Hysterosalpingographie (HSG)

Die Hysterosalpingographie (HSG) ist ein spezialisiertes radiologisches Verfahren, das eine zentrale Rolle in der Abklärung von unerfülltem Kinderwunsch bei Frauen spielt. Durch die Visualisierung der inneren Struktur der Gebärmutter ([griech. hystéra: Gebärmutter) und der Durchgängigkeit der Eileiter (griech. salpingo: Eileiter) ermöglicht die HSG eine präzise Diagnose möglicher Ursachen für Infertilität (Unfruchtbarkeit). Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen, Durchführung, Indikationen sowie die potenziellen Befunde der HSG.

Grundlagen der Hysterosalpingographie

Die HSG ist eine Röntgenuntersuchung, bei der ein Kontrastmittel in die Gebärmutterhöhle injiziert wird, um die innere Kontur der Gebärmutter und den Verlauf sowie die Durchgängigkeit der Eileiter darzustellen. Das Kontrastmittel wird durch den Gebärmutterhals (Zervix) eingebracht und füllt die Gebärmutterhöhle sowie die Eileiter, sofern diese durchgängig sind. Überstehendes Kontrastmittel in der Bauchhöhle zeigt die offene Verbindung der Eileiter an.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Unerfüllter Kinderwunsch: Untersuchung der Gebärmutter und Eileiter als Teil der Infertilitätsabklärung.
  • Abklärung von Anomalien: Diagnose von Uterusfehlbildungen, Synechien (Verklebung der Gebärmutterwände) oder Polypen.
  • Überprüfung der Tubendurchgängigkeit: Nachweis von Verwachsungen oder Blockaden der Eileiter.
  • Folgeuntersuchung nach Sterilitätsbehandlungen: Kontrolle nach operativen Eingriffen an den Eileitern oder nach einer Sterilisation.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Absolute Kontraindikationen

  • Akute Beckenentzündung (Pelvic Inflammatory Disease, PID): Eine HSG während einer aktiven Entzündung kann zu einer Verschlimmerung der Infektion führen.
  • Schwangerschaft: Die HSG ist während der Schwangerschaft kontraindiziert, da das Verfahren eine Strahlenexposition beinhaltet, die dem Fötus schaden könnte.
  • Aktuelle vaginale Blutung (Scheidenblutung): Die Untersuchung sollte nicht während der Menstruation oder bei unklarer vaginaler Blutung durchgeführt werden, um diagnostische Genauigkeit zu gewährleisten und das Infektionsrisiko zu minimieren.
  • Schwere allergische Reaktion auf jodhaltiges Kontrastmittel: Patienten mit bekannter schwerer Allergie gegen das Kontrastmittel, das während der HSG verwendet wird, sollten dieses Verfahren meiden.

Relative Kontraindikationen

  • Leichte bis moderate Allergie gegen jodhaltiges Kontrastmittel: Bei solchen Patienten kann eine Prämedikation mit Antihistaminika und Steroiden erforderlich sein.
  • Verdacht auf aktive genitale Infektion: Vor der Durchführung einer HSG sollten aktive Infektionen behandelt werden.
  • Ungeklärte Unterleibsschmerzen: Diese könnten auf eine bisher nicht diagnostizierte Beckenerkrankung hinweisen, die vor der HSG untersucht werden sollte.
  • Kürzliche gynäkologische Eingriffe: Es wird empfohlen, nach Operationen am Uterus oder den Eileitern eine angemessene Heilungszeit abzuwarten, bevor eine HSG durchgeführt wird.

