Pollenallergie – Prävention

Zur Prävention der Pollenallergie muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Fehl- und Mangelernährung: Schwächt das Immunsystem und erhöht die Anfälligkeit für allergische Erkrankungen.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe): Unzureichende Zufuhr von Vitamin C, Zink und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) kann das Risiko für die Entwicklung von Allergien erhöhen.
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen): Aktiv- und Passivrauchen erhöhen das Risiko für allergische Erkrankungen, insbesondere bei Kindern.
    • Alkoholkonsum: Kann bestehende allergische Reaktionen verstärken, insbesondere durch Histaminfreisetzung.
  • Exposition gegenüber Allergenen
    • Pollen: Regelmäßiger Aufenthalt im Freien während der Hauptpollensaison erhöht das Risiko.
    • Haustiere: Kontakt mit allergenen Tierhaaren kann die Sensibilisierung fördern.
    • Kreuzallergien: Insbesondere bei Patienten mit Pollenallergie können Nahrungsmittelallergien (z. B. gegen Kern- und Steinobst) auftreten.

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Luftverschmutzung: Partikel in der Außenluft (z. B. Feinstaub, Ozon) können die Allergenexposition verstärken und die Schleimhaut reizen.
  • Innenraumbelastung: Belastung durch Schimmel, Staub und chemische Substanzen (z. B. Reinigungsmittel, Lösungsmittel).

Allergenkarenz

Wird eine Allergie auf Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze nachgewiesen oder wenn eine Nahrungsmittelallergie besteht, sollten die Betroffenen die Auslöser meiden, um das Auftreten allergischer Symptome zu verhindern. Dabei kann beispielsweise eine Pollenflugvorhersage hilfreich sein.

Des Weiteren ist auch auf bekannte Kreuzreaktionen (Kreuzallergie) mit Nahrungsmitteln zu achten – siehe unter "Symptome – Beschwerden".

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Allergenkarenz
    • Reduktion der Pollenbelastung:
      • Nutzung von Pollenflugvorhersagen und Vermeidung von Outdoor-Aktivitäten während der Hauptbelastungszeiten.
      • Schließen der Fenster während des Pollenflugs, insbesondere in der Nacht.
      • Verwendung von Pollenfiltern in Autos und Klimaanlagen.
      • Regelmäßiges Waschen der Haare und Kleidung, um Pollenbelastung zu reduzieren.
    • Haustiere: Regelmäßige Pflege und Reinigung zur Reduktion allergener Haare.
  • Immunsystemstärkung
    • Gesunde Ernährung:
      • Ausgewogene Kost mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch oder Leinöl), Zink und Antioxidantien (z. B. Vitamin C und E).
    • Regelmäßige Bewegung: Training an der frischen Luft stärkt das Immunsystem.
    • Sauna und Wechselduschen: Unterstützen die Immunabwehr durch Temperaturreize.
    • Ausreichend Schlaf: Mindestens 7–8 Stunden pro Nacht, um die Immunfunktion zu fördern.
  • Präventive Maßnahmen während der Schwangerschaft und Stillzeit
    • Mütterliche Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte ausgewogen und nährstoffreich sein.
      Zum Verzehrverhalten der Mutter und die Auswirkungen auf das Kind:
      • es gibt jedoch keine Belege dafür, dass eine diätetische Restriktion (Vermeidung von potenten Nahrungsmittelallergenen) sinnvoll ist; das Gegenteil scheint der Fall zu sein [6]:
        • Vermehrter Verzehr von Erdnüssen durch die Mutter im ersten Trimester (ersten drei Monate der Schwangerschaft) war mit einer 47 % geringeren Wahrscheinlichkeit für allergische Reaktionen auf Erdnüsse assoziiert.
        • Vermehrter Verzehr von Milch durch die Mutter im ersten Trimester war mit weniger Asthma bronchiale und weniger allergischer Rhinitis (Heuschnupfen; allergischer Schnupfen) assoziiert.
        • Vermehrter Verzehr von Weizen durch die Mutter im zweiten Trimester war mit weniger atopischem Ekzem (Neurodermitis) assoziiert.
      • Es gibt Hinweise dafür, dass Fisch (Omega-3-Fettsäuren; EPA und DHA) in der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft bzw. Stillzeit ein Schutzfaktor für die Entwicklung atopischer Erkrankungen beim Kind ist.
    • Stillen (voll stillen) 4-6 Monate
  • Muttermilchersatz bei Risikokindern: falls die Mutter nicht oder nicht ausreichend stillen kann, ist die Gabe von hydrolysierter Säuglingsnahrung bei Risikokindern bis zum 4. Lebensmonat zu empfehlen; für sojabasierte Säuglingsnahrung fehlt der Hinweis auf einen präventiven Effekt.
    Beachte: Soja-, Hafer- und andere Getreide“milchen“ sind aufgrund ihrer Zusammensetzung kein Ersatz für Muttermilch.
  • Beikosteinführung ab Beginn des 5. Lebensmonats soll mit einer geförderten Toleranzentwicklung assoziiert sein; frühzeitiger Fischkonsum soll einen protektiven Wert haben.
    Beachte: Späte Einführung von bestimmten Lebensmitteln nicht sinnvoll: Bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Allergien soll die Beikosteinführung nicht verzögert erfolgen.
  • Ernährung nach dem 1. Lebensjahr: es gibt keine Empfehlungen zur Allergieprävention im Sinne einer speziellen Diät.ung nach dem 1. Lebensjahr: Es gibt keine Empfehlungen zur Allergieprävention im Sinne einer speziellen Diät
    • Beachte: Hypoallergene Ernährung des Kindes bei Muttermilchersatz auch bei „Risikokindern“ nicht empfohlen.
  • Nahrungsmittelverzehr in der Kindheit [8]
    • Erhöhter Verzehr von Nahrungsmitteln mit Kuhmilch, Brustmilch und Hafer stand in inversem (umgekehrtem) Zusammenhang mit dem Risiko von allergischem Asthma.
    • Ein früher Fischverzehr war mit einem niedrigeren Risiko von allergischem und nicht allergischem Asthma assoziiert.
  • Exposition von Tabakrauch: Tabakrauch ist zu vermeiden – das gilt insbesondere während der Schwangerschaft [1, 2] 
  • Haustierhaltung [S3-Leitlinie: Allergieprävention]: 
    • Die Hundehaltung scheint in Hinblick auf Allergie und Asthma bronchiale im Schulalter bzw. in der Adoleszenz eher protektiv zu sein.
    • Die Katzenhaltung scheint das Risiko im Vorschulalter bzw. jungem Schulalter hinsichtlich einer Sensibilisierung zu erhöhen, später gleicht sich das Risiko aber gegenüber den katzenlosen Haushalten an.
  • Hinweis zu Impfungen: es gibt keine Belege dafür, dass Impfungen das Allergierisiko erhöhen; Kinder sollten gemäß den STIKO-Empfehlungen geimpft werden.
  • Körpergewicht: ein erhöhter BMI (Body-Mass-Index) ist – insbesondere bei Asthma bronchiale – mit Asthma bronchiale positiv korreliert.
  • Probiotika und Präbiotika
    • Einnahme von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln während der Schwangerschaft und Stillzeit kann das Allergierisiko reduzieren.
  • Wohnraumgestaltung
    • Regelmäßiges Reinigen und Lüften zur Vermeidung von Staub und Schimmel.
    • Verwendung von Luftreinigern zur Reduktion von Innenraumallergenen.

