Fiebermessung (inkl. Fiebertypen)
Die Messung der Körpertemperatur erfolgt im Regelfall mit einem Fieberthermometer (= Fiebermessung).
Am genauesten ist die rektale Messung (Goldstandard). Der rektale Messwert ist der Körperkerntemperatur, d. h. der Temperatur der lebenswichtigen inneren Organe, am nächsten.
Die Messung kann auch oral (Mund), axillär (Achselhöhle) oder aurikulär (Ohr; Messfehler möglich durch Ohrenschmalz) erfolgen.
Messort |
Messdauer [Minuten] | Abweichung zur rektalen Messung [°C] |
Rektal | 3-5 | - |
Oral | 5-8 | (0,3-0,5) - > 0,5 |
Axillär | 10 | > 0,5 |
Aurikulär | 1-3 Sekunden | > 0,5 |
Beachte: Alle nicht invasiven zentralen Verfahren (orale, axilläre und aurikuläre Fiebermessung) garantierten nicht eine klinisch akzeptable Übereinstimmung von ± 0,5 °C [2].
Neben dem herkömmlichen Fieberthermometer gibt es folgende Alternativen:
- Digitale Thermometer
- Tympanothermometer (Ohrthermometer) [Die rektale Messung ist bei Kindern mit dieser Methode abgelöst worden.]
- Stirnthermometer
- Infrarot-Thermometer
Die Fiebermessung erfolgt in der Regel morgens zwischen 7 und 8 Uhr (Tagestemperatur-Minimum) und nachmittags/abends zwischen 17.00 und 18.00 (-20.00) Uhr (Tagestemperatur-Maximum);
Normale Schwankungen der Körperkerntemperatur
Die Temperatur ist in den frühen Morgenstunden am niedrigsten (rektal etwa 36,5 °C) und hat ein Maximum am Nachmittag (rektal 37,8 °C). Während des Schlafs stellt sich etwa um 2 Uhr nachts ein Minimum ein; vor dem Erwachen steigt dann die Temperatur langsam wieder an. Schwankungen der Temperatur sind von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise von der Tageszeit, Mahlzeiten, Emotionen oder von körperlicher Aktivität (in Abhängigkeit vom Aktivitätslevel Anstieg bis 2 °C).
In einer Studie mit 35.488 Patienten, die weder eine Infektion hatten noch ein Antibiotikum einnahmen, wurde eine mittlere orale Temperatur von 36,6 °C (95-Prozent-Konfidenzintervall 35,7-37,3 °C; 99 Prozent-Konfidenzintervall 35,3-37,7 °C) gemessen. Messungen an verschiedenen Regionen (versus oral): temporal: -0,03 °C; Trommelfell: -0,06 °C; axillär: -0,26 °C. Mehrere Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) waren mit niedrigeren Temperaturen (z. B. Hypothyreose: -0,013 °C, P = 0,01) oder höheren Temperaturen (z. B. Krebs: 0,020 °C, P < 0,001) verbunden [3].
Die normale Körpertemperatur variiert zudem mit dem Alter (Säuglinge haben eine um circa 0,5 °C höhere Temperatur als Kinder und Erwachsene).
Da körperliche Aktivität im Kleinkindalter zu Temperaturen über 38,0 °C führen kann, sollte bei einem beschwerdefreien Kind nach einer halbstündigen Ruhephase die Körpertemperatur nachgemessen werden.
Bei Frauen schwankt die Temperatur zudem über den monatlichen Zyklus hin um ca. 0,5 °C (Erhöhung der Basaltemperatur).
Normalbereiche der Körpertemperatur nach Messmethode
Messort | Mittlere Körpertemperatur [°C] | 95-Prozent-Konfidenzintervall |
Rektal | 37,2 | 36,71 - 37,69 |
Oral | 36,8 | 36,31 - 37,29 |
Axillär | 36,5 | 36,5 - 36,99 |
Fieber
Als Fieber wird eine Erhöhung der Körpertemperatur bezeichnet, der eine Sollwertverstellung im Wärmeregulationszentrum des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) zugrunde liegt.
Fieber ist ein unspezifisches Symptom, das auf das Vorliegen einer Erkrankung hinweist, aber weder Aufschlüsse über deren Charakter noch über die Ursache und Lokalisation zulässt. Die Temperaturerhöhung im Krankheitsfall dient der Beschleunigung endogener Stoffwechselvorgänge und fördert so die Immunreaktionen des Körpers.
