Brustdrüsenvergrößerung (Gynäkomastie) – Operative Therapie
Die chirurgische Behandlung der Gynäkomastie wird nur bei Patienten mit lang dauernder, nicht spontan oder unter medikamentöser Therapie regressiver (rückläufiger) Gynäkomastie empfohlen [EAA-Leitlinie]. Ziel der Operation ist die Entfernung des überschüssigen Brustdrüsengewebes, um sowohl funktionelle als auch ästhetische Verbesserungen zu erzielen.
Operatives Vorgehen nach Grad der Gynäkomastie
Grad | Verfahren |
---|---|
Grad I | Subkutane Mastektomie (siehe unten) |
Grad II | Subkutane Mastektomie mit perialveolärer Straffung oder Liposuktion |
Grad IIb | Erweiterte subkutane Mastektomie |
Grad III | Mastektomie mit gestieltem oder freiem MAK-Transfer (freies Transplantieren der Mamille/Brustwarze) |
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Eine subkutane Mastektomie (operative Entfernung des Brustdrüsenkörpers ohne Haut, Mamille und Warzenhof) ist erforderlich, wenn:
- Die Gynäkomastie nach der Pubertät nicht zurückgebildet wird (< 5 % persistieren) und eine daraus resultierende psychische Belastung (gestörtes Selbstwertgefühl, soziale Isolation) besteht.
- Neubildungen, Zysten oder eine Fibrose (Bindegewebsumwandlung) vorliegen, insbesondere bei Gynäkomastien, die länger als ein Jahr bestehen.
Operationsverfahren
Standardverfahren in der plastischen Chirurgie:
- Kombination aus Resektion (operative Entfernung des überschüssigen Brustdrüsengewebes) und Liposuktion (Fettabsaugung).
- Bei fortgeschrittener Gynäkomastie: Mastektomie mit inferiorer oder superiorer Stielung des Mamillen-Areola-Komplexes (MAK; Bereich der Brustwarze und des Warzenhofs) oder freier Mamillentransfer (komplette Transplantation der Brustwarze).
Mögliche Komplikationen
- Unregelmäßigkeiten oder Asymmetrien – insbesondere bei ungleichmäßiger Gewebeentfernung oder Hautretraktion.
- Nachblutungen oder Serombildungen – Flüssigkeitsansammlung (Exsudat oder Lymphe) in nicht vorgebildeten Gewebehohlräumen (Pseudozyste).
- Wundheilungsstörungen und Narbenbildung – abhängig von der gewählten Technik und individuellen Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Diabetes mellitus).
- Gefühlsstörungen der Brustwarze – vorübergehende oder dauerhafte Sensibilitätsverluste.
Fazit
Die operative Therapie der Gynäkomastie ist insbesondere bei lang anhaltender, belastender Brustdrüsenvergrößerung indiziert. Je nach Grad der Erkrankung kommen verschiedene chirurgische Verfahren zum Einsatz. Die Kombination aus Drüsenresektion und Liposuktion stellt den Therapiestandard dar, während bei fortgeschrittenen Fällen eine Mastektomie mit Rekonstruktion notwendig sein kann. Eine sorgfältige postoperative Betreuung minimiert das Risiko von Komplikationen und optimiert das ästhetische Ergebnis.
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Gynäkomastie im Erwachsenenalter. (AWMF-Registernummer: 013 - 039), März 2016 Langfassung
- Kanakis GA et al.: EAA clinical practice guidelines—gynecomastia evaluation and management. Andrology Mai 2019. doi.org/10.1111/andr.12636