Prostataentzündung (Prostatitis) – Einleitung

Die Prostatitis bezeichnet eine Gruppe entzündlicher Erkrankungen der Prostata (Vorsteherdrüse des Mannes). Diese Erkrankungen, auch als "Prostatitissyndrom" bekannt, umfassen sowohl akute als auch chronische Formen und können bakteriellen oder nicht-bakteriellen Ursprungs sein.

Synonyme und ICD-10: Prostatainfektion; ICD-10-GM N41.-: Entzündliche Krankheiten der Prostata

Charakteristische Laborbefunde

  • Akute bakterielle Prostatitis (ABP)
    • Erhöhte Entzündungsparameter (CRP, Leukozyten)
    • Nachweis von Bakterien im Urin (Bakteriurie)
    • Prostatasekret: erhöhte Leukozytenzahl und Nachweis von Erregern
    • Erhöhte PSA-Werte (Prostata-spezifisches Antigen): Erhöhte Werte können bei akuter Prostatitis beobachtet werden, da die Entzündung die Freisetzung von PSA in das Blut erhöht. Dies kann zu einem vorübergehenden Anstieg führen, der nicht mit einem Prostatakarzinom verwechselt werden sollte.
  • Chronische bakterielle Prostatitis (CBP)
    • Persistierende Bakteriurie
    • Prostatasekret: persistierende Leukozytenzahl und Erregernachweis
    • Erhöhte PSA-Werte (prostata-spezifisches Antigen) möglich

Formen der Erkrankung

Die Prostatitis wird in verschiedene Formen unterteilt, die sich in ihrer Ätiologie (Ursache), Symptomatik und Behandlung unterscheiden:

  • Akute bakterielle Prostatitis (ABP): Eine plötzlich auftretende, schwere bakterielle Infektion der Prostata, die in der Regel von systemischen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost und Harnwegsbeschwerden begleitet wird.
  • Chronische bakterielle Prostatitis (CBP): Diese Form ist durch das Vorhandensein von Bakterien im Prostatasekret oder Urin gekennzeichnet, verbunden mit einer andauernden Entzündungsreaktion und Beschwerden, die länger als drei Monate anhalten.
  • Chronische Prostatitis / Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS): Diese Form ist nicht-bakteriell und zeichnet sich durch chronische Schmerzen oder Missempfindungen im Beckenbereich aus, die über mindestens drei Monate im Verlauf der letzten sechs Monate bestehen. Häufig sind sie mit Miktionsbeschwerden (Problemen beim Wasserlassen), sexueller Dysfunktion und psychosozialen Beeinträchtigungen verbunden.

Ursachen

  • Akute bakterielle Prostatitis (ABP): Verursacht durch eine bakterielle Infektion, häufig durch gramnegative Bakterien wie Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae. Die Infektion kann durch den Harntrakt oder hämatogen (über den Blutweg) zur Prostata gelangen.
  • Chronische bakterielle Prostatitis (CBP): Chronische Infektion, meist durch persistierende Bakterien, die nicht vollständig durch Antibiotika eliminiert wurden.
  • Chronische Prostatitis / Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS): Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Mögliche Faktoren umfassen autoimmune Reaktionen, neurogene Entzündungen, hormonelle Einflüsse oder psychologische Stressoren.

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel

  • Akute bakterielle Prostatitis: Altersgipfel zwischen 20-40 Jahren sowie über dem 70. Lebensjahr [4].
  • Chronische bakterielle Prostatitis: Vor allem bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren.
  • CP/CPPS: In jedem Alter, häufigster Typ von Prostatitis bei Männern unter 50 Jahren.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 2-10 % aller Männer. Ungefähr 10 % aller Männer mit einer Prostatitis haben eine chronisch bakterielle Form.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 3 Erkrankungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die akute bakterielle Prostatitis (ABP) kann schnell zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Prostataabszessbildung (Eiterhöhle in der Prostata) oder einer Urosepsis (Blutvergiftung) führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
  • Patienten mit ABP entwickeln in 10,2 % der Fälle eine chronische bakterielle Prostatitis und bei weiteren 9,6 % eine chronische abakterielle Prostatitis bzw. ein chronisches Beckenschmerzsyndrom (CPPS) [1].
  • Die chronische bakterielle Prostatitis (CBP) und CP/CPPS neigen zu rezidivierenden Beschwerden, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.

Prognose

  • Akute bakterielle Prostatitis: Bei rechtzeitiger und adäquater Antibiotikatherapie bestehen sehr gute Heilungschancen. Der Übergang in eine chronische Form kann in der Regel durch eine frühzeitige und angemessene Behandlung verhindert werden.
  • Chronische bakterielle Prostatitis: Die Therapie gestaltet sich oft schwieriger. Etwa 60 % der Betroffenen werden innerhalb von sechs Monaten beschwerdefrei, während 20 % dauerhaft unter der chronischen Prostatitis leiden und weitere 20 % rezidivierende Beschwerden haben.
  • Chronische Prostatitis / CPPS: Die Langzeitprognose variiert stark. Eine umfassende, multidisziplinäre Behandlung kann die Symptomatik verbessern, aber eine vollständige Heilung ist selten.

Beachte: Vor einer Antibiotikatherapie sollte sichergestellt werden, dass tatsächlich eine bakterielle Infektion vorliegt, da nur in 5-10 % der Fälle eine bakterielle Infektion die Ursache der Beschwerden ist [2, 3].

Literatur

  1. Yoon BI, Kim S, Han DS, Ha US, Lee SJ, Kim HW et al.: Acute bacterial prostatitis: how to prevent and manage chronic infection? J Infect Chemother 2012;18(4):444-450 doi: 10.1007/s10156-011-0350-y. 
  2. de la Rosette JJ, Hubregtse MR, Meuleman EJ, Stolk-Engelaar MV, Debruyne FM: Diagnosis and treatment of 409 patients with prostatitis syndromes. Urology 1993;41(4):301-307 doi: 10.1016/0090-4295(93)90584-w.
  3. Bartoletti R, Cai T, Mondaini N, Dinelli N, Pinzi N, Pavone C et al.: Prevalence, incidence estimation, risk factors and characterization of chronic prostatitis/chronic pelvic pain syndrome in urological hospital outpatients in Italy: results of a multicenter case-control observational study. J Urol 2007;178(6):2411-2415 (discussion 2415) doi: 10.1016/j.juro.2007.08.046.
  4. Coker TJ et al.: Acute Bacterial Prostatitis: Diagnosis and Management. Am Fam Physician. 2016; 93: 114-20