Vorhauthypertrophie, Phimose und Paraphimose – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung) 

Vorhauthypertrophie

Die Vorhauthypertrophie bezeichnet eine übermäßige Vergrößerung der Vorhaut (Präputium), die die Glans penis (Eichel) vollständig bedeckt. Diese anatomische Abweichung führt dazu, dass sich das Präputium übermäßig weit über die Eichel erstreckt. Ursächlich ist häufig ein überschießendes Wachstum der Vorhaut während der fetalen Entwicklung, wodurch es zu einer übermäßigen Bedeckung der Glans penis kommt.

Phimose

Die Phimose ist eine Verengung des Präputiums (Vorhaut), bei der das Zurückstreifen der Vorhaut über die Glans penis nicht möglich ist. Dies kann angeboren oder erworben sein:

Physiologische Phimose

  • Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die physiologische Phimose die Regel. In diesem Stadium besteht eine Verklebung der Vorhaut mit der Glans penis, die sich normalerweise bis zum dritten Lebensjahr von selbst löst. Dieser Prozess wird als Vorhautretraktion bezeichnet.

Pathologische Phimose

  • Eine pathologische Phimose entwickelt sich bei etwa 1-2 % der Jungen nach dem dritten Lebensjahr und ist meist auf eine narbige Einengung der Vorhaut zurückzuführen. Häufige Ursachen sind chronische Entzündungen oder Lichen sclerosus (eine chronisch verlaufende Erkrankung des Bindegewebes, die vermutlich eine Autoimmunerkrankung darstellt).
  • Bei etwa 10-40 % der Patienten mit einer operativ behandelten Phimose findet sich ein Lichen sclerosus als zugrunde liegende Ursache [1, 2]. Diese Entzündung kann zur Verdickung und Vernarbung des Präputiums führen und damit die Vorhautöffnung verengen.

Paraphimose

Die Paraphimose (auch „spanischer Kragen“ genannt) bezeichnet eine Einklemmung der Glans penis durch eine zu enge und zurückgezogene Vorhaut bei bestehender Phimose. Hierbei kann die Vorhaut nicht mehr über die Glans penis zurückgestreift werden und bleibt proximal (körpernah) hinter der Eichel fixiert. Dies führt zu einer Stauung des venösen Rückflusses, wodurch es zur ödematösen Schwellung der Glans und des Präputiums kommt.

  • Folge: Der entstandene Druck führt zu einer Ischämie (Minderdurchblutung) der Eichel und einer weiteren Zunahme des Ödems.
  • Unbehandelt kann es zu einer Nekrose (Absterben von Gewebe) und in der Folge zu einem Gangrän (Form der Gewebszerstörung, die durch eine Kombination von Sauerstoffmangel und Gewebezerfall entsteht) kommen.

Zusammenfassung

Die Vorhauthypertrophie stellt eine übermäßige Bedeckung der Glans penis dar und ist in der Regel angeboren. Die Phimose kann angeboren oder erworben sein und ist durch eine Verengung des Präputiums gekennzeichnet, die ein Zurückstreifen über die Eichel verhindert. Eine Paraphimose entsteht, wenn die zu enge Vorhaut hinter der Eichel eingeklemmt bleibt und eine venöse Stauung verursacht. Alle drei Erkrankungen können zu erheblichen Komplikationen führen, wenn sie unbehandelt bleiben.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Begünstigt die Entwicklung von Entzündungen und beeinträchtigt die Wundheilung.
  • Psycho-soziale Situation
    • Mangelnde Aufklärung – Unwissenheit über die richtige Pflege und den Umgang mit der Vorhaut kann das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Hygiene
    • Unzureichende Genitalhygiene – Ansammlung von Smegma kann Entzündungen fördern, die zu Vernarbungen und einer sekundären Phimose führen.
    • Übertriebene Reinigung – Exzessive Reinigung mit aggressiven Seifen kann die Haut reizen und zu Entzündungen führen.
  • Traumatische Faktoren
    • Frühzeitige manuelle Retraktion der Vorhaut – Zu frühes Lösen der Vorhaut kann zu Mikrorissen, Vernarbungen und sekundärer Phimose führen.

Krankheitsbedingte Ursachen

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Kraurosis penis ‒ atrophische-sklerotische Umwandlung des inneren Blattes des Präputiums (Vorhaut) und der Glans penis (Eichel), Pruritus
  • Lichen sclerosus (LS) (et atrophicus) (Synonyme: Lichen albus; Lichen atrophicus; Lichen sclerosus; Lichen sclerosus et atrophicans; Lichen sclerosus et atrophicus; Morphoeid scleroderma; Weißfleckenkrankheit; White spot diseas) – eine chronisch, entzündliche, vernarbende Hauterkrankung, die durch eine lymphatische Reaktion gekennzeichnet ist und beide Geschlechter bevorzugt im Genitalbereich betrifft (LS ist bis auf die sogenannte extragenitale Form (ca. 10-15 %) vorwiegend genital lokalisiert; die Krankheit führt zu einer Atrophie der Haut)
  • Sklerodermie ‒ Erkrankung aus dem Formenkreis der Kollagenosen, die zu einer Sklerose (Verhärtung) der Haut allein oder der Haut und der inneren Organe (besonders Verdauungstrakt, Lungen, Herz und Nieren) führt

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Balanitis (Eichelentzündung)
  • Balanoposthitis adhaesiva vetulorum (Alters-Phimose)
  • Phimosis diabetica ‒ Vorhautverengung, die im Rahmen eines Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) auftritt

Literatur

  1. Persad R, Sharma S, McTavish J, Imber C, Mouriquand PD: Clinical presentation and pathophysiology of meatal stenosis following circumcision. Br J Urol 1995; 75: 91-3
  2. Wright JE: The treatment of childhood phimosis with topical steroid. Austr NZ J Surg 1994; 64: 327-8