HNO-Ultraschall (HNO-Sonographie)

Unter einer HNO-Sonographie versteht man verschiedene Ultraschalluntersuchungen der anatomischen Strukturen, die im Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Kunde (HNO) liegen. Als nicht-invasives Verfahren ohne Strahlenbelastung zählt die HNO-Sonographie zu den etablierten diagnostischen Verfahren in der HNO und hat einen hohen Stellenwert.
Die HNO-Sonographie wird bei Verdacht auf verschiedene Erkrankungen eingesetzt, da sie ein schnelles und sehr aussagekräftiges diagnostisches Verfahren darstellt. Die Mehrzahl der Ultraschalluntersuchungen entfällt auf die Untersuchung und Beurteilung der Halsweichteile. Ausgangspunkt für die Indikationsstellung für eine Ultraschalluntersuchung sind hierbei Schwellungen des Halses, Schluckbeschwerden, Vor- und Nachsorgeuntersuchungen im Rahmen von bösartigen Kopf-Hals-Erkrankungen sowie die Operationsplanung chirurgischer Eingriffe auf diesem Gebiet.

Beurteilbare Strukturen

  • Lymphknotenstatus: Identifikation und Differenzierung zwischen reaktiven und neoplastischen Lymphknotenveränderungen (Lymphknotenveränderungen durch Neubildungen)
  • Speicheldrüsen: Erkennung von Entzündungen, Steinen und Tumoren innerhalb der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) und Glandula submandibularis (Unterkieferspeicheldrüse).
  • Schilddrüse: Beurteilung von Struktur, Größe, Knoten und vaskulären Veränderungen.
  • Weichteile des Halses: Differenzierung zwischen zystischen und soliden Raumforderungen, Identifikation entzündlicher Veränderungen.
  • Gefäßstrukturen: Beurteilung von Gefäßanomalien, Stenosen (Verengungen) und Thrombosen.
  • Speiseröhre: Erkennung von Divertikeln, Tumoren und extraluminalen Kompressionen.
  • Kiefer- und Stirnhöhlen: Diagnostik von Sinusitiden und anderen pathologischen Veränderungen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Beurteilung des Halslymphknotenstatus bei Tumorerkrankungen in diesem Bereich
  • Beurteilung des Schluckaktes – z. B. bei Schluckstörungen
  • Erkrankungen der Glandula submandibularis (Unterkieferspeicheldrüse) wie Tumoren oder Speichelsteine
  • Veränderungen der Mundhöhle wie Tumoren
  • Erkrankungen des Pharynx (Rachen)
  • Veränderungen der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) wie die Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung)
  • Veränderungen der Halsweichteile wie Entzündungen mit Vergrößerung der Lymphknoten
  • Untersuchung der Stirn- und Kieferhöhlen
  • Untersuchung der Kaumuskulatur (primär auf dem Gebiet der Kieferorthopädie bzw. Kieferchirurgie)

Anwendung in der Operationsplanung:

  • Beurteilung der Lage von Venen, Arterien und Nerven zur Vermeidung von Verletzungen dieser Strukturen
  • Dreidimensionales Vermessen, z. B. eines Tumors oder Veränderung sowie Größenbestimmung desselben
  • Beurteilung der Verwachsung von Tumoren mit anatomischen Nachbarstrukturen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Die HNO-Sonographie ist aufgrund der verwendeten Schallwellen absolut nebenwirkungsfrei und ungefährlich und kann beliebig oft wiederholt werden. Einzig auf eine intakte Hautoberfläche ist zu achten, um keine Schmerzen oder Verschmutzungen größerer Wunden zu verursachen.

Vor der Therapie

Vor der Durchführung der Sonographie sind keine besonderen Maßnahmen notwendig, der Patient legt sich auf eine Untersuchungsliege und der untersuchende Arzt appliziert ein durchsichtiges, wasserhaltiges Gel auf die Haut, um die Leitung der Ultraschallwellen in das Gewebe und wieder zurück zu optimieren.

Das Verfahren

Die HNO-Sonographie wird mittels Ultraschallwellen durchgeführt, die sich vom normalen Schall durch eine andere Schwingungsfrequenz unterscheiden. Es werden dabei hochauflösende Breitbandlinearsonden mit einer Frequenz von 5,5-20.0 MHz verwendet. Die Ultraschallwellen werden unterschiedlich an den Grenzen von verschiedenen Körpergeweben zurückgeworfen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Das Verfahren wird als B-Bild-Sonographie (B-Mode; B für engl: brightness modulation; B-Scan-Sonographie) bezeichnet, dabei werden die Grau-Töne als ein zweidimensionales Bild wiedergegeben. Zusätzlich wird im Regelfall ein Farbdoppler eingesetzt. Dieser kann Strömungsmessungen des Blutflusses in den Blutgefäßen ausführen, wodurch Informationen über den Gefäßreichtum und damit die Dignität eines Tumors (biologisches Verhalten von Tumoren; also ob sie benigne (gutartig) oder maligne (bösartig) sind) zu gewinnen sind. Der Gefäßreichtum eines Tumors wird dabei als farbcodiertes Signal wiedergegeben.

