Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) – Einleitung

Beim Bronchialkarzinom (BCA) – umgangssprachlich Lungenkrebs genannt – handelt es sich um eine bösartige Tumorerkrankung der Lunge. Es ist die häufigste maligne (bösartige) Erkrankung weltweit und führt oft zu einer späten Diagnosestellung aufgrund fehlender spezifischer Frühsymptome.

Synonyme und ICD-10: Bronchial carcinoma; Bronchialcarcinom; Bronchogenes Karzinom; Lungenkarzinom; ICD-10-GM C34.-: Bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge

Bronchialkarzinome machen bei Männern ca. 14-25 % aller malignen (bösartigen) Tumoren aus und bei Frauen 7-12 %. Es ist bei Frauen der dritt-, bei Männern der zweithäufigste maligne (bösartige) Tumor. Ebenso ist die Lunge die zweithäufigste Lokalisation von Fernmetastasen (Metastase/Tochtergeschwulst, die sich nicht in der Nähe des Primärtumores und des regionalen Lymphknotensystems befindet) extrathorakaler (außerhalb des Brustkorbes befindlich) Tumoren, in 20 % der Fälle die einzige Lokalisation derselben.

Formen der Bronchialkarzinome

Formen der Bronchialkarzinome nach WHO

Adenokarzinome der Lunge (LUAD, engl.: Lung Adenocarcinoma)

  • Häufigkeit: 25-40 %
  • Besonders häufig bei Nichtrauchern, Frauen und jüngeren Patienten (< 45 Jahre)

Plattenepithelkarzinome der Lunge

  • Häufigkeit: 25-40 %
  • Stark mit Tabakkonsum assoziiert

Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC, engl.: Small Cell Lung Cancer)

  • Häufigkeit: 13-15 %
  • Typische Unterformen:
    • Extensive-Stage-SCLC (ES-SCLC)
      • Ca. 2/3 der SCLC-Fälle
      • Charakterisiert durch große Tumormassen (Bulky-Disease)
      • Definition Bulky-Disease: Großvolumige Tumor- oder Lymphknotenkonglomerate, tumorbedingte Mediastinalverbreiterung

Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome (NSCLC, engl.: Non-Small Cell Lung Cancer)

  • Häufigkeit: 10-15 %
  • Subtypen:
    • Adenosquamöse Karzinome
    • Karzinoidtumor
    • Bronchialdrüsenkarzinom
    • Andere Karzinomarten

Genetische Formen der Bronchialkarzinome

Einige genetische Mutationen und Aberrationen sind eng mit spezifischen Subtypen verbunden:

Adenokarzinome

  • EGFR-Mutationen: Häufig bei Nichtrauchern und asiatischen Patienten
  • ALK-Translokationen: Selten, tritt oft bei jüngeren Nichtrauchern auf
  • KRAS-Mutationen: Häufigste Mutation bei Rauchern mit Adenokarzinomen

Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC)

  • TP53-Mutationen: In > 90 % der Fälle
  • RB1-Mutationen: Ebenfalls häufig

Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome (NSCLC)

  • MET-Exon-14-Skipping-Mutationen: Bei älteren Patienten und Rauchern
  • ROS1-Translokationen: Selten, ähnlich wie ALK-Translokationen

Diese genetischen Marker sind für die personalisierte Therapie (z. B. zielgerichtete Therapie oder Immuntherapie) von Bedeutung.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 3 : 1. Das Bronchialkarzinom ist die zweithäufigste Krebserkrankung des Mannes und die dritthäufigste bei Frauen. Beim Adenokarzinom liegt das Geschlechterverhältnis von Männern zu Frauen bei 1 : 6.

Häufigkeitsgipfel: Das mediane Erkrankungsalter liegt zwischen 68 und 70 Jahren. Das Maximum des Auftretens des Bronchialkarzinoms bei Männern liegt zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr. 

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Raucher erkranken zehn- bis 20-mal häufiger an Lungenkrebs als Nichtraucher.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 52 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Europa). Jährlich gibt es in Deutschland etwa 50.000 Neuerkrankungen.

Verlauf und Prognose 

Verlauf

Das Bronchialkarzinom verläuft häufig uneinheitlich und wird in den meisten Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Nahezu 75 % aller Patienten werden in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert, sodass meistens nur noch eine palliative Behandlung möglich ist, d. h. eine Behandlung, die nicht auf die Heilung einer Erkrankung abzielt, sondern darauf, die Symptome zu lindern oder sonstige nachteilige Folgen zu reduzieren.

  • Frühe Stadien: In den frühen Stadien kann der Tumor noch lokalisiert sein, und die Behandlungsmöglichkeiten umfassen operative Eingriffe, Bestrahlung und Chemotherapie.
  • Fortgeschrittene Stadien: In fortgeschrittenen Stadien hat der Tumor oft bereits Metastasen gebildet, was die Behandlung komplizierter macht. Die Therapie zielt hier vor allem auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität ab.

Prognose

Die Prognose des Bronchialkarzinoms hängt primär von der Art des Tumors sowie dem Stadium zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ab.

  • Kleinzellige Bronchialkarzinome (SCLC): Diese Form des Lungenkrebses hat eine besonders schlechte Prognose, da sie schnell wächst und schnell hämatogen ("auf dem Blutwege") Metastasen bildet. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 5 %.
  • Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome (NSCLC): Diese Tumoren wachsen relativ langsam und bilden langsamer Metastasen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 11 %.
  • Adenokarzinome: Die 5-Jahres-Überlebensrate für Adenokarzinome liegt bei etwa 17 % (alle Stadien).

Die allgemeine 5-Jahres-Überlebensrate für Lungenkrebs hat sich in den vergangenen 30 Jahren aufgrund medizinischer Fortschritte und einer Reduktion des Rauchens verbessert. Aktuell beträgt die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei Männern etwa 17 % und bei Frauen etwa 22 % [2].

  • Mortalitätsrate: 26 % aller krebsbedingten Todesfälle bei Männern und 10 % bei Frauen sind durch das Bronchialkarzinom bedingt. Die Mortalitätsrate nimmt mit dem Alter zu, wobei der Höhepunkt bei Männern zwischen 70 und 84 Jahren und bei Frauen zwischen 75 und 85 Jahren liegt [1].
  • Lebenserwartung: Die Lebenserwartung ist stark abhängig vom Tumortyp und dem Diagnosezeitpunkt. Während kleinzellige Bronchialkarzinome eine sehr niedrige Überlebensrate haben, sind die Überlebensraten bei nicht-kleinzelligen Tumoren etwas besser.

Literatur

  1. Statistisches Bundesamt Deutschland (2007) Lungenkrebs ist die vierthäufigste Todesursache. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden. http://www.presseportal.de/pm/32102/991739
  2. Robert-Koch-Institut (RKI) Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. 2916

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 020-007OL), November 2022 Kurzfassung Langfassung