe, Feuchtigkeit, Schwellungen, Blutungen oder anderen Anomalien.
  • Fremdkörper: Identifikation und Lokalisation von Fremdkörpern, die in die Atemwege gelangt sind.
  • Tumoren: Erkennung und Bewertung von Wachstum und Ausdehnung von Tumoren.
  • Entzündliche Prozesse: Beurteilung entzündlicher Veränderungen und deren Ausmaß.
  • Stenosen: Identifikation und Bewertung von Verengungen der Atemwege.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Lungentumoren
  • Verdacht auf persistierende entzündliche Veränderungen
  • Fremdkörperentfernung wg. Fremdkörperaspiration (bei Kindern vor allem Fragmente von Sämereien sowie Erd- und Cashewnüsse sowie Mandeln)
  • Suchen einer Blutungsquelle bzw. Stillung) einer Blutung
  • Abklärung von Stenosen (Verengungen) der Atemwege bzw. Einbringen von Stents (Gefäßstütze) bei Stenosen der Atemwege*
  • Durchführung einer Bronchiallavage (Spülung der Bronchien zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken)
  • Entnahme einer Biopsie (Gewebeentnahme)
  • Lasertherapie bei Tumoren

*Ca. 15-20 % der Patienten mit Lungenkarzinom entwickeln im Erkrankungsverlauf zentrale Atemwegsstenosen.

Absolute Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Hochgradige tracheale Obstruktion (Verschluss oder eine Verengung der Luftröhre)
  • Fehlende Möglichkeit, den Patienten während der Untersuchung ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen
  • Akute respiratorische Insuffizienz (Störung des pulmonalen Gasaustausches mit pathologisch veränderten Blutgaswerte) mit Hyperkapnie (erhöhter Gehalt an Kohlendioxid (CO2) im Blut) (es sei denn, der Patient des intubiert und beatmet)
  • Unbehandelbare lebensbedrohliche Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)

Relative Kontraindikationen

  • Nicht behandelbare Gerinnungsstörung
  • Zustand nach kürzlichem Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Unkooperativer Patient

Vor der Bronchoskopie (Lungenspiegelung)

  • Aufklärung und Einverständnis: Der Patient wird über den Ablauf, die Risiken und den Zweck der Bronchoskopie aufgeklärt. Das schriftliche Einverständnis des Patienten wird eingeholt.
  • Medizinische Vorgeschichte: Eine gründliche Anamnese und Überprüfung der aktuellen Medikationen und Allergien sind erforderlich.
  • Nüchternheit: Der Patient muss in der Regel für eine bestimmte Zeit vor dem Eingriff nüchtern bleiben, um das Risiko von Aspiration zu reduzieren.
  • Prämedikation: Abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten und vom Umfang des Eingriffs kann eine Prämedikation mit Beruhigungsmitteln und/oder Schmerzmitteln erfolgen.
  • Entfernung von Zahnersatz: Herausnehmbarer Zahnersatz sollte vor dem Eingriff entfernt werden.

Das Verfahren

Die Bronchoskopie ist gleichermaßen ein Diagnostik- wie auch ein Behandlungsverfahren. Damit man einen guten Überblick von den Atemwegen bekommen kann, werden spezielle Endoskope mit Licht-, Optik- und Arbeitskanälen verwendet.

Die Spitze dieser biegsamen Schläuche lässt sich in alle Richtungen abwinkeln, sodass fast alle Bereiche eingesehen werden können.
Ein wichtiger Vorteil der Bronchoskopie ist, dass der Untersucher bei verdächtigen Arealen sofort Proben entnehmen kann, die dann von einem Pathologen genauer untersucht werden.

Neben diesen flexiblen Endoskopen (Durchmesser: 2-6 mm) gibt es weiterhin noch starre Bronchoskope.

Die Bronchoskopie mit einem flexiblen Bronchoskop ist beim wachen, eventuell leicht sedierten Patienten möglich, die starre Bronchoskopie wird in der Regel im Rahmen einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) durchgeführt.

Dauer des Eingriffs

  • Diagnostische Bronchoskopie: Diese Art der Bronchoskopie, bei der hauptsächlich die Atemwege inspiziert werden, dauert normalerweise zwischen 15 und 30 Minuten.
  • Therapeutische Bronchoskopie: Wenn während der Bronchoskopie therapeutische Maßnahmen ergriffen werden (wie das Entfernen von Fremdkörpern oder das Durchführen von Biopsien), kann der Eingriff länger dauern, möglicherweise bis zu einer Stunde oder mehr.

