Luftröhrenentzündung (Tracheitis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Tracheitis bezeichnet eine Entzündung der Luftröhre, die durch verschiedene Ursachen wie Infektionen, allergische Reaktionen oder mechanische und chemische Reize ausgelöst werden kann. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch eine Schädigung der Schleimhäute der Luftröhre, was zu typischen Symptomen wie Husten, Halsschmerzen und Atembeschwerden führt. Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Formen der Tracheitis.

Formen der Tracheitis nach Ursache

1. Allergische Tracheitis

Die allergische Tracheitis wird durch eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare ausgelöst. Infolge der allergischen Reaktion kommt es zu einer Schleimhautschwellung und vermehrten Schleimbildung in der Luftröhre. Die Aktivierung von Mastzellen und die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren führen zu einer Reizung der Atemwege.

  • Mechanismen: Die allergischen Entzündungsreaktionen sind in der Regel IgE-vermittelt. Die Freisetzung von Histamin und Leukotrienen führt zu einer Schwellung der Schleimhäute und einer Bronchokonstriktion (Verengung der Atemwege).

2. Chemisch-irritative Tracheitis

Bei der chemisch-irritativen Tracheitis wird die Luftröhre durch chemische Reizstoffe wie Rauch, Dämpfe oder toxische Gase geschädigt. Diese Reizstoffe lösen eine Entzündungsreaktion aus, die zu einer Verletzung des Epithels der Luftröhre und einer Beeinträchtigung der mukoziliären Clearance (Selbstreinigungsmechanismus) führt.

  • Mechanismen: Die Reizung der Schleimhäute führt zu einer vermehrten Sekretproduktion und einer Schwellung der Luftröhre, was Husten und Atembeschwerden auslöst. Die chronische Exposition gegenüber Reizstoffen wie Zigarettenrauch kann zur Atrophie des Epithels und einer dauerhaften Schädigung der Atemwege führen.

3. Infektiöse Tracheitis

Die infektiöse Tracheitis wird durch verschiedene Viren, Bakterien oder Pilze verursacht. Die Infektion führt zu einer Entzündung der Schleimhäute der Luftröhre und einer erhöhten Schleimproduktion.

a) Virale Tracheitis

Viren sind die häufigsten Erreger einer infektiösen Tracheitis, insbesondere bei Kindern und immungeschwächten Personen. Zu den häufigsten viralen Erregern zählen:

  • Adenoviren
  • RS-Viren (Respiratory Syncytial Virus)
  • Parainfluenzaviren

Diese Viren dringen in die Epithelzellen der Luftröhre ein und vermehren sich dort, was zu einer Zellzerstörung und einer Entzündungsreaktion führt. Die mukoziliäre Clearance wird durch die Zerstörung des Flimmerepithels gestört, was zur Ansammlung von Schleim und infizierten Zellen führt.

b) Bakterielle Tracheitis

Bakterielle Erreger spielen eine geringere Rolle, treten aber oft als Sekundärinfektion nach einer viralen Infektion auf. Häufige bakterielle Erreger sind:

  • Haemophilus influenzae
  • Klebsiella pneumoniae
  • Staphylococcus aureus
  • Streptococcus pneumoniae

Bakterielle Infektionen der Luftröhre führen zu einer eitrigen Entzündung, die durch die Freisetzung von Exotoxinen und anderen bakteriellen Toxinen gekennzeichnet ist. Diese Toxine verursachen eine Schädigung der Schleimhaut und eine starke Schwellung der Luftröhre.

c) Mykotische Tracheitis

Pilzinfektionen der Luftröhre sind selten und treten vor allem bei immungeschwächten Patienten auf. Die häufigste Ursache einer mykotischen Tracheitis ist eine Infektion durch Candida-Arten.

  • Mechanismen: Bei Immunsuppression (z. B. durch HIV, Chemotherapie) können Pilze wie Candida die Schleimhaut der Luftröhre besiedeln und eine chronische Entzündung verursachen.

4. Mechanisch-irritative Tracheitis

Die mechanisch-irritative Tracheitis entsteht durch mechanische Reize, wie z. B. durch Fremdkörper in der Luftröhre oder durch eine Intubation bei operativen Eingriffen. Diese mechanische Irritation führt zu einer Reizung der Schleimhaut und zu einer lokalen Entzündungsreaktion.

