Hodenverdrehung (Hodentorsion) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hodentorsion (Hodenverdrehung) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie gehäuft Erkrankungen des Urogenitaltraktes?
- Gibt es bekannte Fälle von Hodentorsion oder Hodenhochstand in Ihrer Familie?
- Sind angeborene Fehlbildungen im Genitalbereich, wie Maldescensus testis (Hodenhochstand) oder Pendelhoden, bekannt?
- Bestehen familiäre Erkrankungen, die mit einer erhöhten Bindegewebsschwäche einhergehen können (z. B. Marfan-Syndrom, Glasknochenkrankheit, Varikose (Krampfadern))?
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie regelmäßig körperlicher Belastung oder Risikosituationen ausgesetzt, die mit Verletzungen im Genitalbereich einhergehen könnten?
- Treiben Sie Kontaktsportarten wie Fußball, Kampfsport, Radfahren oder Gewichtheben?
- Gab es in der Vergangenheit Stürze, Unfälle oder traumatische Einwirkungen auf den Genitalbereich?
- Haben Sie kürzlich Aktivitäten ausgeübt, die mit plötzlicher körperlicher Belastung oder schnellen Bewegungen verbunden waren?
- Gab es kürzlich eine intensive sexuelle Aktivität oder Manipulation im Genitalbereich?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie akute Schmerzen im Hodenbereich? Wenn ja:
- Seit wann bestehen diese Schmerzen?
- Sind die Schmerzen plötzlich oder schleichend aufgetreten?*
- Sind die Schmerzen stechend, ziehend, drückend oder brennend?
- Wo genau sind die Schmerzen lokalisiert? (einseitig oder beidseitig, Hoden, Leiste, Unterbauch?)
- Haben sich die Schmerzen seit dem Auftreten verändert (zunehmend, gleichbleibend, intermittierend)?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
- Gab es ein auslösendes Moment?
- Sind die Schmerzen in Ruhe oder nach körperlicher Aktivität aufgetreten?
- Haben Sie weitere Symptome bemerkt?
- Hodenschwellung?*
- Rötung oder Farbveränderung des Hodens?*
- Ziehen im Leistenbereich?
- Abgeschwächter oder aufgehobener Kremasterreflex (der Hoden hebt sich nicht bei Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels)?*
- Fieber oder Schüttelfrost?
- Herzrasen oder Unwohlsein?
- Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie Auffälligkeiten beim Wasserlassen bemerkt?
- Schmerzen beim Wasserlassen?
- Häufiger Harndrang?
- Evtl. blutiger Urin?
- Haben Sie Appetitlosigkeit oder eine Veränderung des Essverhaltens festgestellt?
- Bestehen Anzeichen für Dehydratation (trockene Schleimhäute, Schwindel, verminderte Urinausscheidung)?
- Gab es in den letzten Tagen Fieber oder allgemeine Infektanzeichen?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Bestehen Vorerkrankungen des Urogenitaltraktes? (z. B. Maldescensus testis (Hodenhochstand), Leistenbruch, Pendelhoden)
- Bestehen bekannte Fehlbildungen der Hoden oder Samenleiter?
- Hatten Sie bereits eine Hodentorsion oder Operationen im Genitalbereich?
- Wurden in der Vergangenheit Eingriffe am Urogenitaltrakt durchgeführt, z. B. Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter)?
- Sind Allergien auf Medikamente oder Kontrastmittel bekannt?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein, z. B. Schmerzmittel, Blutverdünner oder Immunsuppressiva?
- Bestehen bekannte Gerinnungsstörungen?
Umweltanamnese
- Sind Sie in Ihrem Beruf oder Freizeit regelmäßig mechanischen Belastungen des Genitalbereichs ausgesetzt?
- Sind Sie Kontakt mit toxischen oder reizenden Substanzen ausgesetzt, die möglicherweise Einfluss auf den Genitaltrakt haben könnten?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.