Mögliche Befunde

  • Normalbefund: Keine Auffälligkeiten, die Atemwege zeigen eine gesunde Schleimhaut und sind frei von Obstruktionen.
  • Pathologische Befunde:
    • Entzündungen: Rötungen, Schwellungen oder eitrige Beläge können Hinweise auf bakterielle oder virale Infektionen sein.
    • Tumoren: Neoplasien (Neubildung) können je nach Art und Stadium unterschiedlich aussehen, von kleinen Knoten bis zu großen, obstruierenden (verschließenden) Massen.
    • Fremdkörper: Sichtbare Fremdkörper in den Atemwegen, oft begleitet von lokalen Entzündungszeichen.
    • Blutungen: Frische oder alte Blutspuren, die auf Traumata oder Gefäßmalformationen (Gefäßmissbildungen) hinweisen können.
    • Stenosen: Verengungen der Atemwege, die angeboren sein können oder durch chronische Entzündungen, Tumore oder nach Verletzungen entstanden sind.

Nach der Bronchoskopie

  • Überwachung: Nach der Bronchoskopie wird der Patient in der Regel überwacht, bis die Wirkung der Sedierung und Lokalanästhesie nachgelassen hat.
  • Erholung: Patienten können Heiserkeit, leichten Husten oder Halsschmerzen erleben, die normalerweise schnell abklingen.
  • Essen und Trinken: Der Patient darf erst essen und trinken, wenn der Würgereflex vollständig zurückgekehrt ist, um das Risiko einer Aspiration zu vermeiden.
  • Ruhe: Es wird empfohlen, dass der Patient nach dem Eingriff für den Rest des Tages ruht und keine Fahrzeuge bedient oder Maschinen steuert.
  • Ergebnisse und Nachsorge: Die Ergebnisse der Bronchoskopie können sofort oder nach einigen Tagen verfügbar sein, insbesondere wenn Gewebeproben zur Analyse gesendet wurden. Der Arzt wird die Ergebnisse mit dem Patienten besprechen und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten.

Mögliche Komplikationen

  • Verletzungen des Kehlkopfs bzw. Perforation (Durchstoßung) der Luftröhre oder der Bronchien sind sehr selten
  • Bei Entnahme von Lungengewebe (Biopsie) kann es in seltenen Fällen zu einem Kollabieren der Lunge (Pneumothorax) kommen.
  • Gelegentlich sind stärkere Blutungen (Nachblutungen) möglich, z. B. bei bzw. nach Gewebeentnahmen (Biopsie), die eine Blutstillung (z. B. Unterspritzung mit blutstillenden Medikamenten) notwendig machen.
  • Nach der Bronchoskopie können Schluckbeschwerden und Heiserkeit auftreten. Diese Beschwerden verschwinden im Regelfall nach einigen Stunden bzw. Tagen von selbst.
    Sehr selten kann es jedoch infolge von Stimmbandverletzungen zu bleibenden Stimmstörungen (Heiserkeit) und Atemnot kommen.
  • Ein Laryngospasmus (Stimmritzenkrampf), der sehr selten auftritt, kann eine Intubation (Einführen eines Tubus (einer Hohlsonde) zur künstlichen Beatmung) oder einen Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) erforderlich machen.
  • Zahnschädigungen durch das Endoskop oder den Beißring sind selten.
  • Infektionen, nach denen schwere lebensbedrohliche Komplikationen betreffend Herz, Kreislauf, Atmung etc. auftreten, kommen selten vor. Ebenso sind bleibende Schäden (z. B. Lähmungen) und lebensbedrohende Komplikationen (z. B. Sepsis/Blutvergiftung) nach Infektionen sehr selten (15,6 Patienten haben schwere Infektionen auf 1.000 Untersuchungen [1]).

Literatur

  1. Wang P et al.: Rates of infection after colonoscopy and osophagogastroduodenoscopy in ambulatory surgery centres in the USA. Gut, May 2018 http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2017-315308

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Tracheo-Bronchoskopie. (AWMF-Registernummer: 017-061), Juli 2015 Langfassung