  • Mechanismen: Durch die mechanische Reizung kommt es zu einer Schleimhautschädigung und einer lokalen Ödembildung, was zu einer Beeinträchtigung der Atemwege führt.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Mukoziliäre Dysfunktion

Unabhängig von der Ursache führt die Entzündung der Luftröhre häufig zu einer Schädigung des Flimmerepithels, was die mukoziliäre Clearance beeinträchtigt. Die eingeschränkte Selbstreinigung der Atemwege begünstigt die Sekretretention und erhöht das Risiko für sekundäre Infektionen.

Sekretretention und Atelektasen

Bei schwereren Verläufen, insbesondere bei bakteriellen oder mykotischen Infektionen, kann es zu einer übermäßigen Schleimproduktion kommen, die die Atemwege blockiert und das Risiko für Atelektasen (Kollaps von Lungenabschnitten) erhöht.

Klinische Manifestation

Leitsymptome

  • Husten: Meist trocken oder mit Auswurf, je nach Ursache der Tracheitis.
  • Atembeschwerden: Schwellung und Entzündung der Luftröhre führen zu einem Gefühl von Enge in der Brust und Atemnot.
  • Schmerzen im Brustbereich: Vor allem bei tiefem Einatmen und Husten.

Fortgeschrittene Symptome

  • Fieber: Bei infektiöser Tracheitis häufiges Symptom, insbesondere bei bakteriellen oder viralen Infektionen.
  • Stridor: Ein pfeifendes Atemgeräusch kann auftreten, wenn die Luftröhre stark geschwollen ist oder durch Schleim blockiert wird.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen

Die chronische Reizung und Entzündung der Luftröhre kann zu Fibrosen und einer dauerhaften Schädigung der Schleimhäute führen. In schweren Fällen kann es zu einer Verengung der Atemwege durch Narbenbildung kommen.

Systemische Auswirkungen

Bei schweren Infektionen, insbesondere bei immungeschwächten Patienten, kann sich die Entzündung auf die unteren Atemwege ausbreiten und zu einer Bronchitis oder Pneumonie (Lungenentzündung) führen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Atemwegsobstruktion: Die Schwellung und Schleimansammlung in der Luftröhre kann die Atemwege blockieren und die Atmung erschweren.
  • Schädigung des Flimmerepithels: Die fortschreitende Zerstörung des Flimmerepithels beeinträchtigt die Fähigkeit der Luftröhre, Schleim und Fremdkörper zu entfernen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Regeneration des Flimmerepithels

Nach einer akuten Phase kann sich das Flimmerepithel der Luftröhre wieder regenerieren, wenn die Ursache der Entzündung beseitigt wird. Bei chronischer oder wiederholter Exposition gegenüber Reizstoffen bleibt jedoch eine dauerhafte Schädigung des Epithels bestehen.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen

  • Erhöhte Atemarbeit: Der Körper kompensiert die Atemwegsobstruktion durch verstärkte Atemarbeit, was jedoch zu Erschöpfung führen kann.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Tracheitis kann durch verschiedene Ursachen wie Allergene, chemische Reizstoffe, Infektionen oder mechanische Irritationen ausgelöst werden. Die Entzündung der Luftröhre führt zu typischen Symptomen wie Husten, Atembeschwerden und Schleimbildung. Bei schweren Verläufen kann die Tracheitis zu einer Obstruktion der Atemwege und einer Schädigung des Flimmerepithels führen, was das Risiko für sekundäre Infektionen erhöht.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Nikotinabusus
  • Stimmüberlastung – durch übermäßige Beanspruchung der Stimmbänder (z. B. bei Sängern oder Lehrern)

Krankheitsbedingte Ursachen

Atmungssystem (J00-J99)

  • Allergische Tracheitis
  • Infektiöse Tracheitis, die durch Bakterien, Viren oder Pilze bedingt ist
  • Postintubationstracheitis – nach längerer Intubation oder Tracheostomie

Verdauungssystem (K00-K93)

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) – wiederholte Reizung der Trachea durch aufsteigende Magensäure

Weiteres

  • Berufliche Exposition – Exposition gegenüber Staub, Dämpfen oder anderen Schadstoffen am Arbeitsplatz
  • Iatrogene Tracheitis – durch medizinische Eingriffe, z. B. endoskopische Untersuchungen oder Strahlentherapie

Umweltbelastungen – Intoxikationen 

  • Chemisch-irritative Tracheitis – durch chemische Stoffe wie z. B. Reizgas bedingt
  • Mechanisch-irritative Tracheitis – durch mechanische Reize bedingt
  • Kälteexposition – längere Einwirkung von kalter Luft, besonders bei ungeschütztem Atemweg