Mukoviszidose – Labordiagnostik
Für die Diagnose der Mukoviszidose nach [S2k-Leitlinie] muss mindestens ein diagnostischer Hinweis vorliegen und eine CFTR-Funktionsstörung nachgewiesen sein:
Das Screening auf Mukoviszidose in Deutschland wird dreistufig als serielle Kombination von zwei biochemischen Tests auf immunreaktives Trypsin (IRT) und Pankreatitis-assoziiertes Protein (PAP) und einer DNA-Mutationsanalyse durchgeführt. Ab dem 1. September 2016 werden Neugeborene im Rahmen der Erstuntersuchung auch auf Mukoviszidose geprüft. Ablauf des Screenings:
- Erste Stufe (IRT) und zweite Stufe (PAP) erfolgen mittels konventionellen Laboruntersuchungsverfahren.
- Ist der IRT-Test positiv (Wert ≥ der 99,0. Perzentile), wird aus der vorliegenden Probe ein PAP-Test durchgeführt. Liegt dieser ≥ der 87,5. Perzentile erfolgt die dritte Stufe.
- Dritte Stufe erfolgt, wenn IRT sowie das ebenfalls getestete PAP im Blut erhöht sind (= Verdacht auf Mukoviszidose) → CFTR-Mutationsanalyse (Gendiagnostikgesetz!)
Das Mukoviszidose-Screening erfolgt mittels derselben Blutprobe wie das erweiterte Neugeborenen-Screening innerhalb der ersten vier Lebenswochen des Kindes.
Das Neugeborenen-Screening (CF-NGS) in der Schweiz besteht aus einem zweistufigen Testverfahren:
- Fersenblutuntersuchung (= Guthrie-Test; 4. Lebenstag) – gemessen wird immunreaktives Trypsinogen (IRT)
- DNA-Screening auf CF-Genmutationen
Alle positiv gescreenten Kinder werden an ein CF-Zentrum weitergeleitet zur diagnostischen Abklärung (Schweißtest und Gendiagnostik). Das zweistufige Verfahren erreichte eine vorläufige Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) von 96,8 % und Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von 99,9 % (Stand: Mai 2013).
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen (zum Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung)
- Schweißtest (mittels Pilocarpin-Iontophorese zum klinischen Nachweis der Mukoviszidose (= Pilocarpin-Iontophorese-Schweißtest); der Test wird routinemäßig beim Neugeborenen-Screening durchgeführt; Goldstandard) [im Schweiß von Mukoviszidose-Patienten wird ein im Vergleich zu gesunden Probanden erhöhter Chlorid-Ionengehalt gefunden:
- "intermediäre" Chloridwerte: 30-59 mmol/l → Nachbeobachtung bis zum 5. Lebensjahr wg. Möglichkeit einer "verzögerten" ("delayed") CF; 86 % der verzögerten CF-Diagnosen wurden bis zum zweiten Lebensjahr gestellt [1]
- ≥ 60 mmol/l und/oder ein entsprechender Gendefekt (s. u.) = Mukoviszidose-Patient (CF-Patient)]
- Molekulargenetische Untersuchung – Genetische CFTR-Mutationsanalyse (Mutationen Delta F508/F508del (40-50 % der Fälle), G542x, G551D, 621+1 (G>T), R553X, N1303K) bei positivem Schweißtest
Laborparameter 2. Ordnung (zum Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung)
- Nasale Potenzialdifferenzmessung (NPD) oder intestinale Kurzschlussstrommessung (ICM) – zum Nachweis einer charakteristischen Abnormität der CFTR-Funktion
Die Mukoviszidose kann ausgeschlossen werden, wenn [Leitlinien: S2k-Leitlinie]:
- keine erhöhten Schweißchloridwerte in mindestens 2 unabhängigen Messungen und
- keine verursachenden Mutationen bei einer Komplettanalyse des CFTR-Gens und
- unauffällige Befunde in der NPD und/oder ICM nachgewiesen wurden
Literatur
- Groves T et al.: Long-Term Outcomes of Children with Intermediate Sweat Chloride Values in Infancy. J Pediatr 2015; online 23. März; doi: 10.1016/j.jpeds.2015.01.052
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Molekulargenetische Diagnostik der Cystischen Fibrose. Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V. Juli 2009. doi 10.1007/s11825-009-0155-x
- S2k-Leitlinie: Diagnose der Mukoviszidose. (AWMF-Registernummer: 026-023), Juni 2013 Kurzfassung Langfassung