Hydrozele (Wasserbruch), Spermatozele – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Hydrozele
Die Hydrozele bezeichnet eine Flüssigkeitsansammlung zwischen den Blättern der Tunica vaginalis testis (Hodenhülle) oder entlang des Samenstrangs (Funiculus spermaticus). Diese Flüssigkeitsansammlung entsteht entweder angeboren (kongenital) oder erworben und kann verschiedene Ursachen haben:
Angeborene (kongenitale) Hydrozele
Die angeborene Hydrozele tritt bei Neugeborenen und Kleinkindern auf und ist bedingt durch ein persistierendes Processus vaginalis peritonei. Der Processus vaginalis peritonei ist ein fingerförmiger Ausläufer des Bauchfells (Peritoneum), der sich normalerweise beim Abstieg des Hodens in das Skrotum zurückbildet. Bleibt dieser Kanal jedoch offen, kann Peritonealflüssigkeit (Bauchfellflüssigkeit) in die Hodenhüllen gelangen, was zur Bildung einer Hydrozele führt.
- Bei einer kommunizierenden Hydrozele bleibt der Processus vaginalis offen, sodass die Flüssigkeit zwischen Bauchhöhle und Skrotum hin- und herfließen kann.
- Bei einer nicht-kommunizierenden Hydrozele ist der Prozess verschlossen, jedoch verbleibt Flüssigkeit im Hodenbereich, die zur Schwellung führt.
Erworbene Hydrozele
Die erworbene Hydrozele entsteht meist als Folge einer Entzündung oder eines Traumas des Hodens oder Nebenhodens (z. B. nach einer Orchitis (Hodenentzündung), Epididymitis (Nebenhodenentzündung) oder einem Hodentrauma). Dabei wird vermehrt seröse Flüssigkeit in den Hodenhüllen produziert, was zur Ansammlung führt.
- Bei chronischen Entzündungen wie Tuberkulose oder Filariose (Parasitenerkrankung) kann die Hydrozele langsam und schmerzlos wachsen.
- Auch tumorbedingte Schädigungen (z. B. durch ein Hodenkarzinom) oder nach chirurgischen Eingriffen im Bereich des Skrotums können eine sekundäre Hydrozele bedingen.
- Eine idiopathische Hydrozele (ohne erkennbare Ursache) tritt häufig bei älteren Männern auf und entwickelt sich schleichend.
Pathophysiologische Mechanismen
Die Flüssigkeitsansammlung entsteht durch eine gestörte Balance zwischen Produktion und Resorption der serösen Flüssigkeit in der Tunica vaginalis. Dies kann durch eine erhöhte Permeabilität der Kapillaren (erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäße), eine vermehrte Produktion entzündlicher Flüssigkeit oder eine verminderte Resorption aufgrund einer Blockade der Lymphgefäße bedingt sein.
Zusammenfassung Hydrozele
Die Hydrozele beschreibt eine Flüssigkeitsansammlung im Hodenbereich, die entweder durch einen persistierenden Processus vaginalis (angeboren) oder durch Entzündungen, Traumata oder Tumoren (erworben) verursacht wird. Sie kann sowohl kommunizierend als auch nicht-kommunizierend sein und entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Resorption der serösen Flüssigkeit in den Hodenhüllen.
Spermatozele
Die Spermatozele ist eine zystische Veränderung am Nebenhoden (Epididymis), die mit Flüssigkeit gefüllt ist und Spermien enthält. Sie entsteht durch eine abnorme Erweiterung der Nebenhodengänge oder der Samenleitergänge (Vasa efferentia) und führt zur Bildung einer flüssigkeitsgefüllten Zyste.
Entstehungsmechanismus
Eine Spermatozele entsteht meist durch eine Blockade oder Ruptur der ableitenden Samenwege im Nebenhoden. Diese Blockade führt zu einer Spermienretention (Ansammlung von Spermien) und in der Folge zu einer Druckerhöhung in den Samenleiterkanälchen. Die aufgestauten Spermien bewirken eine lokale Zystenbildung, die sich als schmerzlose, gut abgrenzbare Schwellung darstellt.
Ursachen der Spermatozele
- Verletzungen oder Traumen der Nebenhoden können zu einer Verlegung der Samenleiterkanälchen führen und eine Spermatozele verursachen.
- Infektionen wie eine Epididymitis (Nebenhodenentzündung) führen zu einer Verengung der ableitenden Gänge, was ebenfalls eine Spermatozele zur Folge haben kann.
- In seltenen Fällen kann eine Fehlbildung der Samenleiter während der Entwicklung bereits eine angeborene Spermatozele verursachen.
Pathophysiologische Mechanismen
Durch die Blockade kommt es zu einer Ansammlung von Spermien und einer Vermehrung seröser Flüssigkeit im Ductus epididymidis (Nebenhodengang), was zur Zystenbildung führt. Die Flüssigkeit in der Zyste enthält eine hohe Konzentration an Spermien, die durch die Verlegung der ableitenden Samenwege nicht abfließen können.
- Die Zysten können unterschiedlich groß sein, von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern.
- Charakteristisch für eine Spermatozele ist der scharf begrenzte, prallelastische Tastbefund im Bereich des oberen Hodenpols.
Zusammenfassung Spermatozele
Die Spermatozele ist eine zystische Veränderung des Nebenhodens, die durch eine Blockade der ableitenden Samenwege entsteht und zur Ansammlung von Spermien führt. Die Zyste ist mit einer spermienhaltigen, serösen Flüssigkeit gefüllt und entsteht durch eine Druckerhöhung in den Nebenhodengängen. Ursache kann eine Verletzung, eine Entzündung oder eine Fehlbildung sein.
Ätiologie (Ursachen)
Hydrozele
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
Krankheitsbedingte Ursachen
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Tumoren des Hodens, nicht näher bezeichnet
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Hodentorsion ‒ plötzliche Hodendrehung mit Einschränkung der Blutzufuhr; häufig im Säuglings- oder Kindesalter
- Orchitis (Hodenentzündung), nicht näher bezeichnet
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Verletzungen des Hodens, nicht näher bezeichnet
Spermatozele
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern