Lungenentzündung (Pneumonie) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Pneumonie (Lungenentzündung) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Pneumonie (Lungenentzündung) und werden oft zuerst bemerkt:

  • Husten: Führendes Symptom; oft mit Auswurf, das häufig früh bemerkt wird (in 90 % der Fälle)
  • Dyspnoe (Atemnot): Bei etwa 68 % der Patienten unter 65 Jahren und bei 80 % der Patienten über 65 Jahren tritt Atemnot mit erhöhter Atemfrequenz auf.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Pneumonie:

  • Fieber: Vor allem bei jüngeren Patienten (60-80 %)
  • Pleuraschmerzen: Schmerzempfindung durch die Entzündung des Rippenfells (Begleitpleuritis) (30-50 %). Kommt häufiger bei jüngeren Patienten vor.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schwäche und Abgeschlagenheit: Bei etwa 40-60 % der Patienten, besonders bei Älteren
  • Schüttelfrost: Bei ca. 30 % der Patienten; oft Zeichen einer bakteriellen Infektion
  • Kopfschmerzen: Bei etwa 20-30 % der Patienten; häufig unspezifisch
  • Verwirrtheit: Bei 20-40 % der älteren Patienten; häufig durch Hypoxie (Sauerstoffmangel)

Unspezifische Symptome

Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Appetitlosigkeit: Bei etwa 40 % der Patienten, vor allem bei älteren Menschen

Beachte

  • Patienten – insbesondere ältere Patienten (im Mittel 70 Jahre alt)  mit ambulant erworbener Pneumonie (community acquired pneumonia = CAP) können fieberfrei, aber trotzdem bakteriämisch sein. Prädiktoren für eine afebrile Bakteriämie waren in der CAPNETZ-Studie [5]
    • ein positiver Pneumokokken-Antigen-Test,
    • ein CRP-Wert > 200 mg/l und 
    • ein Harnstoffwert ≥ 30 mg/dl.
  • Bei bis zu 5 % der Patienten mit Erstverdacht einer infektiösen Pneumonie können andere pulmonale Erkrankungen vorliegen (s. u. Differentialdiagnosen) [1, 2].

In einer Studie aus dem Vereinigten Königsreich zeigten gute 86 Prozent der Patienten mit Pneumonie mindestens eines der folgenden 4 Symptome [3]:

  • Körpertemperatur > 37,8 °C (relatives Risiko [RR] = 2,6) 
  • Knisterndes Geräusch in der Lunge (RR = 1,8)
  • Puls > 100 Schläge pro Minute (RR = 1,9)
  • Arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2< 95 % (Finger-Puls-Oxymetrie) (RR = 1,7)

Pneumonie im Kindesalter

  • In einer Metaanalyse von 23 prospektiven Kohortenstudien mit insgesamt 13.833 Kinder (1 Monat bis 21 Jahre) erwies sich kein einzelnes Symptom als maßgeblich für die Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie (AEP; engl. CAP = community acquired pneumonia) [4].
    Assoziationen ergaben sich für:
    • Erhöhte Körpertemperatur (> 37,5 °C); Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt)  80-92 %, Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) 47-54 %
    • Tachypnoe (Atemfrequenz > 40/Min bei Kindern > 12 Monate); Sensitivität 79 %, Spezifität 51 % 
    • Mindestens moderate Hypoxämie (Sauerstoffsättigung ≤ 96 %); Sensitivität 64 %, Spezifität von 77 %
    • Erhöhte Atemarbeit + Atemgeräusche ("grunting"), Nasenflügeln und thorakale Einziehungen
    • Thoraxschmerz (bei Jugendlichen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Pneumonie)
    Eine normale Sauerstoffsättigung (SpO2) im peripheren arteriellen Blut (> 96 %) reduzierte die Wahrscheinlichkeit einer Pneumonie.

Weitere Hinweise

  • Ggf. Auftreten eines abdominellen Befundes (" Pneumoniebauch")
    • Fehlen der reflektorische Abwehrspannung
    • Fehlen von Darmgeräuschen
    • meist Oberbauchschmerzen, Meteorismus (Blähungen) und Erbrechen
  • Beachte: Bei Neugeborenen können bei bestehender Peritonitis (Bauchfellentzündung) oft die reflektorische Bauchdeckenspannung und der Meteorismus fehlen.

