Lungenüberblähung (Lungenemphysem) – Operative Therapie

Die endoskopische Lungenvolumenreduktion (ELVR) ist ein minimalinvasives Verfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Lungenemphysems (Überblähung der Lunge mit eingeschränkter Atmung). Sie zielt darauf ab, überblähte Lungenareale zu verkleinern, um die Atemmechanik zu verbessern und die Symptome zu lindern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die ELVR wird bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem (irreversible Lungenüberblähung mit Atemnot) in Betracht gezogen, insbesondere wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde (FEV1, Luftmenge, die in der ersten Sekunde forciert ausgeatmet werden kann) unter 45 % des Sollwertes.
  • Residualvolumen (RV, verbleibende Luftmenge in der Lunge nach maximaler Ausatmung) über 150 % des Sollwertes.

Die genaue Auswahl der Patienten basiert auf einer detaillierten Analyse der Lungenfunktion (Messung der Atemkapazität und -leistung) und der Verteilung des Emphysems.

Operationsverfahren

Es stehen verschiedene ELVR-Techniken zur Verfügung, die sich in ihrem Ansatz und ihrer Reversibilität unterscheiden:

  • Ventiltherapie (Einsetzen von Einwegventilen in die Bronchien): Hierbei werden endobronchiale Ventile (kleine Klappen in den Atemwegen) eingesetzt, die es ermöglichen, dass Luft aus überblähten Lungenbereichen entweicht, jedoch nicht zurückströmt. Dies führt zum Kollaps des behandelten Lungenabschnitts und reduziert die Überblähung. Dieses Verfahren ist reversibel (umkehrbar), da die Ventile entfernt werden können.
  • Coil-Implantation (Einsatz von Spiralen zur Stabilisierung der Atemwege): Metallspiralen (Coils) werden in die betroffenen Bronchien (Luftwege in der Lunge) eingebracht, um das Lungengewebe (funktionelles Gewebe der Lunge) zu komprimieren und die Elastizität zu verbessern. Dieses Verfahren ist teilreversibel (bedingt rückgängig zu machen), da die Coils theoretisch entfernt werden können, dies jedoch mit Aufwand verbunden ist.
  • Bronchoskopische Thermoablation (BTVA, Gewebezerstörung durch Hitze): Durch die Anwendung von Wärmeenergie (gezielte Hitzezufuhr) wird Lungengewebe zerstört, um die Überblähung zu reduzieren. Dieses Verfahren ist irreversibel (nicht rückgängig zu machen).

Postoperative Nachsorge

Nach der ELVR ist eine engmaschige Nachkontrolle erforderlich, um Komplikationen (unerwünschte Nebenwirkungen) frühzeitig zu erkennen. Folgende Maßnahmen sind wichtig:

  • Regelmäßige Lungenfunktionskontrollen (Messung der Atemkapazität) zur Beurteilung der Wirksamkeit des Eingriffs.
  • Bildgebende Verfahren (Diagnose durch Röntgen oder Computertomographie) zur Überprüfung der Lungenareale.
  • Physiotherapie (gezielte Atem- und Bewegungstherapie) und Atemtraining, um die Lungenfunktion weiter zu verbessern.
  • Medikamentöse Therapie (Einnahme von Medikamenten) zur Kontrolle der Grunderkrankung (z. B. inhalative Bronchodilatatoren und Kortikosteroide zur Erweiterung der Bronchien und Reduktion von Entzündungen).

Mögliche Komplikationen

Wie bei allen medizinischen Eingriffen können auch bei der ELVR Komplikationen (unerwünschte Nebenwirkungen) auftreten:

  • Ventiltherapie: Risiko eines Pneumothorax (Lungenkollaps durch Luftansammlung zwischen Lunge und Brustfell).
  • Coil-Implantation: Mögliche Nebenwirkungen sind Hämoptysen (Bluthusten) und Verschlechterungen der COPD (chronische Lungenkrankheit mit Atemwegsverengung).
  • BTVA: Kann zu entzündlichen Reaktionen (Schwellung und Reizung des Gewebes) im behandelten Lungengewebe führen.

Vergleich der Operationsmethoden

Methode Prinzip der Behandlung Reversibilität (Umkehrbarkeit) Mögliche Komplikationen
Ventiltherapie Blockierung der Luftzufuhr zu emphysematösen Lungenbereichen, sodass sie kollabieren und die gesunde Lunge effizienter arbeitet. Reversibel (vollständig umkehrbar) Pneumothorax (Lungenkollaps), Schleimretention (Ansammlung von Bronchialsekret)
Coil-Implantation Kompression der überblähten Lungenabschnitte durch Metallspiralen zur Verbesserung der Lungenmechanik. Teilreversibel (bedingt umkehrbar) Hämoptyse (Bluthusten), Exazerbationen der COPD (plötzliche Verschlechterung der Lungenfunktion)
Bronchoskopische Thermoablation (BTVA) Hitzeinduzierte Verkleinerung des Lungenvolumens durch kontrollierte Gewebezerstörung. Irreversibel (nicht umkehrbar) Entzündungsreaktionen, Fieber, verstärkte Dyspnoe (Atemnot)
Chirurgische Lungenvolumenreduktion (LVRS, operative Entfernung von Lungengewebe) Operative Resektion emphysematöser Lungenabschnitte zur Volumenreduktion. Irreversibel (nicht umkehrbar) Lungenentzündung, verlängerte Beatmung, erhöhtes Operationsrisiko

Fazit

Die ELVR bietet eine weniger invasive (schonendere) Alternative zur chirurgischen Lungenvolumenreduktion und kann bei sorgfältig ausgewählten Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem (Lungenüberblähung mit Atemnot) zu einer Verbesserung der Lungenfunktion (Atmungsleistung) und Lebensqualität (Alltagsbelastbarkeit) führen. Die Wahl des geeigneten Verfahrens sollte individuell unter Berücksichtigung der Krankheitsmerkmale (klinische Schwere der Erkrankung) und potenzieller Risiken erfolgen.

Literatur

  1. Verfahren zur Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem. Vorbericht (vorläufige Nutzenbewertung). Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Auftrag: Version: Stand: N14-04 1.0 30.06.2016
  2. Buttery SC et al.: Comparative Effect of Lung volume reduction surgery for Emphysema and Bronchoscopic lung volume reduction with valve placement: the CELEB trial. 2022 European Respiratory Society International Congress in Barcelona