Akutes Skrotum – Operative Therapie
Das akute Skrotum (akuter Hodenschmerz mit Schwellung) ist ein urologischer Notfall, der eine schnelle Untersuchung und Behandlung erfordert, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Der Leitsatz lautet: „Whenever doubt exists, it is safer to explore“ – das bedeutet, dass bei Unsicherheit eine operative Freilegung des Hodens (chirurgische Untersuchung und Behandlung des Hodens) durchgeführt wird.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Hodentorsion (Verdrehung des Hodens mit Durchblutungsstörung) – Muss sofort operativ behandelt werden.
- Hydatidentorsion (Verdrehung eines kleinen Gewebeteils am Hoden mit Durchblutungsstörung) – In manchen Fällen ist eine Operation notwendig.
- Eitrige Epididymitis oder Abszessbildung (schwere Nebenhodenentzündung mit Eiteransammlung) – Falls eine starke Infektion vorliegt, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.
- Hämatozele oder posttraumatische Komplikationen (Blutansammlung im Hodensack nach Verletzung) – Falls eine starke Blutung oder eine Schädigung des Hodens vorliegt.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Gerinnungsstörungen (Blutgerinnungsprobleme) – Können das Blutungsrisiko erhöhen.
- Infektiöse Sepsis (schwere Infektion im ganzen Körper) – Falls der Patient instabil ist, muss die Operation mit der Intensivmedizin abgestimmt werden.
- Infauste Prognose (sehr schlechte allgemeine gesundheitliche Verfassung) – Falls andere Erkrankungen eine Operation unmöglich machen.
Operationsverfahren
1. Operative Therapie der Hodentorsion (Behandlung der Hodendrehung)
- Sofortige Freilegung des Hodens (Chirurgische Untersuchung und Korrektur der Verdrehung).
- Beurteilung der Durchblutung: Falls der Hoden nicht mehr durchblutet ist, muss er entfernt werden.
- Fixierung des Hodens auf beiden Seiten (Befestigung des Hodens, um eine erneute Verdrehung zu verhindern).
2. Operative Therapie der Hydatidentorsion (Entfernung des verdrehten Gewebeteils am Hoden)
- Falls anhaltende Schmerzen oder Gewebeschäden vorliegen, wird die Hydatide entfernt.
- Die Operation erfolgt möglichst schonend, um den Hoden nicht zu verletzen.
3. Chirurgische Drainage bei Abszessen oder schwerer Epididymitis (Behandlung von schweren Infektionen am Hoden)
- Falls sich Eiter im Hodensack sammelt, wird eine kleine Öffnung zur Drainage angelegt.
- Falls der Hoden stark geschädigt ist, kann eine Entfernung notwendig sein.
Postoperative Nachsorge
- Schmerzbehandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten.
- Falls eine Infektion vorliegt, Antibiotika-Therapie.
- Regelmäßige Kontrolle des Hodens auf Schwellung, Durchblutung und Wundheilung.
Mögliche Komplikationen
- Schrumpfung des Hodens nach einer Hodentorsion.
- Erneute Verdrehung des Hodens bei unzureichender Fixierung.
- Infektionen oder Wundheilungsstörungen.
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Orchidopexie (Befestigung des Hodens nach Drehung) | Hoden wird chirurgisch begradigt und befestigt | Verhindert erneute Verdrehung, Hoden bleibt erhalten | Operationsrisiko, mögliche spätere Schrumpfung |
Hydatidenresektion (Entfernung des verdrehten Gewebeteils) | Chirurgische Abtragung | Schmerzreduktion, Erhalt des Hodens | Narbenbildung möglich |
Skrotale Drainage (Eiterableitung bei Entzündung) | Eröffnung und Spülung | Beseitigung der Infektion, Hoden bleibt erhalten | Risiko für Infektionen, Wundheilungsstörungen |
Orchiektomie (Entfernung des Hodens) | Hoden wird entfernt | Keine Infektionsgefahr mehr, wenn der Hoden zerstört ist | Verlust des Hodens, psychische Belastung |
Fazit
Das akute Skrotum (plötzliche Hodenschmerzen mit Schwellung) erfordert eine schnelle Entscheidung für eine chirurgische Behandlung, insbesondere bei Verdacht auf eine Hodentorsion (Hodendrehung mit Durchblutungsstörung). Wird die Behandlung verzögert, kann der Hoden dauerhaft geschädigt werden. Ziel der Therapie ist immer der Erhalt der Hodenfunktion und eine schnelle Schmerzfreiheit.