Vor der Untersuchung

  • Aufklärungsgespräch: Die Patientin sollte über das Verfahren, mögliche Risiken und Nebenwirkungen informiert werden.
  • Ausschluss einer Schwangerschaft: Ein Schwangerschaftstest ist erforderlich, um eine bestehende Schwangerschaft auszuschließen.
  • Vorbereitung: Die Patientin wird angewiesen, mit leerer Blase zur Untersuchung zu kommen und möglicherweise ein Antibiotikum prophylaktisch zu nehmen, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Das Verfahren

Die HSG wird üblicherweise in der ersten Zyklushälfte nach Ende der Menstruation durchgeführt, um eine mögliche Frühschwangerschaft auszuschließen. Die Patientin liegt auf einem Röntgentisch, und nach steriler Vorbereitung wird ein spezielles Instrument (Spekulum) in die Vagina/Scheide (eingeführt. Über einen dünnen Katheter wird das Kontrastmittel in die Gebärmutterhöhle injiziert, während Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Winkeln angefertigt werden.

Mögliche Befunde einer Hysterosalpingographie

  • Normale Anatomie: Durchgängige Eileiter und eine normale Gebärmutterhöhle ohne Auffälligkeiten.
  • Blockierte Eileiter: Hinweis auf mögliche Verwachsungen oder Entzündungsprozesse.
  • Uterine Anomalien (Gebärmutteranomalien): Fehlbildungen der Gebärmutter, wie ein Septum oder Uterus bicornis (Gebärmutter mit in unterschiedlichem Maß getrennten Uterushörnern und gemeinsamen Gebärmutterhals).
  • Intrauterine Adhäsionen: Verwachsungen innerhalb der Gebärmutter, die häufig nach Infektionen oder chirurgischen Eingriffen auftreten.
  • Polypen oder Myome: Benigne (gutartige) Wucherungen, die die Form der Gebärmutterhöhle verändern können.

Nach der Untersuchung

  • Beobachtung: Kurzzeitige Überwachung zur frühzeitigen Erkennung von allergischen Reaktionen auf das Kontrastmittel.
  • Hydratation: Patientinnen sollten angehalten werden, viel Flüssigkeit zu trinken, um das Kontrastmittel schneller auszuscheiden.
  • Verhaltenshinweise: Patientinnen sollten auf mögliche verzögerte Reaktionen auf das Kontrastmittel und Anzeichen einer Infektion achten.

Mögliche Komplikationen

Obwohl die HSG ein relativ sicheres Verfahren ist, können gelegentlich Komplikationen wie Infektionen, allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel oder leichte Blutungen auftreten. Eine prophylaktische Antibiotikagabe kann in bestimmten Fällen empfohlen werden.

Frühkomplikationen

  • Allergische Reaktionen: Diese können von milden Hautreaktionen bis zu schweren anaphylaktischen Schocks reichen und treten meist unmittelbar nach der Kontrastmittelinjektion auf.
  • Infektionen: Obwohl selten, können sich Infektionen im Beckenbereich entwickeln, insbesondere wenn bereits eine latente Entzündung vorhanden war.
  • Blutungen und Schmerzen: Leichte vaginale Blutungen (Scheidenblutung) und Unterleibsschmerzen können nach der Untersuchung auftreten.

Spätkomplikationen

  • Kontrastmittel-induzierte Thyreotoxikose: Sehr selten kann das jodhaltige Kontrastmittel bei prädisponierten Patientinnen eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen.
  • Verschlimmerung von bestehenden Entzündungen: Bestehende pelvine Infektionen (Infektionen des kleinen Beckens) können durch das Verfahren exacerbieren und zu langfristigen pelvinen Schmerzen führen.
  • Adhäsionsbildung: Langfristig kann es zur Bildung von intrauterinen Adhäsionen (Verwachsungen in der Gebärmutterhöhle) kommen, die potenziell die Fertilität beeinträchtigen.

Fazit

Die Hysterosalpingographie ist ein etabliertes und effektives Verfahren in der Diagnostik von Ursachen der weiblichen Infertilität. Durch die detaillierte Darstellung der uterinen und tubalen Strukturen (von Gebärmutter und Eileitern) kann die HSG entscheidende Hinweise für die weitere Behandlungsplanung bei unerfülltem Kinderwunsch liefern. Trotz der Entwicklung neuerer bildgebender Verfahren bleibt die HSG ein wichtiger Bestandteil in der Fertilitätsdiagnostik.