Fluoreszenzdiagnostik

Die moderne Dermatoonkologie hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Einführung innovativer diagnostischer Verfahren. Die Fluoreszenzdiagnostik (FD), auch bekannt als Photodynamische Diagnostik (PDD), hat sich als ein wertvolles Instrument zur frühzeitigen Erkennung und Management von nicht-melanozytären Hauttumoren etabliert. Durch die selektive Anreicherung von Photosensibilisatoren ermöglicht die FD eine verbesserte Visualisierung und Differenzierung zwischen gesundem und verändertem Gewebe, was eine präzisere und frühzeitigere Diagnose ermöglicht.

Fluoreszenzdiagnostik ist ein in-vivo-Verfahren, das auf der Anwendung eines Photosensibilisators oder dessen Vorläufers (Prodrug) basiert. Diese Substanzen reichern sich bevorzugt in atypischen oder Tumorzellen an. Nach Anregung durch Licht einer bestimmten Wellenlänge emittieren diese Zellen eine Fluoreszenz, die vom normalen Gewebe abweicht und mittels spezieller optischer Systeme sichtbar gemacht wird.

Beurteilbare Strukturen

  • Epidermis (Oberhaut): Insbesondere die oberen Schichten, wo viele Hauttumoren ihren Ursprung haben.
  • Dermis (Lederhaut): Erkennung der Eindringtiefe von Tumoren und anderen pathologischen Veränderungen.
  • Grenzfläche zwischen Epidermis und Dermis: Hier können Frühstadien von Hautkrebsarten wie Basalzellkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen identifiziert werden.
  • Blutgefäße: Anreicherung von Photosensibilisatoren kann Veränderungen in den Blutgefäßen aufzeigen, die oft mit malignen Prozessen assoziiert sind.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Erkennung von Basalzellkarzinomen (BZK)
  • Diagnostik von Plattenepithelkarzinomen (PEK) der Haut
  • Identifikation von Präkanzerosen wie Aktinischer Keratose und Morbus Bowen
  • Unterscheidung zwischen malignen und benignen Läsionen
  • Überwachung der Behandlungseffektivität nach therapeutischen Eingriffen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Obwohl die FD allgemein als sicher gilt, gibt es Situationen, in denen sie möglicherweise nicht angebracht ist:

  • Überempfindlichkeit oder Allergien gegen verwendete Photosensibilisatoren
  • Vorhandene Lichtempfindlichkeit oder Erkrankungen, die mit Photosensitivität (erhöhte Lichtempfindlichkeit) assoziiert sind
  • Schwangerschaft oder Stillzeit (aufgrund fehlender ausreichender Studien zur Sicherheit)
  • Unfähigkeit, den notwendigen Lichtschutz während der lichtempfindlichen Perioden nach der Behandlung einzuhalten

Vor der Untersuchung

Die Vorbereitung auf eine FD kann Folgendes umfassen:

  • Vermeidung von Sonnenlicht oder starken Lichtquellen für einen bestimmten Zeitraum vor und nach der Applikation des Photosensibilisators
  • Reinigung der Haut, um Öle und Debris zu entfernen, die die Absorption des Photosensibilisators beeinträchtigen könnten

Das Verfahren

Das Verfahren erfolgt mit folgenden Schritten:

  • Applikation des Photosensibilisators: Topische Aufbringung (meistens) oder systemische Verabreichung, abhängig vom Zielgewebe und der Art des Tumors
  • Inkubationszeit: Ermöglicht die optimale Anreicherung des Sensibilisators in den Tumorzellen
  • Beleuchtung: Die Untersuchungsregion wird mit einer spezifischen Wellenlänge beleuchtet, die der Absorptionsmaxima des verwendeten Photosensibilisators entspricht. Dies aktiviert den Sensibilisator.
  • Beobachtung und Dokumentation: Fluoreszenzreaktionen werden über entsprechende Bildgebungssysteme aufgezeichnet. Diese Systeme können Veränderungen im Vergleich zu normalen Gewebe hervorheben.
  • Intervention: Basierend auf den FD-Ergebnissen können zusätzliche Biopsien, chirurgische Eingriffe oder andere therapeutische Maßnahmen folgen.

Interpretation der Ergebnisse

Die Intensität und das Muster der Fluoreszenz können wichtige Informationen über den Status der Läsion liefern. Beispielsweise können intensiv fluoreszierende Bereiche auf eine höhere Konzentration von abnormalen Zellen hinweisen. Diese Ergebnisse müssen jedoch im Kontext anderer diagnostischer Informationen interpretiert werden.

