Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – Prävention
Zur Prävention der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Antioxidantien und essentiellen Mikronährstoffen kann oxidativen Stress erhöhen und die Entwicklung von COPD fördern.
- Obst- und gemüsearme Ernährung – Eine reduzierte Zufuhr von Obst und Gemüse steigert das Risiko für die Entstehung einer COPD.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen, Passivrauchen) [2, 3] – Der wichtigste Risikofaktor für das Entstehen einer COPD ist das Rauchen.
Auch das Rauchen der chinesischen Wasserpfeife ist mit einem erheblichen Anstieg des COPD-Risikos assoziiert, obwohl der Tabakrauch durch Wasser gefiltert wird [4].
Laut der CanCOLD-Studie (5176 Personen ab 40 Jahren; populationsbasierte, prospektive Canadian Cohort of Obstructive Lung Disease Study (CanCOLD-Studie)) sind allerdings 29 % der COPD-Patienten Nichtraucher [5].
Passivraucher als Kind (Eltern rauchen) [8]
- Tabak (Rauchen, Passivrauchen) [2, 3] – Der wichtigste Risikofaktor für das Entstehen einer COPD ist das Rauchen.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Androide Körperfettverteilung, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor
Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte:
- Männer < 94 cm
- Frauen < 80 cm
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Berufsbedingte Stäube – quarzhaltige Stäube (Quarzfeinstaub gilt als Gruppe 1-Karzinogen), Baumwollstäube, Getreidestäube, Schweißrauche, Mineralfasern, irritative Gase wie Ozon, Stickstoffdioxid oder Chlorgas
- Exposition gegenüber biogenen Heizmaterialien (Kohle, Holz etc. über mindestens zehn Jahre) [5]
- Holzfeuer [1]
- Innenraumbelastung (Kochen und Heizen durch die Verbrennung von Naturmaterialien)
- Luftschadstoffe: Feinstaub, Ozon, Schwefeldioxid
- Pestizide (Patienten, die beruflich mit Pestiziden hantieren) [9]
- Schiffsemissionen (Schweröl; Diesel) [6]
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Faktoren:
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Gen: AQP5
- SNP: rs3736309 im Gen AQP5
- Allel-Konstellation: AG (0,44-fach)
- Allel-Konstellation: GG (0,44-fach)
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Ernährung
- Obst und Gemüse: Jede zusätzliche tägliche Portion Obst oder Gemüse senkt bei ehemaligen und aktuellen Rauchern das Risiko um 4-8 %, eine COPD zu entwickeln [7]
- Umweltbezogene Maßnahmen
- Reduktion der Luftverschmutzung – Maßnahmen zur Verringerung der Feinstaub- und Schadstoffbelastung in Wohn- und Arbeitsumgebungen.
Primärprävention
Die Primärprävention zielt darauf ab, die Entwicklung einer COPD zu verhindern.
- Rauchentwöhnung und Prävention des Rauchens – Programme zur Tabakentwöhnung sind die effektivste Maßnahme.
- Reduktion von Passivrauchbelastung – Besonders wichtig bei Kindern und Nichtrauchern.
- Förderung von sauberer Energie – Reduzierung der Exposition gegenüber Holz- und Kohlerauch, insbesondere in Entwicklungsländern.
- Aufklärung über berufsbedingte Risiken – Schulungen und Schutzmaßnahmen für Arbeiter in staub- oder schadstoffbelasteten Berufen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Stadien der COPD zu erkennen und zu behandeln.
- Früherkennung durch Spirometrie – Regelmäßige Lungenfunktionstests bei gefährdeten Personen (z. B. Raucher, beruflich Exponierte).
- Reduktion von Komorbiditäten – Behandlung von Adipositas und metabolischen Syndromen, die die Krankheitsprogression beschleunigen können.
- Schutz vor Infektionen – Regelmäßige Grippe- und Pneumokokkenimpfungen, um Exazerbationen zu verhindern.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die Verhinderung von Exazerbationen und Komplikationen bei bereits bestehender COPD.
- Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT) – Für Patienten mit chronischer Hypoxämie zur Verbesserung der Lebensqualität.
- Lungenrehabilitation – Atemphysiotherapie, Schulungen und moderates Bewegungstraining zur Verbesserung der Lungenfunktion und des Wohlbefindens.
- Medikamentöse Kontrolle – Verwendung von Bronchodilatatoren und inhalativen Kortikosteroiden zur Stabilisierung der Symptome.
Literatur
- Zhang JJ, Smith KR: Household air pollution from coal and biomass fuels in China: measurements, health impacts, and interventions. Environ Health Perspect. 2007 Jun;115(6):848-55. Epub 2007 Feb 27
- Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- She J, Yang P, Wang Y, Qin X, Fan J, Wang Y, Gao G, Luo G, Ma K, Li B, Li C, Wang X, Song Y, Bai C: Chinese Water-Pipe Smoking and the Risk of COPD. Chest. 2014 Oct 1;146(4):924-31. doi: 10.1378/chest.13-1499.
- Tan WC et al.: Characteristics of COPD in never-smokers and ever-smokers in the general population: results from the CanCOLD study. Thorax 2015;70:822-829
- Sapcariu SC et al.: Metabolic Profiling as Well as Stable Isotope Assisted Metabolic and Proteomic Analysis of RAW 264.7 Macrophages Exposed to Ship Engine Aerosol Emissions: Different Effects of Heavy Fuel Oil and Refined Diesel Fuel. Published: June 27, 2016 http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0157964
- Kaluza J et al.: Fruit and vegetable consumption and risk of COPD: a prospective cohort study of men. Thorax 2017 Feb 22. pii: thoraxjnl-2015-207851. doi: 10.1136/thoraxjnl-2015-207851.
- Diver WR et al.: Secondhand Smoke Exposure in Childhood and Adulthood in Relation to Adult Mortality Among Never Smokers. Am J Prev Med 2018;55(3):345-352. doi: https://doi.org/10.1016/j.amepre.2018.05.005
- De Matteis S et al.: Lifetime occupational exposures and chronic obstructive pulmonary disease risk in the UK Biobank cohort Thorax Published Online First: 26 January 2022. doi: 10.1136/thoraxjnl-2020-216523