Empfehlung!
Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels in der Schwangerschaft mit Omega-3-Fettsäuren sowie Magnesium, Calcium, Folsäure und Jod sowie eines Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, bei ersten Symptomen einer Pollenallergie die Progression zu verhindern.

  • Früherkennung:
    • Regelmäßige allergologische Tests bei Personen mit familiärem Risiko oder frühen Anzeichen einer Allergie.
  • Medikamentöse Behandlung:
    • Einsatz von Antihistaminika und nasalen Corticosteroiden zur Kontrolle der Symptome.
  • Spezifische Immuntherapie (SIT):
    • Langfristige Reduktion der Allergenempfindlichkeit durch Hyposensibilisierung (sublinguale oder subkutane Immuntherapie).

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Vermeidung von Komplikationen bei bestehender Pollenallergie.

  • Management von Begleiterkrankungen:
    • Behandlung von allergischem Asthma oder chronischer Rhinosinusitis.
  • Leben mit Allergien:
    • Schulung der Patienten im Umgang mit Allergenen und Symptomen.
    • Erstellung eines Notfallplans bei schwerwiegenden Reaktionen.

Literatur

  1. Zock JP, Plana E, Jarvis D, Antó JM, Kromhout H, Kennedy SM, Künzli N, Villani S, Olivieri M, Torén K, Radon K, Sunyer J, Dahlman-Hoglund A, Norbäck D, Kogevinas M: The use of household cleaning sprays and adult asthma: an international longitudinal study. Am J Respir Crit Care Med. 2007 Oct 15;176(8):735-41. Epub 2007 Jun 21
  2. Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  3. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  4. Beasley R, Clayton T, Crane J, von Mutius E, Lai CK, Montefort S, Stewart A; ISAAC Phase Three Study Group.Collaborators. Association between paracetamol use in infancy and childhood, and risk of asthma, rhinoconjunctivitis, and eczema in children aged 6-7 years: analysis from Phase Three of the ISAAC programme. Lancet. 2008 Sep 20;372(9643):1039-48
  5. Weinmayr G, Gehring U, Genuneit J, Büchele G, Kleiner A, Siebers R, Wickens K, Crane J, Brunekreef B, Strachan DP; ISAAC Phase Two Study Group: Dampness and moulds in relation to respiratory and allergic symptoms in children: results from Phase Two of the International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC Phase Two). Clinical Experimental Allergy. 2013 Jul;43(7):762-74. doi: 10.1111/cea.12107.
  6. Bunyavanich S et al.: Peanut, milk, and wheat intake during pregnancy is associated with reduced allergy and asthma in children. J Allergy Clin Immunol. 2014 Feb 9. pii: S0091-6749(13)02989-8. doi: 10.1016/j.jaci.2013.11.040.
  7. Granell, R et al.: Effects of BMI, Fat Mass, and Lean Mass on Asthma in Childhood: A Mendelian Randomization Study. PLOS Medicine 2014;11(7) e1001669
  8. Lumia M et al.: Food consumption and risk of childhood asthma.Pediatr Allergy Immunol. 2015 Feb 18. doi: 10.1111/pai.12352

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Allergieprävention. (AWMF-Registernummer: 061-016), November 2022 Langfassung