Pollenallergie – Einleitung

Die Pollenallergie bezeichnet das Auftreten von allergischen Symptomen des Soforttyps (Typ-I-Allergie) nach Kontakt zu Pollen windbestäubender Pflanzen. Diese allergischen Reaktionen treten saisongebunden auf und werden durch aerogene (über die Luft) Übertragung der Allergene verursacht.

Synonyme und ICD-10: Pollinose; ICD-10-GM J30.1: Allergische Rhinopathie durch Pollen

Charakteristische Laborbefunde

Bei einer Pollenallergie (auch saisonale allergische Rhinitis oder Heuschnupfen genannt) gibt es keine spezifischen charakteristischen Laborbefunde, die allein für die Diagnose ausschlaggebend sind. Jedoch können einige Laboruntersuchungen durchgeführt werden, um die Diagnose zu unterstützen und das Ausmaß der allergischen Reaktion zu beurteilen. Diese beinhalten:

  • Erhöhte Gesamt-IgE-Spiegel: Allergische Reaktionen, einschließlich Pollenallergien, sind häufig mit erhöhten Immunglobulin E (IgE)-Spiegeln im Blut verbunden. Allerdings ist ein erhöhter IgE-Spiegel nicht spezifisch für eine Pollenallergie und kann auch bei anderen allergischen Erkrankungen oder atopischen Zuständen erhöht sein.
  • Spezifisches IgE: Nachweis von spezifischem IgE gegen bestimmte Pollenallergene im Blut (durch RAST oder ImmunoCAP-Tests). Ein erhöhter spezifischer IgE-Wert bestätigt die Sensibilisierung gegenüber den betreffenden Pollen.
  • Blutbild: Eine Eosinophilie (erhöhte Anzahl von Eosinophilen im Blut) kann bei allergischen Erkrankungen auftreten, ist jedoch nicht spezifisch für Pollenallergien.

Diese Laborbefunde unterstützen die Diagnose, sollten jedoch immer im Kontext mit der klinischen Anamnese und anderen diagnostischen Tests wie Hautpricktests oder Provokationstests interpretiert werden.

Formen der Pollenallergie

Die Pollenallergie kann nach dem saisonalen Auftreten und den auslösenden Allergenen unterteilt werden:

  • Saisonale allergische Rhinitis: Symptome treten nur zu bestimmten Jahreszeiten auf, abhängig von den jeweiligen Pollen (z. B. Baum-, Gräser-, und Kräuterpollen).
  • Perenniale allergische Rhinitis: Symptome treten das ganze Jahr über auf, meistens durch nicht-saisonale Allergene wie Hausstaubmilben oder Schimmelpilze.
  • Beruflich bedingte allergische Rhinitis: Ausgelöst durch spezifische Allergene am Arbeitsplatz.

Pathophysiologie

Bei der Pollenallergie kommt es zu einer IgE-vermittelten Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis), die durch den Kontakt mit Pollen ausgelöst wird. Diese Reaktion führt zu typischen Symptomen wie Niesen, Nasenjucken, verstopfter Nase und wässrigem Nasenausfluss.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Ausgeglichen.

Häufigkeitsgipfel: Tritt meist im Kindes- oder frühen Erwachsenenalter auf.

Prävalenz: Die Krankheitshäufigkeit der Pollenallergie liegt bei ca. 16 % in Deutschland.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Eine Pollenallergie verursacht in der Regel lebenslange Beschwerden, die jedoch durch geeignete Maßnahmen und Therapien deutlich verringert werden können.
  • Ohne Behandlung kann es zu einem sogenannten "Etagenwechsel" kommen, bei dem sich die Symptome von den oberen Atemwegen (Nase) auf die unteren Atemwege (Bronchien) ausweiten und ein allergisches Asthma bronchiale entwickeln.
  • Etwa ein Drittel der Pollenallergiker entwickelt im weiteren Verlauf Asthma bronchiale, wobei Husten und Atemnot (Dyspnoe) die ersten Anzeichen sind.

Prognose

  • Frühzeitige Diagnose, Expositionsprophylaxe (Vermeidung des Kontakts mit dem Allergen) und eine spezifische Immuntherapie (SIT; Hyposensibilisierung, Desensibilisierung) können die Symptome erheblich lindern und das Risiko für Komplikationen wie Asthma bronchiale reduzieren.
  • Eine angemessene Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern und das Fortschreiten der Allergie verhindern.

Therapie

  • Allergenkarenz: Maßnahmen zur Reduzierung des Kontakts mit den auslösenden Pollen, z. B. durch Pollenfilter, regelmäßiges Lüften zu pollenarmen Zeiten und das Vermeiden von Aktivitäten im Freien während hoher Pollenbelastung.
  • Pharmakotherapie: Einsatz von Antihistaminika, intranasalen Corticosteroiden und Leukotrienrezeptorantagonisten zur Linderung der Symptome.
  • Spezifische Immuntherapie (SIT): Langfristige Behandlung, die das Immunsystem an das Allergen gewöhnt und so die Empfindlichkeit gegenüber Pollen reduziert. Diese Therapie zeigt bei etwa 60-75 % der Betroffenen eine deutliche Besserung.

Leitlinien

  1. Renz H: In-vitro-Allergiediagnostik. Rezensierte Publikation. JLM Band 39: Heft 4. Juli 2015 doi.org/10.1515/labmed-2015-0062
  2. S3-Leitlinie: Allergieprävention. (AWMF-Registernummer: 061-016), November 2022 Langfassung