Lungenentzündung (Pneumonie) – Prävention
Zur Prävention der Pneumonie (Lungenentzündung) muss des Weiteren auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Fehl- und Mangelernährung, Unterernährung – Führt zu einer geschwächten Immunabwehr.
- Übermäßige Zufuhr von Kupfer, Cadmium und Blei – Fördert oxidativen Stress und beeinträchtigt die Atemwegsbarriere.
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Vitamin C, D und Zink erhöht das Pneumonie-Risiko.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Schwächt die zelluläre Immunantwort und erhöht das Risiko für Aspiration.
- Tabak (Rauchen) – Schädigt die mukoziliäre Clearance (Reinigungsmechanismen) der Atemwege und erhöht das Risiko für bakterielle Infektionen. [1, 2]
- Bettlägerigkeit
- Immobilität – Reduziert die Lungenbelüftung, fördert Sekretstau und erhöht das Risiko einer Pneumonie.
- Aspiration – Einatmen von Mageninhalt, Speiseresten oder Fremdkörpern bei eingeschränktem Bewusstsein oder Reflux.
- Tragen von Zahnprothesen während des Nachtschlafs – Erhöht das Pneumonie-Risiko um das 2,38-fache [4]
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Luftschadstoffe (Feinstaub, Schwefeldioxid) – Chronische Belastung verschlechtert die Lungenfunktion und erhöht das Risiko für Infektionen.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Um einer Pneumonie (Lungenentzündung) durch Pneumokokken oder Influenza-Viren vorzubeugen, sollte bei folgenden Personen eine Pneumokokken- bzw. Grippe-Schutzimpfung erfolgen:
Pneumokokken-Schutzimpfung
- Lebensalter über 65 Jahre
- Asplenische Patienten – Patienten ohne Milz
- Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Nephrotisches Syndrom – Symptomenkomplex bei Nierenerkrankungen
- Patienten mit geschwächter Abwehrlage – z. B. HIV-Infektion, Chemotherapie, Immunsuppressive Therapie
- Schwerwiegende pulmonale und/oder kardiale Grunderkrankung – Grunderkrankungen von Lunge und Herz
- Vor Splenektomie – vor Entfernung der Milz
Grippe-Schutzimpfung (Influenza)
- Alter über 60 Jahre
- Chronische Erkrankungen
- Epidemien
- HIV-infizierte Patienten
- Immunsupprimierte Patienten
- Patienten in Pflege- oder Seniorenheimen
- Personen mit erhöhtem Risiko – z. B. Pflegepersonal
Hygienemaßnahmen
- Regelmäßige Händedesinfektion – Reduziert die Übertragung von Keimen.
- Mundhygiene – Vorbeugung oropharyngealer Infektionen bei Risikopatienten.
Lebensstilinterventionen
- Ausreichende Bewegung – Mobilisierung zur Verbesserung der Lungenventilation.
- Nikotinverzicht – Bessere mukoziliäre Clearance (Selbstreinigungsmechanismus des Atmungstraktes) und Lungenfunktion.
Präventionsprogramm zur Reduktion nosokomialer Pneumonie
Zur Prävention der nosokomialen Pneumonie (hospital-acquired pneumonia, HAP; Krankenhaus-Pneumonie) sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Hochstellen des Kopfteils des Bettes (mindestens 30°)
- Husten und Atemübungen mit Spirometrie (medizinisches Verfahren zur Messung und Aufzeichnung des Lungen- bzw. Atemvolumens)
- Zweimal täglich Mundhygiene mit Chlorhexidin inklusive Zahnpflege [3]
- Alle Mahlzeiten im Sitzen einnehmen
- Mobilisierung des Patienten mit guter Schmerzkontrolle
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention der Pneumonie zielt darauf ab, die Ausbreitung der Erkrankung zu minimieren und Komplikationen frühzeitig zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Frühe mikrobiologische Diagnostik – Differenzierung zwischen bakterieller und viraler Pneumonie.
- Bildgebung – Thoraxröntgen bei Verdacht auf Pneumonie zur Abklärung und Verlaufskontrolle.
- Medikamentöse Therapie
- Antibiotika – Frühzeitige Gabe bei bakterieller Pneumonie.
- Antivirale Medikamente – Einsatz bei Influenza-assoziierten Pneumonien.
- Risikomanagement
- Behandlung von Grunderkrankungen – Optimierung bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Diabetes oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
- Prävention von Sekundärinfektionen – Prophylaktische Maßnahmen bei beatmeten Patienten.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention der Pneumonie konzentriert sich auf die Vermeidung von Langzeitfolgen und die Förderung der Genesung bei komplizierten Pneumonien.
- Langzeitmanagement
- Behandlung chronischer Lungenschäden – Einsatz von bronchienerweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten.
- Sauerstofftherapie – Bei persistierenden Einschränkungen der Atemfunktion.
- Rehabilitation
- Atemphysiotherapie – Verbesserung der Lungenfunktion und Mobilisierung von Sekreten.
- Ernährungstherapie – Korrektur von Mangelernährung zur Unterstützung der Immunabwehr.
- Patientenschulung
- Hygieneschulungen – Anleitung zu effektiven Hygienemaßnahmen im Alltag.
- Impfaufklärung – Förderung der Impfbereitschaft zur Vermeidung von Rezidiven.
Literatur
- Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Almirall J, Bolíbar I, Serra-Prat M, Roig J, Hospital I, Carandell E, Agustí M, Ayuso P, Estela A, Torres A; the Community-Acquired Pneumonia in Catalan Countries (PACAP). New evidence of risk factors for community-acquired pneumonia: a population-based study. Eur Respir J. 2008 Jan 23.
- Iunuma T, Arai Y, Abe Y et al.: Denture Wearing during Sleep Doubles the Risk of Pneumonia in the Very Elderly. J Dent Res 2015; 94 (3 Suppl): 28-36.