Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) – Symptome – Beschwerden
Für das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) existieren kaum Frühsymptome!
Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Bronchialkarzinom hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Bronchialkarzinom und werden oft zuerst bemerkt:
- Änderung der Hustenqualität: Vor allem ein Reizhusten tritt bei über 60 % der Betroffenen auf.
- Abgeschlagenheit und Leistungsknick: Betroffene fühlen sich häufig schwach und verspüren einen Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit (tritt bei ca. 50 % der Betroffenen auf).
- Gewichtsabnahme: Unerklärlicher Gewichtsverlust ist ein häufiges Zeichen (tritt bei ca. 45 % der Betroffenen auf).
- Dyspnoe (Atemnot): Atembeschwerden und Kurzatmigkeit treten bei ca. 35 % der Betroffenen auf.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines fortschreitenden Bronchialkarzinoms:
- Giemen: Pfeifende Atemgeräusche, die durch eine Verengung der Atemwege verursacht werden
- Sputum oder Hämoptyse (Bluthusten): Auswurf von Schleim oder Blut; tritt bei ca. 30 % der Betroffenen auf
- Fieber: Fieberschübe können bei ca. 20 % der Betroffenen auftreten.
- Nachtschweiß: Nächtliches Schwitzen ist ein häufiges Begleitsymptom.
- Pneumonie (Lungenentzündung): Komplikation durch Bronchialkarzinom; tritt bei ca. 20 % der Betroffenen auf
- Thoraxschmerz (Brustwandschmerzen): Treten bei ca. 15 % der Betroffenen auf
- Krampfanfälle oder zerebrale Anfälle: Diese neurologischen Symptome treten bei ca. 15 % der Betroffenen auf.
- Trommelschlegelfinger: Verdickte Fingerendglieder, ein Zeichen fortgeschrittener Erkrankung, treten bei ca. 7 % der Betroffenen auf
Bei fortgeschrittenem Tumorwachstum treten häufig zusätzliche Symptome auf:
- Heiserkeit (Dysphonie): Dies kann durch die Kompression oder Infiltration des Nervus laryngeus recurrens entstehen (tritt bei ca. 10 % der Betroffenen auf).
- Ipsilateraler Zwerchfellhochstand: Dies tritt bei Affektion des Phrenikusnervs auf.
- Dysphagie (Schluckstörung): Dies kann durch Tumorwachstum im Bereich der Speiseröhre entstehen.
- Hypotonie (niedriger Blutdruck): Dies tritt bei einem Perikarderguss (Herzbeutelerguss) auf.
- Schulter-Arm-Syndrom: Schmerzen und Taubheit im Schulter-Arm-Bereich treten bei ca. 7 % der Betroffenen auf.
- Obere Einflussstauung (OES): Diese entsteht bei einer Verengung der Vena cava superior und tritt bei ca. 5 % der Betroffenen auf.
- Knochenschmerzen: Treten bei Skelettmetastasen auf
- Neurologische Symptome: Dies tritt bei Betroffenen mit Hirnmetastasen auf.
Bei länger als drei Wochen anhaltendem Husten, der nicht auf Therapieversuche anspricht, sollte der Verdacht auf Bronchialkarzinom überprüft werden!
Paraneoplastisches Syndrom
Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom kann auch ein sogenanntes paraneoplastisches Syndrom im Vordergrund stehen. Dieses sind stoffwechselbedingte Symptome, die in einem unmittelbarem Zusammenhang mit einem Tumorleiden auftreten, jedoch nicht durch den Tumor bzw. seine Metastasen direkt verursacht werden:
- Dermatologische Symptome
- Acanthosis nigrican ‒ schmutzigbraune bis -graue Hautveränderungen, meist beidseitig symmetrisch in Achselhöhlen, Gelenkbeugen sowie im Nacken- und Geschlechtsbereich
- Exfoliative Dermatitis (Schälrötelsucht)
- Erythema exsudativum multiforme (Synonyme: Erythema multiforme, Kokarden-Erythem, Scheibenrose) – im oberen Korium (Lederhaut) auftretende akute Entzündung, die zu typischen kokardenförmigen Läsionen führt; man unterscheidet eine Minor- und eine Major-Form
- Erythema gyratum repens – Hautrötung, die bevorzugt am Stamm und an den proximalen Extremitäten auftritt; typisch bei diesem Krankheitsbild sind streifenförmige oder granuläre angeordnete, halskrauseartig schuppende Erytheme (Hautrötungen). Diese wandern täglich um ein bis 2 cm.
- Erythroderma – Rötung der gesamten Haut
- Howel-Evans-Syndrom (Tylosis) – palmo-plantare Hyperkreatose/Bildung von Hornschwielen an Händen und Füßen; extrem seltene Erkrankung der Haut; sehr hohe Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus (40-100 % Penetranz)
- Nekrolytisches migrierendes Erythem
- Pruritus (Juckreiz)
- Sweet-Syndrom (Synonym: akute febrile neutrophile Dermatose) – Krankheitsbild, das mit Fieber und Bildung von multiplen roten Knötchen und Plaques vor allem im Gesicht und an den Extremitäten einhergeht, dabei kommt es auch zu einer Erhöhung der neutrophilen Granulozyten (gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen); mögliche Trigger sind Infektionserkrankungen, Arzneimittel und Neoplasien (Neubildungen); mögliche hämatologische Krankheiten (Bluterkrankungen): myeloische Leukämien, myelodysplastische und myeloproliferative Erkrankungen, chronische Leukämien, Paraproteinämien
- Urtikaria (Nesselsucht)
- Endokrine Syndrome
- Cushing-Syndrom – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus; Überangebot von Cortisol) führen
- Gynäkomastie (Brustdrüsenvergrößerung des Mannes)
- Hypercalcämie (Calciumüberschuss) (Tumorhypercalcämie; tumorbedingter erhöhter Calciumspiegel im Blut) und Hyperphosphatämie (Phosphatüberschuss) durch ektope Produktion (Produktion eines Hormons an einem nicht üblichen Ort) eines parathormonverwandten Peptids (PTHrP; Parathormon related Protein)
- Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom) durch ektope ACTH-Produktion
- Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) (Synonym: Schwartz-Bartter-Syndrom) – es besteht in Bezug auf die Blutplasma-Osmolalität eine unangemessene hohe Ausschüttung von Antidiuretischem Hormon (ADH; ADH-Exzess); dieses führt zu einer zu geringen Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren mit der Entstehung eines hochkonzentrierten Urins; die Folge ist eine Hyperhydratation (Überwässerung) mit Verdünnungshyponatriämie ("Verdünnungs-Natriummangel"), die zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) führen kann.
