Hodenschwellung (Skrotalschwellung) – Einleitung
Eine Hodenschwellung, medizinisch als Skrotalschwellung bezeichnet, ist eine Schwellung des Hodensacks (Skrotum), die auf verschiedene, teilweise ernsthafte Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane hinweisen kann. Sie kann ein- oder beidseitig auftreten und sowohl mit als auch ohne Schmerzen verbunden sein.
Synonyme und ICD-10: Skrotumschwellung; ICD-10-GM N50.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der männlichen Genitalorgane
Formen der Hodenschwellung
Infektiöse Ursachen
- Epididymitis (Nebenhodenentzündung): Entzündung des Nebenhodens, häufig durch bakterielle Infektionen verursacht.
- Orchitis (Hodenentzündung): Entzündung des Hodens, oft als Komplikation von Mumps.
- Abszess: Eitrige Entzündung im Hodensack, meist bakterielle Ursache.
Nicht-infektiöse entzündliche Ursachen:
- Autoimmunorchitis: Entzündliche Reaktion des Körpers gegen eigenes Hodengewebe.
- Granulomatöse Orchitis: Chronische Entzündung des Hodens, oft unklarer Ursache.
Traumatische Ursachen
- Hodenverletzung: Trauma durch Stoß, Schlag oder Unfall.
- Hämatozele: Blutansammlung im Hodensack nach Trauma.
Vaskuläre Ursachen
- Hodentorsion: Verdrehung des Hodens, die die Blutversorgung unterbricht; Notfall, der sofortige Behandlung erfordert.
- Varikozele: Erweiterung der Venen im Hodensack, meistens auf der linken Seite.
Tumoröse Ursachen
- Hodentumor: Maligne (bösartige) oder benigne (gutartige) Neubildungen im Hoden.
- Metastasen: Absiedlungen von Tumoren anderer Organe im Hoden.
Hydrozelen und Spermatozelen
- Hydrozele: Flüssigkeitsansammlung um den Hoden.
- Spermatozele: Zystische Ansammlung von Samenflüssigkeit im Nebenhoden.
Hernien
- Inguinalhernie: Durchtritt von Darmschlingen in den Hodensack durch einen Bruch im Leistenkanal.
Eine Hodenschwellung kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter “Differentialdiagnosen“).
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Hodenschwellungen betreffen ausschließlich Männer.
Altersverteilung
- Infektiöse Ursachen: Häufig bei sexuell aktiven jungen Männern.
- Hodentorsion: Vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen.
- Hodentumore: Häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren.
- Varikozele: Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)
- Varikozele: bis zu 15 % der Männer.
- Hydrozele: etwa 1 % der erwachsenen Männer.
- Hodentumore: ca. 4-5 Neuerkrankungen pro 100.000 Männer pro Jahr in Deutschland.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Akute Hodenschwellung: Bei akuten Ursachen wie Hodentorsion oder infektiösen Erkrankungen (z. B. Epididymitis/Nebenhodenentzündung) ist eine sofortige medizinische Abklärung und Therapie erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden.
- Chronische Hodenschwellung: Bei chronischen Ursachen wie Varikozele oder Hydrozele kann die Schwellung über längere Zeit bestehen und sich allmählich verschlechtern.
Prognose
- Infektiöse Ursachen: Bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung in der Regel gute Prognose. Ohne Behandlung können Komplikationen wie Abszesse oder chronische Infektionen auftreten.
- Hodentorsion: Gute Prognose bei sofortiger Behandlung; ohne Behandlung kann es innerhalb weniger Stunden zu einem irreversiblen Verlust des Hodens kommen.
- Tumoröse Ursachen: Abhängig vom Tumortyp und Stadium; bei frühzeitiger Diagnose sind die Heilungschancen bei Hodenkrebs sehr gut.
- Varikozele: In der Regel gutartig, kann jedoch zu Fruchtbarkeitsproblemen führen.
- Hydrozele und Spermatozele: Meist gutartig, oft keine Behandlung erforderlich, wenn asymptomatisch.
Wichtiger Hinweis: Falls eine akute Hodenschwellung mit oder ohne Schmerzen im Hodensack auftritt, die häufig bis in die Leiste ausstrahlt, ist eine sofortige Vorstellung beim Urologen dringend erforderlich!