Mögliche Befunde

  • Basalzellkarzinome: Diese können durch ihre typischen Fluoreszenzmuster identifiziert werden, da die Tumorzellen den Photosensibilisator stärker anreichern.
  • Plattenepithelkarzinome: Unterscheidung von gesundem Gewebe durch unterschiedliche Fluoreszenzintensitäten.
  • Aktinische Keratose und Morbus Bowen: Früherkennung von präkanzerösen Zuständen durch spezifische Fluoreszenzmuster.
  • Benigne vs. maligne Läsionen (gutartige versus bösartige Veränderungen): Unterscheidung basierend auf dem Grad der Fluoreszenz und dem Muster der Anreicherung.
  • Überwachung der Behandlungseffektivität: Beobachtung der Veränderungen in der Fluoreszenzintensität und -muster kann helfen, die Wirksamkeit der Therapie zu bewerten.

Nach der Untersuchung

Nach einer Fluoreszenzdiagnostik-Sitzung ist eine sorgfältige Nachsorge von entscheidender Bedeutung, um Komplikationen zu vermeiden und optimale Ergebnisse zu erzielen.

  • Lichtschutz: Patienten sollten direktes Sonnenlicht sowie helle Innenbeleuchtung für einen Zeitraum vermeiden, der je nach verwendetem Photosensibilisator variiert (normalerweise zwischen 24 und 48 Stunden, kann aber auch länger sein). Der Einsatz von Lichtschutzmitteln, wie Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor, bedeckende Kleidung und Sonnenbrillen, ist unerlässlich, um die Haut vor UV-Strahlung zu schützen und das Risiko einer phototoxischen Reaktion zu minimieren.
  • Hautpflege: An der behandelten Stelle kann es zu Reaktionen wie Rötung, Schwellung oder leichten Schmerzen kommen. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Haut sanft zu reinigen und reizende oder alkoholhaltige Hautpflegeprodukte zu vermeiden. Feuchtigkeitscremes können helfen, die Haut zu beruhigen und Trockenheit oder Schuppung entgegenzuwirken. Jegliches Kratzen oder Reiben der behandelten Bereiche sollte vermieden werden, um eine Verschlechterung der Hautreaktionen oder eine Infektion zu verhindern.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Ärzte nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) empfehlen, um Schwellungen oder Schmerzen zu kontrollieren.
    Wenn eine Photosensibilitätsreaktion auftritt, können Corticosteroide (topisch oder systemisch) erforderlich sein, um die Entzündung zu reduzieren.
    Es ist wichtig, dass Patienten alle Anweisungen für verschriebene Medikamente genau befolgen und den Gebrauch von irgendwelchen zusätzlichen Medikamenten oder Ergänzungen mit ihrem Arzt besprechen.
  • Beobachtung: Patienten sollten aufgefordert werden, Veränderungen der Haut, insbesondere Zeichen einer Infektion oder ungewöhnliche Heilungsreaktionen, zu überwachen. Jegliche Verschlechterung der Symptome oder das Auftreten neuer Symptome sollte sofort gemeldet werden.
  • Folgetermine: Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind notwendig, um den Heilungsprozess zu überwachen, die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten und etwaige weitere Schritte zu planen. Diese Termine sind auch eine Gelegenheit für Patienten, alle Bedenken zu besprechen und weitere Informationen über die Pflege der behandelten Haut zu erhalten.

Durch die Beachtung dieser Richtlinien können Patienten dazu beitragen, die Effektivität der Fluoreszenzdiagnostik zu maximieren und ihr Risiko für potenzielle Nebenwirkungen zu minimieren. Es ist wichtig, dass Ärzte diese Punkte klar kommunizieren und jegliche Patientenfragen oder -bedenken vor und nach dem Eingriff gründlich ansprechen.

Mögliche Komplikationen

Obwohl die FD als relativ risikoarm gilt, sind einige mögliche Nebenwirkungen zu beachten:

  • Hautreizung oder Entzündungsreaktionen im behandelten Bereich.
  • Übermäßige Lichtempfindlichkeit, die zu Sonnenbrand ähnlichen Reaktionen führen kann.
  • Falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse, insbesondere wenn nicht genügend Zeit für die Anreicherung des Photosensibilisators zugelassen wurde.

Literatur

  1. Lippert, B. M., Schmidt, S. (2000). Fluoreszenzdiagnostik und Photodynamische Therapie. Shaker Verlag.
  2. Szeimies, R.-M, Jocham, D.Landthaler, M.  (2004). Klinische Fluoreszenzdiagnostik und Photodynamische Therapie. Thieme, Stuttgart. Print ISBN 9783131378323 · Online ISBN 978313185902
  3. Ivan B et al.: Fluorescence‐guided surgery for non‐melanoma and melanoma skin cancer: Case series and a brief review of the literature Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2021 Nov; 37(6): 541-544. doi: 10.1111/phpp.12687