Ätiologie (Ursachen): in ca. 80 % der Fälle paraneoplastisch bei Patienten mit einem kleinzelligen Bronchialkarzinom; weitere mögliche Ursachen sind: Hirnblutungen, Hirntumor, Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung), Legionellenpneumonie (Lungenentzündung durch den Erreger Legionella pneumophilia), Tuberkulose, Karzinome (Ausschlussdiagnose)
Symptome: Nausea (Übelkeit), Anorexie (Appetitlosigkeit), Cephalgie (Kopfschmerzen)
- Hämatologische Syndrome (Erkrankungen des Blutes, bösartigen Erkrankungen der Lymphknoten und des lymphatischen Systems)
- Autoimmunhämolytische Anämie – erworbene hämolytische Anämie (Blutarmut), die durch Autoantikörper, d. h. durch Antikörper, die gegen eigene Antigene gerichtet sind, verursacht wird.
- Chronische Anämie (chronische Blutarmut)
- Erythrozytose – Vermehrung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
- Koagulopathie (Gerinnungsstörung)
- Leukozytose mit Eosinophilie – Vermehrung der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) mit Zunahme der eosinophilen Leukozyten)
- Leukämoide Reaktion – überschießende reaktive Leukozytose mit Auftreten von Vorstufen der weißen Zellreihe im peripheren Blut
- Mikroangiopathische hämolytische Anämie (Synonym: thrombotisch-thrombopenische Purpura (TTP); Moschkowitz-Syndrom) – Symptomenkomplex aus Thrombosen (Blutgerinnsel) in den kleinsten Gefäßen, durch welche die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zerstört werden (mikroangiopathische Hämolyse)
- Thrombophlebitis – Entzündung von oberflächlichen Venen
- Thrombozytose, -penie – krankhafte Vermehrung bzw. Verminderung der Thrombozyten (Blutplättchen)
- Thrombophilie (Thromboseneigung)
- Kollagenosen-Vaskulitis Syndrome
- Dermatomyositis oder Polymyositis (entzündliche, rheumatische Erkrankungen, die zu den sogenannten Kollagenosen gezählt werden)
- Metabolische Syndrome (stoffwechselbedingte Syndrome)
- Hypourikämie – Verminderung des Harnsäurespiegels im Blut bezeichnet (Abfall der Serumharnsäurekonzentration unter 2,0 mg/dl)
- Laktatazidose – Azidose (Übersäuerung) aufgrund zu hoher Blutlaktatspiegel
- Neurologische Symptome
- Enzephalomyelitis – Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis)
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS; Synonyme: Idiopathische Polyradikuloneuritis, Landry-Guillain-Barré-Strohl-Syndrom); zwei Verlaufsformen: akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie bzw. chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems); idiopathische Polyneuritis (Erkrankungen mehrerer Nerven) der spinalen Nervenwurzeln und peripheren Nerven mit aufsteigenden Lähmungen und Schmerzen; tritt meist nach Infektionen auf [sehr selten]
- Lambert-Eaton-Syndrom: Autoimmunerkrankung des peripheren Nervensystems mit großer Ähnlichkeit zur Myasthenia gravis; proximall betonte Myopathie (Muskelerkrankung) durch Antikörper gegen die präsynaptischen Calciumkanäle
- Mononeuritis multiplex – sensorische Störungen und Schwächen in der Verteilung von ≥ 2 betroffen peripheren Nerven
- Myasthenia gravis – Störung der neuromuskulären (von Nerv zu Muskel) Reizübertragung, die sich in einer schweren belastungsabhängigen Muskelschwäche und schnell einsetzender Ermüdbarkeit äußert. Die Muskelschwäche tritt asymmetrisch auf und kann einzelne oder mehrere Muskeln betreffen.
- Renale Syndrome (nierenbedingte Syndrome)
- Glomerulonephritis – beidseitige Entzündung der Nieren bezeichnet, bei der die Nierenkörperchen und hier die Glomerula zuerst betroffen sind
- Nephrotisches Syndrom – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; die Symptome sind Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust; Hypoproteinämie, periphere Ödeme (Wassereinlagerungen) durch eine Hypoalbuminämie (erniedrigter Gehalt an Albumin im Blut), Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)
- Skelettale Syndrome
- Pierre-Marie-Bamberger-Syndrom: hypertrophe Osteoarthropathie, die mit schmerzhaften Schwellungen vor allem im Bereich der Diaphysen der langen Röhrenknochen sowie trommelschlegelartigen Verbreiterung der Finger und Zehen und Uhrglasnägeln einhergehen
- Trommelschlegelfinger
Beachte: Ein Patient mit Lungenkarzinom und einem paraneoplastischen Syndrom soll aufgrund der Symptome nicht von einem potenziell kurativem Therapieansatz ausgeschlossen werden [S3-Leitlinie].