Prostatakarzinom – Physiologie
Die Physiologie des Prostatakarzinoms (Prostatakrebs) hängt eng mit der Entwicklung und Funktion der normalen Prostata zusammen, die durch Hormone gesteuert wird. Hier eine detaillierte Darstellung:
Entwicklungsphasen der Prostata
- Intrauterine Anlage: Die Prostata beginnt sich bereits um die 12. Schwangerschaftswoche zu bilden, bleibt jedoch bis zur Pubertät rudimentär (unterentwickelt).
- Pubertäre Entwicklung: Unter dem Einfluss von Androgenen (männliche Hormone) entwickelt sich die Prostata weiter. Hauptquellen dieser Androgene sind die Hoden (90%) und in geringerem Maße die Nebennierenrinde (10%).
Hormonelle Regulation
Testosteronproduktion:
- Ort: Hauptsächlich in den Leydig-Zellen (Hormon-produzierende Zellen) des Hodens.
- Regulation: Durch das luteinisierende Hormon (LH), das von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) unter dem Einfluss des Luteinizing Hormone-Releasing Hormone (LHRH) aus dem Hypothalamus (Teil des Gehirns) freigesetzt wird.
- Feedback-Mechanismus: Testosteron wirkt negativ rückkoppelnd auf den Hypothalamus und die Hypophyse, wodurch die Freisetzung von LHRH und LH reguliert wird.
Androgenproduktion in der Nebenniere:
- Hauptandrogen: Dehydroepiandrosteron (DHEA).
- Regulation: Durch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH), das wiederum durch das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus dem Hypothalamus stimuliert wird.
Androgenmetabolismus in der Prostata
Umwandlung in Dihydrotestosteron (DHT):
- Enzym: 5-α-Reduktase.
- Potenz: DHT ist drei- bis fünfmal wirksamer als Testosteron und bindet an den Androgenrezeptor (Rezeptor für männliche Hormone) in der Kernmembran der Prostatazellen.
Folgen der DHT-Bindung:
- Signaltransduktion: Aktivierung von Signalwegen, die zur Freisetzung von Wachstumsfaktoren wie dem epidermal growth factor (EGF) und dem platelet-derived growth factor (PdGF) führen.
Zelluläre Homöostase der Prostata
Zelltod und Zellersatz:
- Abhängigkeit von Androgenen: Notwendig für die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Zellhomöostase.
- Einfluss von Kastration: Sowohl chemische als auch chirurgische Kastration führen zu einem Anstieg der Apoptoserate (programmierter Zelltod), während die Zufuhr von Androgenen die normale Architektur und Funktion der Prostata wiederherstellen kann.
Zusätzliche hormonelle Einflüsse
Follikelstimulierendes Hormon (FSH):
- Effekte: In vitro kann FSH das Wachstum von Prostatazellen stimulieren.
- FSH-Rezeptoren: In der Prostata nachgewiesen, was auf einen autokrinen-parakrinen (selbstregulierenden) Wachstumsregulationskreis in der Prostata hinweist.
Diese Betrachtung zeigt die komplexe hormonelle Steuerung der Prostata, die sowohl ihre normale Funktion als auch pathologische Veränderungen wie das Prostatakarzinom beeinflusst.