Der Schallkopf wird mit leichtem Druck über das zu untersuchende Areal bewegt. Vorteile der Sonographie sind die schnelle und kurzfristige Durchführbarkeit, das Fehlen von Strahlenbelastung sowie der Verzicht auf Kontrastmittel, wie es häufig bei röntgenologischen Untersuchungen verwendet werden muss. Der Sonographie geht eine ausführliche Anamnese (Erfassung der Krankengeschichte) sowie eine körperliche Untersuchung voraus.

Die Halsweichteile sowie Weichteile des Gesichtes sind der HNO-Sonographie sehr gut zugänglich. Tumoren des Kehlkopfes sowie Tumoren des Schlundes sind häufig präzise in ihrer Ausdehnung darstellbar und können genau vermessen werden. Auch Raumforderungen der Lippen- und Wangenweichteile sind die sonographische Untersuchung gut zugänglich. Die oben dargestellte B-Bild-Sonographie eignet sich besonders zur Darstellung von malignen (bösartigen) Raumforderungen der Nasennebenhöhlen (wenn diese in der Kieferhöhle lokalisiert sind), jedoch ist eine computertomographische Untersuchung zur exakten Größenvermessung obligat.
Ein weiteres Gebiet der HNO-Sonographie ist die Darstellung von Veränderungen der Schilddrüse (s. u. "Schilddrüsensonographie/Ultraschall der Schilddrüse") und der Zunge. Des Weiteren ist die Bestimmung, der für eine operative Therapie relevanten Nachbarschaftsverhältnisse der anatomischen Strukturen, ein weiterer wichtiger Bestandteil bzw. Grund für eine sonographische Untersuchung, um so eine präzise Operationsplanung zu ermöglichen. Tumoren der
Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) und der Glandula submandibularis (Unterkieferspeicheldrüse) können im Detail mittels Farbdoppler-Sonographie und  der B-Bild-Sonographie dargestellt werden. Eine besondere Verfahrenstechnik zur Beurteilung der Speicheldrüsen ist die Möglichkeit der enoralen ("im Mund") Sonographie: Hier kann mithilfe eines speziellen Schallkopfes die Ausdehnung tumoröser Prozesse über die Mundschleimhaut bestimmt werden.

Die Kiefer- und Stirnhöhlen lassen sich auch mit der sogenannten A-Bild-Sonographie (A-Mode; A steht für Amplitudenmodulation) untersuchen. Es können z. B. Flüssigkeitsansammlungen, Schleimhautschwellungen oder inhomogener Nebenhöhleninhalt diagnostiziert werden. 

Mögliche Befunde:

  • Entzündliche Veränderungen: Akute und chronische Entzündungen der Speicheldrüsen, Lymphadenitis (chronische Entzündung eines oder mehrerer Lymphknoten).
  • Neoplastische Prozesse (Neubildungen): Benigne (gutartige) und maligne (bösartige) Tumoren der Speicheldrüsen, Lymphome, Metastasen (Tochtergeschwülste).
  • Vaskuläre Pathologien (krankhafte Gefäßveränderungen): Carotisstenose (Verengung der Halsschlagader), Jugularvenenthrombose (thrombotischen Verschluss einer der großen Halsvene (Drosselvenen), meist der Vena jugularis interna).
  • Anomalien der Schilddrüse: Autonome Knoten, Schilddrüsenkarzinome (Schilddrüsenkrebs), Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung).
  • Kongenitale Anomalien (angeborene Anomalien): Laterale Halszysten, mediane Halszysten.
  • Traumafolgen (Folgen von Verletzungen): Hämatome (Blutergüsse), Fremdkörperlokalisierung.
  • Funktionsstörungen: Beurteilung der Schluckfunktion, Identifikation von Schluckstörungen.

Nach der Therapie

Im Anschluss an die HNO-Sonographie sind keine besonderen Maßnahmen zu ergreifen.

Literatur

  1. Huck K: Kursbuch Doppler- und Duplexsonographie. Nach den Richtlinien der DEGUM und der KBV. Georg Thieme Verlag 2015
  2. Iro H, Zenk J, Uttenweiler V: Kopf-Hals-Sonographie: Eine Anleitung zur praxisbezogenen Ultraschalluntersuchung. Springer Verlag 2000