Pedographie
Die Pedographie (Synonyme: Elektropedographie; Fußdruckmessung) ist eine elektronische Vermessung der Füße, die sowohl der statischen und dynamischen Druckverteilung unter den Sohlen als auch der Ganganalyse dient. Gerade spezifische Beschwerden bzw. Schmerzen im Bereich des Fußes werden in der klinischen Beobachtung und in der konventionellen Ganganalyse oft nicht hinreichend erfasst, sodass eine Pedographie erforderlich ist.
Zielsetzung der Pedographie
Die Pedographie dient der präzisen Analyse der Fußfunktion und Druckverteilung und wird in verschiedenen medizinischen Feldern eingesetzt, um fundierte diagnostische und therapeutische Entscheidungen zu treffen. Spezifische Ziele umfassen:
- Diagnostik von Fußfehlstellungen und Dysbalancen: Präzise Identifikation von Fußfehlstellungen wie Plattfuß, Spreizfuß oder Klumpfuß und deren Auswirkungen auf die Gangdynamik.
- Bewertung von Schmerzzuständen und Funktionsstörungen: Analyse der Ursachen für fußbedingte Beschwerden, um zielgerichtete Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
- Überwachung und Kontrolle der Therapie: Überprüfung der Effektivität von therapeutischen Maßnahmen, einschließlich orthopädischer Hilfsmittel wie Einlagen oder spezielle Schuhzurichtungen.
- Prävention von Sekundärkomplikationen: Frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren, die zu schwerwiegenderen Bedingungen führen könnten, besonders bei Diabetikern und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Bewertungen orthopädietechnischer Versorgungen
- Diabetischen Fuß – Erfassung der diabetischen Neuropathie (Schädigung der Nerven in den Füßen, die durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) verursacht wird) durch Charakterisierung von Gangstörungen und abnormen Belastungen.
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises – wenn die Füße betroffen sind
- Fußfehlstellungen – Pes transversus (Spreizfuß), Pes equinus (Spitzfuß), Pes planus (Plattfuß), Pes valgus (Knickfuß), Pes cavus (Hohlfuß)
- Hallux valgus – Abweichung der Großzehe, sogenannte Schiefzehe
- Pes equinovarus (Klumpfuß)
- Therapiekontrolle – z. B. nach Operationen am Fuß
- Fehlbelastungen
- Metatarsal- und Rückfußfrakturen – Knochenbrüche des Mittelfußes und des Fußrückens
- unspezifische orthopädische Veränderungen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Während die Pedographie eine nicht-invasive und sichere Methode ist, gibt es Situationen, in denen die Anwendung weniger geeignet sein könnte:
- Akute Entzündungszustände: Bei akuten Entzündungen oder Infektionen am Fuß sollte die Untersuchung verschoben werden, bis eine angemessene Behandlung erfolgt ist.
- Frische postoperative Zustände: Unmittelbar nach einer Fußoperation kann die Belastung durch die Testprozedur kontraindiziert sein, solange keine Stabilität oder Heilung erreicht ist.
Vor der Untersuchung
- Entfernung von Schuhwerk und Strümpfen: Um genaue Daten zu erhalten, muss der Patient barfuß sein. Dies gewährleistet, dass die Messung direkt auf der Haut und nicht durch Stoff beeinträchtigt wird.
- Reinigung und Trocknung der Füße: Die Füße sollten sauber und trocken sein, um eine gute Interaktion mit der Messplatte zu ermöglichen und um Rutschgefahr zu vermeiden.
- Anamnese und medizinische Vorgeschichte: Eine detaillierte Anamnese sollte erhoben werden, um frühere Verletzungen, Operationen oder Erkrankungen, die die Füße betreffen, zu erfassen. Dies kann Einfluss auf die Interpretation der Messergebnisse haben.
- Aufklärung über den Ablauf der Untersuchung: Der Patient sollte über den Ablauf der Pedographie informiert werden. Dazu gehört eine Erklärung, wie die Messung durchgeführt wird, was der Patient während der Untersuchung tun soll und wie lange die Untersuchung voraussichtlich dauern wird.
