Pleuraerguss – Einleitung

Ein Pleuraerguss (PE) ist eine pathologische (krankhafte) Ansammlung von Flüssigkeit im Pleuraspalt, dem Raum zwischen der Pleura parietalis (Brustfell) und der Pleura visceralis (Lungenfell).

Synonyme und ICD-10: Abgekapselte Flüssigkeit in der Lunge; Abgekapselte Pleuritis; Bakterielle Pleuritis; Bakterielle Pleuritis exsudativa; Bakterielle Pleuritis mit Erguss; Bakterielle seröse Pleuritis; Exsudative Pleuritis; Pleuraerguss; Pleuritis durch Pneumokokken; Pleuritis durch Streptokokken; Pleuritis exsudativa; Pleuritis mit Erguss; Pleurorrhoe; Serofibrinöse Pleuritis; Seröse Pleuritis; ICD-10-GM J90-: Pleuraerguss, andernorts nicht klassifiziert; ICD-10-GM J91 -: Pleuraerguss bei andernorts klassifizierten Krankheiten

Anatomie und Physiologie

Physiologisch befindet sich zwischen den beiden Pleura-Blättern nur eine sehr geringe Flüssigkeitsmenge (ca. 15 ml). Diese Flüssigkeit ermöglicht eine reibungsfreie Bewegung der Lungen im Thorax. Das Lymphgefäßsystem kann normalerweise ein Vielfaches der produzierten Flüssigkeit resorbieren. Eine Störung dieses Gleichgewichts führt zur Ansammlung von Flüssigkeit im Pleuraspalt.

Pathogenese

Die Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Pleuraergusses ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Ein Pleuraerguss kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen"). Die Hauptursache wird in der kongestiven Herzinsuffizienz (Pumpversagen) gesehen, gefolgt von der bakteriellen Pneumonie (Lungenentzündung). 
Beachte: Aufgrund der Multimorbidität älterer Patienten lässt sich häufig keine singuläre (alleinige) Ursache für den Pleuraerguss finden.

Charakteristische Laborbefunde

  • Exsudat: Trübe Flüssigkeit entzündlichen Ursprungs, kann eitrig, fibrinös, hämorrhagisch, serös etc. sein.
  • Transsudat: Seröse, zell- und eiweißarme Flüssigkeit, nicht entzündlichen Ursprungs.
  • Hämatothorax: Blut im Pleuraspalt.
  • Pleuraempyem: Eiter im Pleuraspalt.
  • Chylothorax: Lymphe im Pleuraspalt.

Formen der Erkrankung

  • Rezidivierender maligner Pleuraerguss (MPE): Wiederkehrende Ansammlung von Flüssigkeit als Folge einer Pleurakarzinose.
  • Hämatothorax: Ansammlung von Blut.
  • Pleuraempyem: Ansammlung von Eiter.
  • Chylothorax: Ansammlung von Lymphe.
  • Exsudat: Entzündliche Flüssigkeit.
  • Transsudat: Nicht-entzündliche Flüssigkeit.

Ursachen

  • Kongestive Herzinsuffizienz: Pumpversagen des Herzens.
  • Bakterielle Pneumonie: Lungenentzündung.
  • Multimorbidität: Besonders bei älteren Patienten lässt sich häufig keine singuläre Ursache finden.

Differentialdiagnosen

  • Infektionen: Bakterielle Pneumonie, Tuberkulose.
  • Herzerkrankungen: Kongestive Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
  • Neubildungen: Pleurakarzinose (Tumorbefall des Rippenfells), Bronchialkarzinom (Lungenkrebs).
  • Systemerkrankungen: Systemischer Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis.
  • Trauma: Thoraxtrauma.

*Differentialdiagnostik von Exsudat und Transsudat s. u. Labordiagnostik

Epidemiologie

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Ca. 500.000 Fälle pro Jahr in den USA.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Phase: Ein Pleuraerguss kann plötzlich auftreten, insbesondere bei akuten Infektionen wie bakterieller Pneumonie oder bei traumatischen Ereignissen.
  • Chronischer Verlauf: In vielen Fällen entwickelt sich der Pleuraerguss langsam und kann wiederkehrend sein, besonders bei chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder malignen Erkrankungen.
  • Symptomatische Phase: Patienten können Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen und Husten entwickeln. Die Schwere der Symptome hängt von der Menge der angesammelten Flüssigkeit und der zugrunde liegenden Ursache ab.
  • Diagnose: Die Diagnose erfolgt durch klinische Untersuchung, Bildgebung (z. B. Röntgen, Sonographie (Ultraschall), Computertomographie (CT)) und Analyse der Pleuraergussflüssigkeit (z. B. thorakale Punktion).
  • Therapie: Die Behandlung hängt von der Ursache ab und kann medikamentöse Therapie, thorakale Punktion oder chirurgische Eingriffe umfassen. Bei malignem (bösartigen) Pleuraerguss kann eine Pleuradrainage (Einführen eines Drainageschlauchs ("Drain") in den Pleuraspalt) oder eine Pleurodese (Verklebung von Lungen- und Rippenfell durch eine Entzündungsreaktion) erforderlich sein.

Prognose

  • Abhängig von der Ursache: Die Prognose des Pleuraergusses ist stark von der zugrunde liegenden Erkrankung abhängig. Beispielsweise haben Patienten mit einer kongestiven Herzinsuffizienz eine bessere Prognose als Patienten mit einer malignen Pleurakarzinose.
  • Herzinsuffizienz: Bei Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz kann die Behandlung der Herzinsuffizienz zu einer deutlichen Besserung des Pleuraergusses führen. Die Prognose ist in diesen Fällen oft günstig, wenn die Herzinsuffizienz gut kontrolliert wird.
  • Maligne Erkrankungen: Bei malignen (bösartigen) Pleuraergüssen, insbesondere bei Pleurakarzinose, ist die Prognose in der Regel schlecht. Die mittlere Überlebenszeit beträgt etwa vier Monate. Die Behandlung zielt hier meist auf die Symptomkontrolle und die Verbesserung der Lebensqualität ab.
  • Infektiöse Ursachen: Bei infektiösen Ursachen wie bakterieller Pneumonie (Lungenentzündung) kann der Pleuraerguss mit Antibiotika und gegebenenfalls Drainage behandelt werden. Die Prognose ist in der Regel gut, wenn die Infektion erfolgreich behandelt wird.
  • Wiederkehrende Pleuraergüsse: Patienten mit wiederkehrenden Pleuraergüssen, insbesondere wenn diese durch chronische Erkrankungen verursacht werden, haben oft eine schlechtere Lebensqualität und benötigen möglicherweise wiederholte Eingriffe.
  • Lebenserwartung: Die Lebenserwartung bei Pleuraerguss variiert stark je nach Ursache und Schwere der zugrunde liegenden Erkrankung. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können die Prognose verbessern.