Mit dem Fieber kommt es u. a. zum Anstieg der Pulsfrequenz (zehn Herzschläge pro Minute mehr pro 1 °C Körpertemperaturerhöhung, sogenannte „Liebermeister-Regel“) (Ausnahme: Typhus abdominalis: Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute)).
Beachte: Bei älteren Patienten kann eine rektal gemessene Körpertemperatur größer 37,8 °C ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion sein!
Definition des Fiebers
Fieber ist definiert als Anstieg der rektalen Temperatur auf 38 °C und darüber.
Beschreibung |
Temperatur (°C) |
Normale Temperatur | 36,1 - 37,2 |
Subfebrile Temperatur | 37,3 -38,0 |
Leichtes Fieber |
38,1 - 38,5 |
Mäßiges Fieber | 38,6 -39,0 |
Hohes Fieber | 39,1 - 39,9 |
Sehr hohes Fieber | > 40,0 |
Neugeborene und Kinder: Eine Erhöhung der Körpertemperatur über 38,0 °C bei Neugeborenen und über 38,5 °C bei Kindern wird als Fieber definiert [4].
Fiebertypen
Fiebertyp |
Beschreibung |
Typische Krankheiten |
Febris continua (kontinuierliches Fieber; Kontinuafieber) |
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Fleckfieber, Lobärpneumonie, Rickettsiosen, Typhus, Paratyphus, Scharlach, Tularämie |
Febris remittens (remittierendes Fieber) |
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Tuberkulose |
Febris intermittens (intermittierendes Fieber) |
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akute Brucellose, Endokarditis, Malaria, Miliartuberkulose, Osteomyelitis, Salmonellose, Sepsis |
Relapsfieber (rezidivierendes Fieber, rekurrierendes Fieber) |
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Malaria (Sumpffieber, Wechselfieber), Rückfallfieber, |
Febris undulans (undulierendes Fieber; wellenförmiges Fieber; auch Pel-Ebstein-Fieber genannt) |
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Brucellose, Hodgkin-Lymphom (Synonyme: Morbus Hodgkin, Lymphogranulomatose) |
Doppelgipfliges Fieber |
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Denguefieber, Gelbfieber, Influenza (inkl. der pandemischen/aviären Influenza und der "neuen Grippe"/" Schweinegrippe"), Masern |
Wann muss ein Kind mit Fieber zum Arzt? [1]
Babys mit Fieber gehören grundsätzlich zum Kinder- und Jugendarzt. Ältere Kinder sollten ihm in folgenden Fällen vorgestellt werden:
- Das Fieber steigt über 38,5 °C.
- Das Fieber besteht länger als drei Tage.
- Das Kind verweigert das Trinken, verliert Flüssigkeit und trocknet aus.
- Dem Kind geht es gut, aber das Erbrechen dauert länger als zwölf Stunden (wenn es dem Kind nicht gut geht, früher zum Arzt!)
- Dem Kind geht es gut, aber der Durchfall dauert länger als zwei Tage (wenn es dem Kind nicht gut geht, früher zum Arzt!).
- Das Kind hat schwere Bauchschmerzen oder -krämpfe.
- Die Schmerzen werden trotz Behandlung stärker.
- Das Kind krampft.
- Das Kind hat einen Hautausschlag oder zeigt Symptome von Ohrenschmerzen oder Atmungsbeschwerden.
Weitere Hinweise
- Die meisten stationär aufgenommenen Patienten mit Bakteriämie (Anwesenheit von Bakterien im Blutkreislauf) hatten Körpertemperaturen unter 38 °C. Die Wahrscheinlichkeit einer Bakteriämie stieg mit hohen Temperaturen an [5].
Literatur
- Stiftung Kindergesundheit. Newsletter März 2016
- Niven DJ et al.: Accuracy of Peripheral Thermometers for Estimating Temperature. Ann Intern Med. 2015 Nov 17;163(10):768-77. doi: 10.7326/M15-1150.
- Obermeyer Z et al.: Individual differences in normal body temperature: longitudinal big data analysis of patient records. BMJ 2017; 359 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.j5468 (Published 13 December 2017)
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.: Mein Kind hat Fieber. DGKJ 2018. www.dgkj.de
- Speaker SL et al.: Relationship Between Oral Temperature and Bacteremia in Hospitalized Patients. J Gen Intern Med 2023; https://doi.org/10.1007/s11606-023-08168-6