Krampfaderbruch (Varikozele) – Operative Therapie
Operationsindikationen
- Kindliche Varikozelen mit Hodenatrophie, d. h. wenn neben der Varikozele auch ein verkleinerter Hoden vorliegt. Als Grenzwert gilt ein Hoden-Atrophie-Index (testicular atrophy index, TAI) von 20 %, was bedeutet, dass ein Hoden um 20 % kleiner ist als der andere; ein weiterer Faktor ist ein Volumenunterschied von mindestens 2 ml zwischen beiden Hoden.
- Große Varikozele bei Heranwachsenden, insbesondere mit pathologischem Spermiogramm
- Schmerzsymptomatik
- Störung der Fertilität und pathologisches Spermiogramm und Varikozele
Operationsverfahren
- Antegrade Varikozelensklerosierung (nach Tauber):
- skrotale Samenstrangfreilegung (durch Eröffnung des Skrotums (Hodensacks))
- Freilegung der Varikozelenvene und Injektion des Sklerosierungsmittels (Verödungsmittel)
- Retrograde Varikozelensklerosierung:
- retrograd ("rückläufig") über einen transfemoralen ("über die Arteria femoralis") Zugang erfolgt eine angiographische Embolisation (künstliche Verschluss von Blutgefäße durch z. B. flüssigen Kunststoffen, Kunststoffkügelchen)/Sklerosierung der V. spermatica interna
- Suprainguinale Operationsverfahren* (suprainguinal: "oberhalb der Leiste gelegen"; als offene OP-Technik; oder auch laparoskopisch oder retroperitoneoskopisch):
- Bernardi-Operation: Ligatur der Vasa testiculares (paarige Blutgefäße, die den Hoden versorgen: Arteria testicularis und Vena testicularis) retroperitoneal (hinter dem Bauchfell gelegen) zwischen Spina iliaca ant. sup. und Nierenvene
- Palomo-Operation: Durchtrennung der Vasa testiculares etwas tiefer in Höhe der Spina iliaca superior (vorderer oberer Darmbeinstachel)
- Venenselektive Durchtrennung (arterien- und lymphgefäßschonende Technik); reduziert die Rate an Hydrozelen; Rezidivrate ist allerdings erhöht
- Inguinale Operationsverfahren (im Regelfall mittels Operationsmikroskop unter Schonung A. testicularis, Lymphgefäße und Venen entlang des Vas deferens)
- Operation nach Ivanissevich: inguinale Samenstrangfreilegung und Ligatur sämtlicher Venen in Höhe des inneren Leistenrings
*Die mikrochirurgischen subinguinalen Operationsverfahren sind bei Erwachsenen aufgrund der geringen Komplikations- und Rezidivraten (Wiederauftreten der Erkrankung) die Methode der Wahl.
Die Varikozelensklerosierung erfolgt unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) oder in Vollnarkose.
Mögliche Komplikationen
- Varikozelenrezidiv (Wiederauftreten einer Varikozele):
- retroperitoneale Massenligatur: 1-2 %
- Sklerosierung/Embolisation
- antegrade Sklerosierung: 9 %
- retrograde Sklerosierung: 10 %
- selektive retroperitoneale Ligatur und Embolisation: 4-11 %
- offene Operation
- Inguinal (Ivanissevich) 13 %
- Suprainguinal: Hohe Ligatur (Palomo)
- Hydrozele (Wasserbruch)
- suprainguinal: Hohe Ligatur (Palomo): 5-10 %
- retroperitoneale Massenligatur: 1 %
- selektive retroperitoneale Ligatur und Embolisation: 7 %
- Hodenatrophie ("Schrumpfhoden") durch Hodeninfarzierung/Gewebeinfarkt (< 1 %)
- wg. antegrader Sklerosierung (Verödung vom Hoden her) durch eine arterielle Fehlpunktion oder bei Extravasation (Austritt von Blut aus einem Gefäß) von Sklerosierungsmittel)
- Nachblutungen
- Wundinfektionen
- Epididymitis (Nebenhodenentzündung) bei Varikozelensklerosierung
- Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlich gelegener (epifaszialer) Venen mit sekundärer Ausbildung von Thrombosen) bei retrograder Varikozelensklerosierung (s. o.)
- Postoperative Schmerzen