Mukoviszidose – Einleitung

Mukoviszidose, auch bekannt als zystische Fibrose (CF), ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die durch die Produktion von zähem, viskosem Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist. Diese Sekretstörung führt zu Funktionsstörungen in mehreren Organsystemen, insbesondere in der Lunge und im Magen-Darm-Trakt.

Synonyme und ICD-10: CF (Fibrosis cystica); Clarke-Hadfield-Syndrom (Mukoviszidose); cystische Fibrose; familiäre kongenitale zystische Fibrose; Fanconi-Andersen-Syndrom (Mukoviszidose); Fibrozystische Krankheit; fibrozystische Lungenkrankheit; Fibrozystische Pankreaskrankheit; Landsteiner-Fanconi-Andersen-Syndrom (Mukoviszidose); Mekoniumileus-Syndrom; Mukoviszidose; neonataler Ikterus bei Mukoviszidose; zystische Pankreasfibrose; cystische Fibrose (CF); zystische Fibrose; ICD-10-GM E84.-: Zystische Fibrose

Genetik

Die Mukoviszidose (CF) wird autosomal-rezessiv vererbt und ist nach der Hämochromatose die zweithäufigste angeborene Stoffwechselkrankheit der weißen Bevölkerung Europas und der USA. Die CF wird durch je eine Mutation auf beiden Allelen im CFTR-Gen („cystic fibrosis transmembrane conductance regulator gene“) auf dem langen Arm des Chromosoms 7 (Genlocus 7q3.1) verursacht.

Sie ist eine Multisystemerkrankung und manifestiert sich überwiegend an der Lunge und im Magen-Darm-Trakt.

Charakteristische Laborbefunde

  • Chloridgehalt im Schweiß: Erhöhte Werte (> 60 mmol/l) im Schweißtest
  • Genetische Tests: Nachweis von Mutationen im CFTR-Gen
  • Pankreasenzyme: Erhöhte Werte von Fäkalelastase
  • Infektionsparameter: Erhöhte Leukozytenzahl und CRP bei Infektionen

Formen der Erkrankung

  • Klassische zystische Fibrose: Schwere Form mit multisystemischen Manifestationen
  • Atypische zystische Fibrose: Mildere Form mit späten oder isolierten Symptomen

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Bei den meisten Patienten fallen die ersten Symptome der Mukoviszidose schon im frühen Kindesalter auf. Bis zu 20 % der Fälle manifestieren sich innerhalb der ersten 24 Lebensstunden.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • In Deutschland sind ca. 8.000 Menschen an Mukoviszidose erkrankt.
  • Ca. 4 % der deutschen Bevölkerung sind gesunde Genträger (Anlageträger), die das mutierte Gen weiter vererben können.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)

  • Die Häufigkeit von Neuerkrankungen liegt bei 1 auf 3.300-4.800 Neugeborene in der westlichen Welt, in Schottland sogar 1:500.
  • Menschen mit afrikanischer Abstammung haben ein Risiko von 1:17.000 und Menschen asiatischer Abstammung 1:90.000.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Bei ca. 20 % der Neugeborenen tritt ein Mekoniumileus (Verschluss eines Darmabschnittes durch einen verdickten ersten Stuhl, genannt Kindspech (Mekonium)) auf; im weiteren Verlauf fallen neben chronischem Husten Gedeihstörungen auf. Im Kindesalter ist eine chronische Rhinosinusitis (gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut („Rhinitis“) und der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen ("Sinusitis")) häufig (61 %). Die Mehrzahl der Mukoviszidose-Patienten entwickelt eine Multiorganerkrankung. Die Lungenbeteiligung (ca. 90 %) ist die Hauptursache für die Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) [1].
  • Die Therapie der Mukoviszidose beruht auf den drei Säulen Ernährungsmedizin, Sportmedizin und Physiotherapie sowie Pharmakotherapie.

Prognose

  • In Deutschland erreichen mittlerweile circa 50 % der Betroffenen das Erwachsenenalter und knapp 20 % werden älter als 30 Jahre. Das mittlere Überlebensalter liegt in Deutschland bei 47,5 Jahren (Konfidenzintervall: 44,8 bis 49,7 Jahre) [3]. Laut aktuell veröffentlichtem Berichtsband des Deutschen Mukoviszidose-Registers 60 Jahre.
  • Die Erkrankung ist nicht heilbar.

Komorbiditäten

  • Die häufigste Komorbidität (Begleiterkrankung) der zystischen Fibrose ist der Diabetes mellitus IIIc, der sich bei 20 % der Jugendlichen und bei 50 % der Erwachsenen manifestiert [2]. Bei Mukoviszidose sollte deshalb früh auf Diabetes mellitus gescreent werden!

Literatur

  1. Welsh MJ, Ramsey BW, Accurso F et al.: Cystic fibrosis. In: Scriver CR, Beaudet AL, Sly WS, Valle D (Hrsg) The metabolic & molecular bases of inherited disease. McGraw-Hill, New York, 2001, S 5121-5188
  2. Moran A, Dunitz J, Nathan B, Saeed A, Holme B, Thomas W: Cystic fibrosis-related diabetes: current trends in prevalence, incidence, and mortality. Diabetes Care 2009; 32: 1626-31. doi: 10.2337/dc09-0586. Epub 2009 Jun 19.
  3. http://www.muko.info/angebote/qualitaetsmanagement/register/cf-einrichtungen/ber... Berichtsband 2017 aus dem Deutschen Mukoviszidose-Register zum Download

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Lungenerkrankung bei Mukoviszidose. (AWMF-Registernummer: 026-022), Juni 2013 Kurzfassung Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Diagnose der Mukoviszidose. (AWMF-Registernummer: 026-023), Juni 2013 Kurzfassung Langfassung
  3. S3-Leitlinie: Mukoviszidose bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren, Diagnostik und Therapie. (AWMF-Registernummer: 026-024), September 2019 Langfassung