- Überprüfung der aktuellen Symptome: Falls der Patient aktuelle Schmerzen oder Beschwerden hat, sollten diese vor der Untersuchung erfasst werden, da sie die Gangart und damit die Ergebnisse der Pedographie beeinflussen können.
- Instruktionen zur Bewegung: Instruieren Sie den Patienten, wie er sich während der Untersuchung bewegen soll, z. B. normal gehen oder spezielle Bewegungen ausführen, je nachdem, was untersucht werden soll.
- Psychologische Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass der Patient entspannt und bereit für die Untersuchung ist, insbesondere wenn er nervös ist oder Angst vor der Untersuchung hat.
Das Verfahren
Die Pedographie ist ein computergestütztes Verfahren, das insbesondere die Druckverteilung der Fußsohlen präzise erfassen kann. Die Messsysteme sind in der Lage, die Drücke zeitlich und örtliche aufzulösen und so die Belastungscharakteristik den jeweiligen Fußregionen und Skelettelementen zuzuordnen. Der Patient bewegt sich barfüßig auf einer Druckverteilungsmessplatte, die meist fest in den Boden eingelassen ist. Diese Platte ist mit bis zu 1.000 Sensorpunkten ausgestattet. Das Druckverteilungsmuster wird direkt auf einem Bildschirm dargestellt, wobei unterschiedlichen Druckstufen verschiedenen Farben zugeordnet sind. Der Patient sollte sich auf möglichst natürliche Weise über die Messplatte bewegen, um Schrittanpassungen zu vermeiden. Begleitend wird oft auch eine Elektromyographie (EMG) durchgeführt (Messung der elektrischen Aktivität der Muskulatur, die Auskunft über den Zustand derselben gibt).
Die Pedographie erfasst folgende Messparameter sowohl im Stand als auch im Gehen:
- Spitzendrücke
- Zeitpunkt der Spitzendrücke
- Kontaktflächen
- lokale und relative Impulse
- Belastungsdauer
- Druckverteilung – insbesondere während des Abrollvorgangs
- mittlerer Anpressdruck
Alternativ zur Messplatte wird auch die Messsohle verwendet. Der Patient trägt diese Sohle zusammen mit dem Schuhwerk. Mit dieser Methode kann die Interaktion zwischen Fuß und Schuh direkt bewertet werden. Dies ist besonders im Bereich der Orthopädieschuhtechnik bei der Beurteilung von Einlagen und Schuhzurichtungen von Bedeutung. Außerdem kann das System flexibel unter natürlichen, alltäglichen Bedingungen angewendet werden.
Mögliche Befunde
- Normale Druckverteilung: Zeigt eine gleichmäßige Belastung und stabile Fußfunktion.
- Abnormale Druckpunkte: Hinweise auf Überlastungen oder Fehlstellungen, die Schmerzen oder Fehlhaltungen verursachen können.
- Veränderte Gangmuster: Aufschluss über kompensatorische Bewegungen oder Asymmetrien im Gangbild.
- Funktionelle Einschränkungen: Identifikation von Bereichen mit reduzierter Funktion oder Flexibilität.
Nach der Untersuchung
Die Ergebnisse der Pedographie ermöglichen eine fundierte Diskussion über die nächsten Schritte in der Behandlung, sei es durch physiotherapeutische Maßnahmen, orthopädische Schuhzurichtungen oder operative Eingriffe. Durch regelmäßige Nachkontrollen kann der Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen effektiv überwacht und dokumentiert werden.
Ihr Nutzen
Die Pedographie ist ein etabliertes Verfahren und stellt vor allem in der Diagnostik und Früherkennung des diabetischen Fußes eine wertvolle Ergänzung dar.
Literatur
- Arnold J, Krauspe R: Der Klumpfuß. Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane. Georg Thieme Verlag 2006
- Fleischner G: Podologische Orthopädie. Verlag Neuer Merkur GmbH 2003
- Stein V, Greitemann B: Rehabilitation in Orthopädie und Unfallchirurgie. Methoden – Therapiestrategien – Behandlungsempfehlungen. Springer Verlag 2005