Lungenembolie – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Lungenembolie hinweisen:
Das Beschwerdebild ist abhängig von der Größe des Thrombus! Falls es zu einer massiven Lungenembolie (d. h. Verlegung von mehr als 50 % der Lungenstrombahn; in ca. 5-10 der Fälle aller Lungenembolien) kommt, dann zeigt sich das nachfolgend beschriebene Vollbild einer Lungenembolie.
Beachte: Das klinische Bild einer akuten Lungenembolie ist häufig nicht spezifisch; nur in ca. 20 % der Fälle lässt sich eine Lungenembolie objektiv bestätigen [2].
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Lungenembolie und werden oft zuerst bemerkt:
- Akut einsetzender Thoraxschmerz (Brustschmerzen)*: Dieser Schmerz wird oft als sehr stark empfunden und tritt in 70-80 % der Fälle auf.
- Atemnot (Dyspnoe)* und gesteigerte Atemfrequenz (Tachypnoe): Diese Symptome treten akut auf und betreffen 80-90 % der Betroffenen.
- Angst, Beklemmung und vegetative Symptome (z. B. Schweißausbrüche): Diese Symptome treten bei etwa 50 % der Patienten auf.
- Husten: Ein häufiges Symptom, das bei etwa 40 % der Betroffenen auftritt.
- Kurze Bewusstlosigkeit (Synkope): Tritt bei etwa 10-20 % der Patienten auf.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Lungenembolie:
- Erniedrigter Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxämie) oder erniedrigter Kohlenstoffdioxidpartialdruck im Blut (Hypokapnie): Diese Zustände treten bei einem Großteil der Patienten auf. Genaue Zahlen variieren je nach Schweregrad der Embolie.
- Zu schneller Herzschlag (Tachykardie): Ein Herzschlag von über 100 Schlägen pro Minute; bei 30-50 % der Fälle
- Bluthusten (Hämoptyse): Dieses Symptom tritt bei etwa 10 % der Betroffenen auf.
- Herzaktionen, die als ungewöhnlich wahrgenommen werden (Palpitationen): Dieses Symptom wird in etwa 10 % der Fälle berichtet.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Schmerzen, die denen bei Angina pectoris (Brustenge) ähneln: Diese treten bei etwa 4 % der Patienten auf.
- Bläuliche Verfärbung der Haut (Zentrale Zyanose): Ein Hinweis auf erniedrigten Sauerstoffgehalt im Blut; bei 15-20 % der Patienten
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Ein gefährlich niedriger Blutdruck kann auftreten; betrifft 20-30 % der Fälle
- Schock: Eine schwere Komplikation, die in schweren Fällen auftreten kann (bei ca. 5 % der Fälle).
*Atemsynchroner Schmerz mit Ruhedyspnoe (Auftreten einer Atemnot in Ruhe)
Weitere Hinweise
- Bei ca. 20 % aller Patienten mit einer Lungenembolie findet sich keine tiefe Beinvenenthrombose (TBVT; Beinschmerzen, einseitige Beinschwellung, Schmerzen und Rötung eines Beins).
- In ca. 20-30 % der Fälle einer Lungenembolie handelt es sich um ein idiopathisches thromboembolisches Ereignis ("ohne erkennbare Ursache").
- Je nach der Größe des verlegten Gefäßes kann eine Lungenembolie asymptomatisch oder letal (tödlich) verlaufen.
- Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie (s. u. "Körperliche Untersuchung")
PERC-Kriterien ("pulmonary embolism rule-out") [1]
Eine sofortige CT-Pulmonalisangiographie (CTPA) soll danach nur durchgeführt werden, wenn eines der folgenden 8 PERC-Kriterien vorliegt:
- Anamnese (Krankengeschichte)
- Patientenalter > 50 Jahre
- Lungenembolie oder tiefe Venenthrombose (TVT) in der Vorgeschichte
- Hormoneinnahme (orale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie bzw. Einnahmen von Östrogenen bei männlichen oder weiblichen Patienten)
- kürzliches Trauma oder kürzliche Operation
- Klinische Befunde/Labordiagnostik
- Einseitige Beinschwellung
- Hämoptyse (Bluthusten)
- Arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2): ≤ 94 %
- Pulsfrequenz: ≥ 100 Schläge/Minute
Hinweis: Die Anwendung der PERC-Kriterien führt in den USA zu unter 2 % übersehenen Lungenembolien.
4PEPS-Strategie (4-Level Pulmonary Embolism Clinical Probability Score) [3]
Alter < 50 | -2 |
Alter 50-60 | -1 |
Chronische Atemwegserkrankung | -1 |
Puls < 80/min | -1 |
Brustschmerz und akute Dyspnoe (Atemnot) | +1 |
Männlich | +2 |
Östrogentherapie | +2 |
VTE in der Anamnese | +2 |
Synkope | +2 |
Immobilität in den letzten vier Wochen | +2 |
Pulsoxymetrie gemessen Sauerstoffsättigung < 95 % | +3 |
Knöchelschmerz und/oder einseitiges Extremitätenödem (Schwellung der Extremitäten) |
+3 |
Lungenembolie als wahrscheinlichste Diagnose | +5 |
Legende: VTE (Venöse Thromboembolie)
Interpretation
- < 0: sehr niedrig; Lungenembolie-Ausschluss ohne weitere Tests
- 0-5: niedrig; Ausschluss, wenn D-Dimere <1,0 µg/ml
- 6-12: mittelhoch; Ausschluss, wenn D-Dimere unter dem Alters justiert Grenzwert
- >12: Hoch; Ausschluss nur durch Bildgebung ohne vorherigen D-Dimer-Test
Die Genauigkeit des Scores wurde in zwei unabhängigen Kohorten mit einer Lungenembolieprävalenz von 22 % bzw. 12 % beurteilt.
Der Score kann auch mittels einer App genutzt werden: https://peps.shinyapps.io/PEPS/.
Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie (LE) [s. u. "Körperliche Untersuchung"].
Literatur
- Kline JA et al.: Clinical criteria to prevent unnecessary diagnostic testing in emergency department patients with suspected pulmonary embolism. J Thromb Haemost. 2004 Aug;2(8):1247-55.
- Di Nisio M, van Es N, Buller HR: Deep vein thrombosis and pulmonary embolism. Lancet 2016;388:3060-3073 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30514-1
- Roy PM et al.: Derivation and Validation of a 4-Level Clinical Pretest Probability Score for Suspected Pulmonary Embolism to Safely Decrease Imaging Testing. JAMA Cardiol 2021; https://doi.org/10.1001/jamacardio.2021.0064