Lobärpneumonie versus Bronchopneumonie

Eine Lobärpneumonie kann bereits frühzeitig durch den akuten Beginn der Symptomatik von einer Bronchopneumonie unterschieden werden, deren Symptome sich eher schleichend entwickeln.

Lobärpneumonie – Verlaufsform, bei der die Entzündung des Lungengewebes ganze Lappen der Lunge betrifft – unbehandelt 

  • Akuter Beginn
  • Fieber – Febris continua um 39-40 °C
  • Husten mit Auswurf, welcher ab dem zweiten Tag meist rotbraun mit Fibringerinnseln ist
  • Tachypnoe (> 20 Atemzüge pro Minute in Ruhe)
  • Oberflächliche Atmung/Dyspnoe (Atemnot), evtl. Nasenflügelatmen
  • Schüttelfrost
  • Tachykardie zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute
  • Eventuell begleitende Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Bei ausgedehntem Krankheitsgeschehen zentrale Zyanose blau-rote Färbung der Haut und zentralen Schleimhäute/Zunge infolge Sauerstoffmangel des Blutes – möglich
  • Atemabhängiger Thoraxschmerz (Brustschmerzen) bei einer Begleitpleuritis/Rippenfellentzündung
  • Eventuell Hämoptyse (Bluthusten)
  • Starkes Schwitzen
  • Häufig Herpes labiales (Lippenherpes)

Durch die heutige Anwendung von Chemotherapeutika sind solche Verläufe einer Lobärpneumonie mittlerweile eher selten zu beobachten.

Bronchopneumonie – Verlaufsform, bei der die Entzündung herdförmig die Umgebung von Bronchien betrifft

  • Unregelmäßiges Fieber, langsam ansteigend
  • Schleimig-eitriger Auswurf
  • Bei Kindern Erbrechen, Krämpfe und Zeichen eines meningealen Syndroms (Erkrankung der Hirnhäute, welches diverse Symptome hervorruft, z. B. Kopfschmerzen, Nackensteife)

Atypische Pneumonie 

  • Schleichender Beginn
  • Trockener Reizhusten
  • Mäßiges Fieber ohne Schüttelfrost
  • Nur wenig Auswurf
  • Kopf- und Muskelschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Rauer Hals
  • Nausea (Übelkeit), Erbrechen
  • Geringeres individuelles Krankheitsgefühl

Nosokomiale Pneumonie (hospital-acquired pneumonia, HAP)

Da bereits die Verdachtsdiagnose als therapierelevant zu betrachten ist, wird die Diagnose einer HAP bei einem neuen oder progredientem Lungeninfiltrat (röntgenologisch sichtbare Gewebeverdichtung innerhalb der Lunge, die als Folge eines Entzündungsgeschehens auftritt), in Kombination mit zwei oder drei weiteren Kriterien gestellt:

  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen) > 10.000 oder < 4.000
  • Fieber > 38,3 °C
  • purulentes (gelblich verfärbtes) Sekret

Literatur

  1. Musher DM et al.: Can an etiologic agent be identified in adults who are hospitalized for community-acquired pneumonia: results of a one-year study. J Infect 2013 Jul;67(1):11-8. doi: 10.1016/j.jinf.2013.03.003. Epub 2013 Mar 19.
  2. Little BP et al.: Outcome of recommendations for radiographic follow-up of pneumonia on outpatient chest radiography. AJR Am J Roentgenol 2014 Jan;202(1):54-9. doi: 10.2214/AJR.13.10888.
  3. Moore M et al.: Predictors of pneumonia in lower respiratory tract infections: 3C prospective cough complication cohort study. European Respiratory Journal 2017 50: 1700434. doi: 10.1183/13993003.00434-2017
  4. Shah SN, Bachur RG, Simel DL, et al.: Does this child have pneumonia? The rational clinical examination systematic review. JAMA 2017 Aug 1;318(5):462-471. doi: 10.1001/jama.2017.9039.
  5. Suttorp N et al.: [CAPNETZ. The competence network for community-acquired pneumonia (CAP)] Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz . 2016 Apr;59(4):475-81. doi: 10.1007/s00103-016-2318-7.